Cora - MyLady 334 - Clay, Merilyn - Miss Tessa aus Amerika
Geheimnisse zu enthüllen.
Während die Nacht langsam verstrich, zerbrach Penwyck sich den Kopf, wie er Miss Darby zeigen könnte, dass er sie verehrte, sie respektierte, ihre Ansichten schätzte und… sie liebte. Während er nachdenklich aus dem Fenster starrte und zusah, wie sich draußen der Nebel auflöste, kam ihm plötzlich die Lösung.
Voll. Energie lief er zum Klingelzug und zerrte daran.
Wenige Momente später kam verschlafen der Buder in den Raum geschlurft. »Sie haben geläutet, Mylord?«
»Ich habe Durst, Jenkins. Bitte lassen Sie mir eine Kanne starken Kaffee und etwas gebutterten Toast auf mein Zimmer bringen.«
»Sehr wohl, Sir.«
Sobald der Butler das Zimmer verlassen hatte, griff Penwyck zu dem Rock, den er letzte Nacht getragen hatte und der immer noch leicht nach Miss Darbys Parfüm roch, und durchforstete die Taschen. Nachdem er gefunden hatte, wonach er suchte, trat er an den Kamin und zerriss das cremeweiße Blatt Papier in Stücke. Gerade als er sie in die Flammen flattern ließ, wurde die Tür einen Spalt geöffnet. Penwyck wandte sich um.
»Ich dachte, ich hätte ein Geräusch gehört«, flüsterte seine Mutter. »Was um alles in der Welt treibst du hier um diese Zeit?« Ihren Morgenmantel enger um sich ziehend, trat sie ein. Sie entdeckte die Papierschnipsel und fragte:
»Was verbrennst du denn da, mein Lieber?«
»Nichts, Mutter.«
»Nun, irgendetwas muss es doch gewesen sein!« Neugierig blickte sie ins Feuer.
»Also gut, wenn du es unbedingt wissen willst, Mutter, es war eine Liste«, sagte Lord Penwyck widerstrebend.
»Was für eine Liste?« fragte Lady Penwyck hartnäckig weiter.
»Eine Liste mit Namen, die ich nun nicht mehr brauche, denn ich habe mich endlich entschieden, wen ich heiraten will.«
Lady Penwyck strahlte über das ganze Gesicht. »Das ist ja herrlich, mein Lieber! Sag mir gleich, wer es ist.«
Penwyck fasste sie um die Schultern und lächelte sie voll Zuneigung an. »Das, meine liebe Mutter, werde ich noch nicht tun.«
Er beugte sich hinab und küsste sie auf die Wange. Danach griff er zu seinem Rock und schritt zur Tür. Bevor er im Flur verschwand, sagte er jedoch noch augenzwinkernd:
»Es hat gar keinen Zweck, wenn du anhand der nicht verbrannten Schnipsel herauszufinden versuchst, wer die junge Dame ist – sie hat nie auf meiner Liste gestanden.«
Als Tessa am Morgen erwachte, war sie in weitaus besserer Stimmung, als sie erwartet hatte. Sie führte das auf ihr Zusammentreffen mit dem maskierten Fremden zurück.
Der Gentleman hatte ihr voll Verständnis zugehört, und obwohl sie immer noch nach Amerika zurückkehren musste, fühlte sie sich merkwürdig befreit von den Schrecken ihrer Vergangenheit.
Wenn sie an das ungewöhnliche Erlebnis denken musste, stellte sie sich hin und wieder vor, dass der Fremde gar kein Fremder war, dass es Lord Penwyck gewesen war. So weit hergeholt schien das nicht Sie hatte das Gesicht des Maskierten nicht gesehen, und er trug das gleiche Kostüm wie Lord Penwyck.
Natürlich wusste sie, dass er es nicht gewesen war, denn warum hätte er seine Identität verbergen sollen? Außerdem hatten sie zuvor gerade miteinander getanzt, er hatte keinen Grund gehabt, ihr in den Garten zu folgen. Doch es war irgendwie tröstlich, so zu tun, als hätte er ihr so mitfühlend zugehört und als wären es seine Arme gewesen, die sie festgehalten hatten.
Bevor Tessa das Zimmer verließ, setzte sie sich an ihren hübschen kleinen Schreibtisch und zog ein frisches Blatt Papier hervor. Bis zu ihrer Abreise hatte sie noch eine Menge zu erledigen: Abschiedsgeschenke für Lady Penwyck und Mrs. Montgomery, ein letzter Besuch bei Deirdre Randall, diverse Dankesschreiben. Um auch nichts zu vergessen, schrieb sie alle diese Punkte auf eine Liste.
Sie lächelte. Lord Penwyck hätte sicher gelacht, wenn er gewusst hätte, dass sie sich ein Beispiel an ihm genommen und eine Liste erstellt hatte.
Da sie damit rechnete, dem Earl beim Lunch zu begegnen, zog sie ein hübsches neues Morgenkleid aus grünem Damast mit hellem Spitzenbesatz an. Danach steckte sie ihr Haar mit einem Perlenkamm auf, nahm die Liste und ging nach unten.
Sie traf Lord Penwyck in der Eingangshalle an, wo er gerade mit dem Butler sprach. Tessa wartete, bis der Butler entlassen war, und trat dann auf den Earl zu.
»Ah, Miss Darby«, grüßte er freundlich. Überaus freundlich.
Tessa war über die Wärme in seiner Stimme etwas erstaunt. Auch heute sah er wieder sehr
Weitere Kostenlose Bücher