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Corbins 01 - Wer Das Paradies Nur Finden Will ...

Corbins 01 - Wer Das Paradies Nur Finden Will ...

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drückte sie in den Sessel zurück.
    Banner war den Tränen nahe und
glaubte, den Druck von Adams Händen noch zu spüren, obwohl er sie längst
fortgenommen hatte. »Ich bin kein Quacksalber«, sagte sie. »Ich habe bei Dr.
Emily Blackwill in der New York Infirmary studiert.«
    Adam war vor ihr in die Hocke
gegangen. Seine Hände ruhten auf den Sessellehnen, und Banner wagte nicht, sich
zu rühren. »Dr. Blackwell«, wiederholte er nachdenklich. »Das ist eine gute
Empfehlung. Sehr gut sogar.«
    »Ja.« Mehr brachte Banner nicht über
die Lippen. Wie hypnotisiert starrte sie auf das weiche schwarze Haar, das sich
unter Adams offenem Hemdkragen kräuselte.
    »Ich würde trotzdem gern Ihr Diplom
sehen.«
    Banner setzte zu einer beleidigenden
Antwort an, aber dann sagte sie nur: »Sie sind unerträglich.«
    »Ja«, gab er lächelnd zu. »Das
Diplom, bitte.«
    Fast hätte sie ihn zu ihrem
Arztkoffer geschickt, der auf dem restlichen Gepäck stand, aber sie hielt sich
gerade noch rechtzeitig zurück. Es befanden sich noch andere Papiere darin, die
weder dieser Mann noch sonst jemand sehen sollte. »Sie werden schon aufstehen
müssen, Sir, wenn Sie erwarten, daß ich Ihren Wunsch erfülle.«
    Adam richtete sich auf und bedeutete
Banner mit einer Handbewegung, es ihm nachzutun.
    Mit soviel Würde, wie sie noch
aufbringen konnte, holte Banner ihre Papiere und reichte sie Dr. Corbin.
    Er las sie mit ausdrucksloser Miene,
musterte Banner prüfend und las die Papiere noch einmal. »Banner könnte ein
Männername sein«, meinte er dann sinnend. »Sie könnten die Papiere gestohlen
haben — Ihrem Vater, Ihrem Bruder ... oder Ihrem Mann.«
    Banner errötete. »Das ist eine
unverschämte Unterstellung! Ich habe sie mir verdient, und das war
nicht leicht, wenn man bedenkt, mit wie vielen arroganten Narren ich mich
auseinandersetzen mußte!«
    Obwohl Adams Lippen fest
zusammengepreßt waren, erschien ein belustigtes Funkeln in seinen Augen.
»Bezeichnen Sie mich als arroganten Narren, Miss ... Dr. O'Brien?«
    »Ja.«
    Diesmal lachte er ganz offen, um
dann fortzufahren, als hätte Banner nichts gesagt: »Morgen nehme ich Sie zu
meinen Visiten mit, dann werden wir schon sehen, ob Sie Ärztin sind oder
nicht.«
    Heiße Röte stieg Banner ins Gesicht,
aber sie wußte, daß sie sich nicht weigern konnte, ihn zu begleiten, weil er
sonst nie aufhören würde, sie zu belästigen. Das Beste war, ihn von Anfang an
von ihren Kenntnissen zu überzeugen. »Ich werde bereit sein«, erklärte sie.
    »Gut. Ich hole Sie um Punkt sieben
Uhr ab.«
    »Um sieben«, bestätigte Banner.
    Sichtbar zufrieden — für den Moment
jedenfalls verließ Adam Corbin das Haus. Und obwohl Banner froh war, allein zu
sein, kam es ihr ohne ihn ganz merkwürdig leer vor.
    Sie zerbrach sich noch immer den
Kopf über dieses seltsame Gefühl, als Jenny zurückkam, um das Teegeschirr
abzuräumen.
    »Es gibt nur einen Adam«, bemerkte
sie mit aufreizend verständnisvollem Lächeln.
    »Gott sei Dank!« versetzte Banner.
    Jenny wirkte gekränkt. »Sie irren
sich, Dr. O'Brien«, sagte sie kühl. »Ihr Essen steht in der Küche.« Damit ging
sie hinaus, und Banner blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.
    In der Küche begann sie, heißhungrig
die Graupensuppe zu essen. Sie schmeckte köstlich, genau wie das Brot und
alles andere, was Jenny zubereitet hatte.
    »Sie mögen Dr. Corbin sehr, nicht
wahr?« fragte Banner, als ihr schlimmster Hunger gestillt war.
    Jenny drehte sich um. »Er ist ein
guter Mensch«, entgegnete sie ernst. »Zu gut vielleicht.«
    »Gut? Wie können Sie sagen, er sei
gut, Jenny, wenn er ...«
    »Wenn er Mr. Henderson das Kinn
zerschmettert hat?« schloß Jenny, und eine leise Röte stieg in ihre Wangen.
    Banner wurde blaß. »Du lieber
Himmel! Er hat dem armen Mann das Kinn zerschlagen?«
    Jenny nahm ein rotkariertes
Küchentuch in die Hand und warf es dann wieder auf den Tisch. »Ja!« »Warum?«
erkundigte sich Banner betroffen.
    Jenny schob trotzig die Unterlippe
vor. »Adam hat Dr. Henderson bei einer Operation in Water Street erwischt«,
antwortete sie ruhig. »Stewart gab der Patientin Opium statt Äther, und die
Frau wachte auf, bevor die Operation vorbei war.«
    Banner wurde von einer solchen
Übelkeit erfaßt, daß sie die Augen schloß. »Um Gottes willen ...«
    »Die Frau schrie vor Schmerzen, bis
sie starb«, schloß Jenny.
    Banner schauerte vor Entsetzen und
umklammerte die Tischplatte, bis sie sich ein bißchen erholt hatte. Sie

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