Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin
wagte er die Frage: »Wo ist denn nun meine tugendhafte Braut?«
Schwester Archibalda sah zu Schwester Eloise hinüber, die immer noch nicht aufsehen wollte.
»Sie hat es Euch also noch nicht gesagt?« fragte Archibalda.
»Was denn?« Peril schwante nichts Gutes. »Was habt Ihr mir nicht gesagt, Schwester Eloise?«
»Eure Lordschaft, könnten wir das ganz unter uns besprechen?« fragte die alte Nonne leise.
Ganz unter uns? Seine Hoffnung, die Sache kurz und schmerzlos hinter sich zu bringen, schmolz dahin. Er wies alle mit Ausnahme der Nonnen und Pater Basset an, den Saal zu verlassen, und spürte ein merkwürdiges Gefühl in der Magengrube. Sein bohrender Blick zwang Eloise schließlich doch, den Kopf zu heben. Als die Haupttüren ins Schloss fielen, stellte sie sich neben Schwester Archibalda. Und sie sah nicht glücklich aus.
»Wo ist meine Braut?« wiederholte er mit Nachdruck. »Ich habe mich Euren vermaledeiten Bedingungen unterworfen … auch der Kandidatenprüfung, und die habe ich bestanden. Wo ist die Braut?«
»Hier, Mylord.« Eloise drückte ihm das Holzkästchen aus dem Kloster in die Hand.
Er öffnete es und entdeckte darin den kleinen Silberspiegel. »Was hat das zu bedeuten?« Er nahm ihn heraus und hielt ihn ins Licht.
»Der ist nicht für Euch bestimmt, Eure Lordschaft, sondern für Schwester Eloise«, sagte Archibalda. Sie nahm ihm den Spiegel ab und reichte ihn Eloise, die ihn hochhielt und hineinsah, so dass Peril auch ihr Spiegelbild sehen konnte. »Um ihr ein Bild von der Braut zu zeigen.«
Er sah die Nonnen verständnislos an.
»Verdammt noch mal, Schwester, wenn ich etwas noch weniger leiden kann als Sprücheklopfer, dann Leute, die in Rätseln sprechen. Sagt mir nun frei heraus, was zum Teufel das heißen soll.«
»Ich bin es«, sagte Schwester Eloise sichtlich gequält. »Die Äbtissin verfügt, dass ich Euch heirate.«
Man hätte hören können, wie eine Feder zu Boden schwebt.
Eloises kummervolle Miene verriet ihm, dass sie die Wahrheit sprach. Hier vor Gott und Pater Basset – der gerade auf die Knie plumpste – erklärte sie, dass er sie heiraten sollte.
»Aber Ihr seid doch Nonne! Ihr dürft nicht heiraten. Ihr habt ja schon einen himmlischen Bräutigam!«
»Bitte, Eure Lordschaft«, sagte Schwester Archibalda und ergriff gleichzeitig seinen und Eloises Arm. »Wenn Ihr doch nur meine Erklärung anhören wolltet. Ich weiß, dass das ein Schock ist – das ist es immer. Aber es ist bei weitem die beste Methode, einen unbekannten Freier auf seine Ehetauglichkeit zu prüfen und mit der geeigneten Braut zu beliefern. Die Kandidatenprüferin ist immer eine Novizin, eine junge Frau im Kloster, die noch nicht ihr Gelübde abgelegt hat. Wenn der Kandidat deren Gunst gewinnen kann, dann wird sie ihm als Braut gegeben.«
»A … aber das ist … List und Tücke!« stammelte er.
»Nein, Sir, das ist gesunder Menschenverstand. Wer eignet sich denn besser für die Ehe als eine Frau, die bereits die edleren Wesenszüge eines Mannes schätzt und seinen Fall der Äbtissin unseres Klosters vorgelegt hat?«
»Es ist unredlich, eine Frau unter einem Vorwand zu schicken – das ist eine unverschämte Lüge!« Er wandte sich an Eloise. »Ich hielt Euch für eine echte Nonne, die Gott versprochen ist.«
»Das war ich auch«, sagte Eloise mit Tränen in den Augen. »Zumindest bildete ich mir das ein.«
»Aber Ihr wusstet doch, dass Ihr nicht das Gelübde abgelegt hattet.« Dann wandte er sich empört an Schwester Archibalda. »Ihr schicktet mir eine unerfahrene Maid, um über mich zu urteilen?«
»Die Äbtissin schickte die für die Aufgabe am besten geeignete. Eloise d’Argent mag Novizin sein, aber unerfahren ist sie mit ihren einundzwanzig Jahren kaum. Sie ist bewandert in Ackerbau und Viehzucht sowie Hauswirtschaft und Gutsverwaltung, versteht sich aufs Schreiben wie auf die Buchführung. Nach allem, was ich hier so sehe und höre, habt Ihr und Euer Gut bereits reichlich und vortrefflich Nutzen aus all ihren Begabungen gezogen.«
Sie ließ den Earl los und legte einen Arm um Eloise.
»Die Äbtissin glaubte, nachdem sie Eloises Bericht gelesen und den Willen unseres Herrn erforscht hat, dass keine Frau in unserem Kloster sich besser als Eure Braut eignet. Daher ihr Befehl an Schw … – ich meine Eloise, Euch zu heiraten.«
»Ein Befehl?« Dieser neue Schachzug ließ ihn zurückweichen. Ganz verstört fragte er seine kreidebleiche Prüferin: »Man hat Euch befohlen, mich zu
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