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Corbins 02 - Wer ein Laecheln des Gluecks einfaengt...

Corbins 02 - Wer ein Laecheln des Gluecks einfaengt...

Titel: Corbins 02 - Wer ein Laecheln des Gluecks einfaengt... Kostenlos Bücher Online Lesen
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du?« wich sie aus.
    Jeffs nachdenklicher Blick und seine
abwesende Miene gaben ihr das Gefühl, ausgeschlossen zu sein. »Ja«, antwortete
er schließlich, nach langer Überlegung. »Soll ich telegraphieren, daß wir
kommen?«
    Fancys Kehle war wie zugeschnürt,
aber sie lächelte tapfer. »Ja«, sagte sie vage.
    Jeff rief nach Walter, und als er
hinausging, lag ein ganz neuer Schwung in seinen Bewegungen und seiner Haltung.
Fancy biß sich auf die Lippen, aber dann fiel ihr wieder die
geheimnisvolle Zeichnung auf dem Schreibtisch ein. Mit zitternden Händen
breitete sie sie aus, und was sie sah, schnürte ihr die Kehle zusammen und ließ
ihren Herzschlag für einen Moment aussetzen.
    Es war der sorgfältige Entwurf eines
Segelschiffes. Mit Tränen in den Augen rollte Fancy das Blatt zusammen und
wandte sich ab. Jetzt war nichts mehr wichtig — weder das bevorstehende
Zusammentreffen mit Jeffs Familie, noch die allgegenwärtige Bedrohung, die
Temple Royce darstellte.
    Jeff wollte wieder zur See fahren.
Deshalb hatte er ein Schiff entworfen, und er hatte sich nicht einmal die Mühe
gemacht, dies seiner Frau gegenüber auch nur mit einem einzigen Wort zu
erwähnen!
    Kein Wunder, dachte Fancy betrübt.
Vermutlich hat er mit einer Szene gerechnet, mit Tränen, Vorwürfen und
ärgerlichen Worten. Aber er wird sich wundern! nahm sie sich vor und hob
trotzig das Kinn. Sie würde es mit kühler Würde hinnehmen, wenn er dieses
Thema ansprechen sollte, auch wenn ihr das Herz dabei brach!
    Als Jeff zurückkehrte, nachdem er
Walter beauftragt hatte, eine Antwort an seine Mutter zu telegraphieren, hockte
Fancy auf der Fensterbank und starrte betrübt in den blühenden Garten hinaus.
    Sie hörte seinen Schreibtischsessel
quietschen, als er sich setzte, und sie straffte die Schultern.
    »Ich habe meine Familie sehr
vermißt«, meinte Jeff nach einer Weile. »Spokane ist ein hübscher Ort, aber
viel zu weit entfernt vom Wasser. Was hältst du davon, wenn wir uns ein Haus in
Port Hastings bauen, Fancy?«
    Ja, was? Port Hastings hatte einen
Hafen; Jeff konnte also ohne Probleme kommen und gehen und Fancy und ihre
Kinder, die sie vielleicht einmal haben würden, beruhigt unter den wachsamen
Augen seiner Familie zurücklassen.
    Fancy wandte sich nicht nach Jeff um,
sie zuckte nur mit den Schultern. »Von mir aus«, sagte sie bedrückt.
    Ihre fehlende Begeisterung fiel Jeff
nicht auf. »Natürlich ist Port Hastings Temple Royces Territorium ...« fuhr er
nachdenklich fort.
    Einen glücklichen Moment lang hoffte
Fancy, das könnte ihn davon abhalten, seinen Wohnsitz nach Port Hastings zu
verlegen. Aber natürlich war Jeff kein Mann, der seine Entscheidungen nach
solchen Gesichtspunkten traf.
    »Zum Teufel mit Temple«, murmelte
er.
    Fancys Kehle schmerzte von der
Anstrengung, ihre Tränen zurückzuhalten. »Was für ein Haus würdest du gern
bauen?« fragte sie.
    »Das kannst du selbst bestimmen«,
antwortete Jeff, doch seiner Miene und seinem Ton war zu entnehmen, daß er in
Gedanken schon wieder ganz woanders war beim Entwurf für sein neues Schiff
vermutlich.
    »Ich möchte eins mit einem
Wandelgang haben«, antwortete Fancy und drehte sich zu ihrem Mann um.
    Wie erwartet, saß er über die
Zeichnung gebeugt da, ganz in den Plan vertieft. »Gut«, meinte er gedankenverloren,
und Fancy wußte, daß er ihre Worte gar nicht richtig gehört hatte.
    Als sie das Zimmer verließ, zutiefst
verletzt, sah sie, daß eine Kutsche vor dem Haus gehalten hatte.
    Außerstande, sich jetzt mit Meredith
Whittaker oder einer anderen der Damen, die ihr seit Tagen Höflichkeitsbesuche
abstatteten, auseinanderzusetzen, raffte Fancy ihre Röcke und lief eilig die
Treppe hinauf. Im ehelichen Schlafzimmer konnte sie sich nicht verbergen, da
würde Jeff sie finden, und dann könnte sie ihre Verzweiflung nicht mehr vor ihm
verbergen.
    Sie öffnete die nächstbeste Tür und
trat ein. Das kühle, verdunkelte Zimmer bot ihr Schutz und Muße, ihre Gedanken
zu sammeln und ihre Haltung wiederzufinden.
    Sie warf sich auf ein Bett und
weinte bitterlich, bis ihr Vorrat an Tränen erschöpft war — was eine ganze
Weile dauerte. Als sie sich schließlich aufrichtete und ihre Wangen trocknete,
waren ihre Augen gerötet und geschwollen.
    Vielleicht konnte sie nun riskieren,
in ihr eigenes Zimmer zu gehen. Ein bißchen kaltes Wasser, und niemand würde
ihr mehr ansehen, daß sie geweint hatte ...
    Als sie gerade ihr Gesicht
abtrocknete, öffnete sich die Tür.

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