Corbins 04 - Wer den Weg des Herzens folgt...
kannst«,
sagte Melissa erstickt und mit tränenfeuchten Augen. »Obwohl du es die ganze
Zeit gewußt hast. Mein Gott, wie kannst du nur mit dir leben?«
Quinn wirkte so verblüfft, und so
gereizt, daß Melissa mit dem Zeigefinger auf den Artikel wies. »Bitte!«
Beim Lesen wirkte Quinn aufrichtig
schockiert. Was für ein Schauspieler er ist! dachte Melissa empört.
»Der Friedensrichter, der uns
getraut hat, ist ein Betrüger«, sagte Quinn schließlich tonlos.
Melissa schüttelte den Kopf. »Tu
bloß nicht, als hättest du das nicht gewußt«, warnte sie. »Ich weiß noch, wie
du mit ihm geredet hast — du sprachst ihn mit dem Vornamen an, ihr wart gut
bekannt! Quinn, du hättest wissen müssen, daß unsere Ehe keine rechtliche
Bedeutung hat!«
»Das kannst du doch nicht wirklich
glauben!« flüsterte Quinn betroffen.
Aber Melissa glaubte es, und der
beste Beweis dafür war Gillian — und Quinns Eingeständnis, daß er eine
Verbindung mit Melissas Familie gesucht hatte. Und dann seine erste Reaktion
auf ihre mögliche Schwangerschaft. Er war entsetzt gewesen!
Während Quinn sie anschaute,
veränderte sich etwas in seinem Gesicht. Sein Eifer, sie zu überzeugen, schien
zu verblassen, und schließlich seufzte er ergeben. »Ich nehme an, du wirst
jetzt in Port Hastings aussteigen wollen.«
Melissa schüttelte den Kopf. »So
leicht mache ich es dir nicht«, erwiderte sie kalt. »Ich fahre nach Port Riley
und werde wie geplant meine Zeitung gründen.«
Quinns Miene war verschlossen, er
wirkte plötzlich sehr viel älter. »Ich glaube, wir haben Wichtigeres zu
besprechen als diese alberne Zeitung«, sagte er hart. »Warum bist du so
versessen darauf, zu glauben, ich hätte dich getäuscht? Weil du inzwischen
beschlossen hast, daß dir die Ehe doch nicht zusagt — obwohl du mein Kind unter
dem Herzen trägst?«
Melissa war nie verwirrter oder
erschütterter gewesen. Der Schock darüber, noch unverheiratet zu sein, war einfach
zu groß. »Es ist mein Baby«, sagte sie schroff und legte schützend die
Hände auf ihren Bauch. »Es gehört dir nicht.«
Der Rest der Reise zog sich quälend
dahin. Als der Dampfer in Port Hastings anlegte, fühlte Melissa sich versucht,
von Bord zu gehen, nach Hause zu laufen und ihren Brüdern ihre Geschichte zu
erzählen. Sie würden ihre Partei ergreifen, das wußte sie, und sie sicher
rächen wollen ... Aber als das Schiff in Port Riley einfuhr, war Melissa noch an
Bord.
Quinn war ihr seit ihrem kurzen
Streitgespräch aus dem Weg gegangen. Doch als sie von Bord gingen, bestand er
darauf, sie zu begleiten, und ließ ihr Gepäck in die wartende Kutsche laden.
Melissa war wütend, aber zu müde, um
eine Szene zu machen. Sie nahm Quinns Arm und fuhr ihn an: »Was bildest du dir
ein? Ich habe nicht die Absicht, mit dir nach Hause zu fahren!«
»Dort will ich dich auch gar nicht
haben«, entgegnete Quinn brüsk. »Bringen Sie Mrs. — Miss Corbin ins State
Hotel«, forderte er den Kutscher auf.
Für Melissa war es wie eine
Ohrfeige, aber sie ließ sich ihren Schmerz nicht anmerken. Dazu war sie zu
stolz. Und als Quinn nicht in die Kutsche stieg, sondern in eine andere
Richtung ging, drehte sie sich nicht mehr nach ihm um.
Das Telegramm zitterte in Fancys
Händen. Der Lärm des Protestmarsches dröhnte ihr in den Ohren, und daher war
sie nicht sicher, richtig gelesen zu haben. Nach einem tiefen Atemzug las sie
die Worte von neuem.
Jeff und die Kinder an Windpocken
erkrankt. Ich habe alle Hände voll zu tun. Komm bitte nach Hause. Tess.
Obwohl Fancy sich Sorgen machte, mußte sie
lächeln, als sie sich Jeff mit Windpocken vorstellte. Dann schaute sie sich
suchend in der Menge um.
»Ich reise sofort zurück«, sagte
sie, als sie Banner entdeckte und reichte ihr das Telegramm.
Banners grüne Augen wurden weit.
»Donnerwetter!« sagte sie. »Ich komme mit, Fancy — Adam muß wahnsinnig viel
Arbeit haben.«
Als die beiden Frauen gepackt hatten
und den Hafei erreichten, war es schon dunkel, und das letzte Schiff war
abgefahren. Aber dann fanden sie einen Lachsfischer, de nüchtern und
vertrauenswürdig genug aussah, um sein Schiff zu mieten und sich von ihm nach
Hause fahren lassen.
Melissa versuchte etwas zu essen in dem
kleinen, einsamen Hotelzimmer, aber ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie
brachte keinen Bissen herunter. Hätte Quinn mich doch in die Arme genommen und
darauf bestanden, sofort eine neue Trauung zu vollziehen, dachte sie
unglücklich. Aber statt dessen hatte
Weitere Kostenlose Bücher