Corbins 04 - Wer den Weg des Herzens folgt...
dieser Beziehung«, erinnerte Melissa ihn trocken.
Becky kam mit dem Tablett und ging
wieder. Melissa war so entspannt, daß sie kaum etwas aß — Quinn sah sich
veranlaßt, sie zu füttern. Doch bald brachte er das Essen hinaus und drehte die
Lampe aus. Jetzt erhellte nur noch der Feuerschein das Zimmer, und Melissa fiel
in einen tiefen, erholsamen Schlaf.
Irgendwann in der Nacht erwachten
ihre Sinne, und sie war bitter enttäuscht, als sie merkte, daß es nur ein Traum
gewesen war. Quinn war nicht einmal bei ihr im Bett ...
Das Feuer war bis auf die Glut
heruntergebrannt. Von einem bedrückenden Gefühl der Einsamkeit erfüllt, richtete
Melissa sich auf. In der Stille des Zimmers kam ihr die ganze Ausweglosigkeit
ihrer Lage zu Bewußtsein. Obwohl sie ein Kind von Quinn bekam, würde sie nie
mehr als ein Spielzeug für ihn sein. Wäre seine Liebe echt gewesen, hätte er
darauf gedrängt, die Trauung zu wiederholen und ihre Ehe zu legalisieren ...
Sie zündete eine Lampe an und stand
auf, um nachzusehen, ob Quinn vielleicht auf dem Sofa am Kamin schlief. Aber
sie fand keine Spur von ihm und hatte plötzlich das unangenehme Gefühl, daß er
sich nicht einmal im Haus befand.
Mit erschreckender Deutlichkeit
wurde ihr auf einmal klar, daß sie nicht länger bleiben durfte und dieses Haus
sofort verlassen mußte. Alles andere hätte den unwiederbringlichen Verlust ihrer
Seele zur Folge gehabt.
Da sie außer dem Ballkleid keine
Kleider zur Verfügung hatte, zog sie es an, nahm ihre Notizbücher und
schlüpfte leise auf den Korridor hinaus.
In der Halle wurde sie von Schwindel
übermannt und bückte sich, um ihr Schreibmaterial abzulegen. Als sie die
Haustür endlich geöffnet hatte, klappte sie mit einem lauten Krachen wieder
zu.
Melissa erschrak, aber dann sagte
sie sich, daß es der Wind gewesen sein mußte. Doch diese Theorie erwies sich
als falsch, als Licht aufflammte und starke Hände sie erfaßten und
herumdrehten.
Ein schrecklicher Ausdruck verzerrte
Quinns Gesicht, aber Melissa sah sofort, daß es Angst war, nicht Zorn, und
empfand das unwiderstehliche Bedürfnis, ihn zu trösten.
»Ich dachte, du wärst nicht zu
Hause«, sagte sie jedoch nur lahm.
»Das sehe ich«, erwiderte er
trocken. »Ich bin auch gerade erst hereingekommen. Wo willst du hin!«
Melissa biß sich auf die Lippen und
lehnte sich an die Tür. Sie war gezwungen, sich einzugestehen, daß sie es nicht
einmal bis auf die andere Straßenseite geschafft hätte. »Ins State Hotel«, gab
sie leise zu.
»Warum?«
»Weil ich hier nicht bleiben kann.
Ich bin nicht deine Frau ... es ist nicht mein Zuhause ...«
Quinn nahm ihren Arm und schob sie
ins Arbeitszimmer, wo er sie in einen Sessel drückte und eine Lampe anzündete.
»Es ist mitten in der Nacht«, sagte er schroff, während er sich einen Brandy
einschenkte.
Melissa seufzte nur. Ich weiß,
wollte sie sagen. Und wo warst du, Quinn? Und bei wem?
Ihr Schweigen verärgerte ihn. »Ich
bringe dich morgen nach Port Hastings«, erklärte er schroff. »Vielleicht bist
du dort in Sicherheit.«
Melissa schüttelte verwundert den
Kopf. »Wenn du mich unbedingt loswerden willst, warum läßt du mich dann nicht
einfach gehen?«
»Weil es mitten in der Nacht ist und
du krank bist. Du bist noch viel zu schwach.«
Das wußte Melissa auch, aber sie
brauchte Arbeit und Ablenkung, keine Bettruhe. »Versteh mich bitte«, sagte sie
leise. »Ich kann mich dir nicht weiter hingeben, als wäre ich deine Frau ...«
»Ich bin durchaus bereit, dich zu
heiraten«, sagte Quinn, ohne jede Spur von Zuneigung in seinem Ton. »Was?«
Melissa starrte ihn betroffen an.
»Du trägst mein Kind unter deinem
Herzen«, murmelte er nach einem kräftigen Schluck Brandy. »Deshalb gehörst du
in mein Haus und in mein Bett.«
Obwohl Melissa sich nichts
sehnlicher wünschte als eine Heirat, erregte etwas in Quinns Stimme ihr Mißtrauen.
»Aber dann müßte ich das Schreiben aufgeben, nicht wahr — und auch die
Redaktion?«
Quinn lehnte sich mit verschränkten
Armen an den Schreibtisch. »Wäre das zuviel verlangt, Melissa? Ein Kind
aufzuziehen, beansprucht Zeit und Energie — oder hattest du vor, den
Dienstboten diese Aufgabe zu überlassen?«
»Natürlich nicht«, entgegnete
Melissa entrüstet. Sie hätte schon gern eine Familie gehabt und den Rest ihres
Lebens mit Quinn verbracht, aber sie hegte eben auch noch andere Träume und
wußte, daß sie ohne sie verloren war.
»Ich warte auf deine Antwort«, sagte
Quinnn
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