Corbins 01 - Wer Das Paradies Nur Finden Will ...
Banner zum Haus
zurück.
»Ich habe gerade Lulani gesehen«,
sagte sie zu Adam, der an seinem Schreibtisch saß.
»Was hat sie gesagt?« fragte er
gepreßt.
»Daß sie auf dich wartet«, erwiderte
Banner erstickt.
»Das überrascht mich nicht«, meinte
Adam mit abwesender Miene. »Es sind schon Wochen vergangen.«
Banner errötete vor Zorn und
Schmerz. »Ja, Wochen«, wiederholte sie spitz.
»O'Brien.«
Sie schaute nicht auf. »Ja?«
»Sieh mich bitte an.«
Sie konnte es nicht, begriff Adam
das nicht? »Nein.« »Na schön. Ich bin auch gar nicht sicher, ob ich deinen
anklagenden Blick jetzt sehen möchte.«
»Habe ich mich etwa beklagt?« fragte
Banner empört. »Ich habe nichts getan, als dich zu pflegen und zu verwöhnen,
die ganze Zeit, und du ...«
Adam lächelte. »Das stimmt«, warf er
ein. »Eigentlich müßte ich mich sogar geschmeichelt fühlen, daß du mich für
fähig hältst, mit einer anderen Frau ins Bett zu gehen.«
»Geschmeichelt?« fragte Banner
verdutzt.
Er nickte. »Ja. Wie ich dir schon
einmal sagte, es fehlt mir die Kraft dazu, O'Brien.«
Banner senkte den Kopf und wußte
nicht, ob sie sich freuen oder gekränkt fühlen sollte. Doch ihre Verlegenheit
war so groß, daß sie rasch das Thema wechselte. »Hast du etwas von Jeff
gehört?«
»Ja. Er hat in Seattle eine Frau
kennengelernt, und bis Weihnachten werden wir ihn nicht wiedersehen. O'Brien?«
»Ja?«
»Küß mich.«
»Kommt nicht in Frage!«
»Nicht einmal, wenn ich dir
verspreche, dich morgen in die Berge mitzunehmen?«
Banner starrte ihn an. »Morgen?«
»Ja. Es wird Zeit, dich in mein
Geheimnis einzuweihen. Aber dann wirst du mir helfen müssen, es zu tragen,
O'Brien. Und laß dich warnen — es ist nicht einfach, damit zu leben.«
»Was ...«
Adam berührte ihre Lippen. »Morgen«,
sagte er und besiegelte sein Versprechen mit einem Kuß.
Der Himmel war strahlendblau, und es
wehte eine milde Brise, als Banner und Adam in den Wagen stiegen. »Du kannst es
dir noch immer überlegen, O'Brien«, sagte Adam warnend.
Banner straffte die Schultern. »Ich
begleite dich.«
Adam nickte und setzte den Wagen in
Bewegung. Mit knarrenden Rädern hielt er auf die Berge zu. Immer wieder
wunderte Banner sich während der Fahrt über die wilde Schönheit der Umgebung
und klammerte sich an der Liebe fest, die sie für den Mann an ihrer Seite empfand.
Nach einiger Zeit brachte Adam den
Wagen auf einer Lichtung zum Stehen. Hier und dort waren noch vereinzelte
Flecken Schnee zu sehen, und der Wind war merklich kühler.
»Fahren wir nicht zur Hütte weiter?«
»Nein«, erwiderte Adam. Er war plötzlich
sehr beschäftigt mit den Pferden und dem Wagen.
Banner stieg aus und ging zu ihm.
»Was immer es auch ist, Adam — ich werde versuchen, es zu verstehen«, sagte sie
beruhigend.
Adam versteifte sich. Ein bitteres
Lächeln erschien um seinen Mund. »Klar wirst du verstehen. Vergiß nur nicht,
daß du nie — niemals — darüber reden darfst, O'Brien. Weder mit meiner Mutter
noch mit Jeff. Begreifst du das?«
»Nein, ich begreife es nicht.«
»Keine Angst — du wirst es bald
verstehen.« Damit wandte er sich ab, und Banner schwieg und wartete tapfer.
Schließlich legte Adam die Hände um
den Mund und stieß einen Ruf aus, der Banner bis ins Innerste erschütterte.
»Vater!«
»Mein Gott!« flüsterte Banner.
Wieder schrie Adam, und das Echo
schien nicht mehr aufhören zu wollen.
Banner faßte Adam am Arm. »Dein
Vater, Adam? Dein Vater?«
Eine schreckliche Qual erschien in
seinem Blick. »Lulani ist die Geliebte meines Vaters, Banner! Nicht meine!«
»Aber ...«
Er hob von neuem die Hand an den
Mund und rief: »Verdammt, Vater, zeig dich endlich, oder ich komme, um dich zu
holen!«
Ein raschelndes Geräusch im Gebüsch.
»Geh zurück!« schrie eine andere männliche Stimme, von der gleichen Qual
erfüllt, die Adams Stimme verzerrte. »Bring die Frau fort!«
»Nein!« brüllte Adam. »Sie ist meine
Frau! Sie trägt dein Enkelkind unter dem Herzen. Willst du sie nicht kennenlernen?«
Die Antwort war ein Schimpfwort, das
zu Water Street gepaßt hätte und nicht in diese friedliche Umgebung. Aber
wieder raschelte es in den Büschen, und kleine Steine begannen den Abhang
hinunterzurollen.
Banner hielt sich dicht an Adams
Seite. »Wie kann er seiner Familie so etwas antun?« flüsterte sie ihrem Mann
zu.
»Das wirst du gleich sehen«,
erwiderte Adam rauh. »Geh nicht in Papas Nähe, Banner, aber schrick auch bitte
nicht
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