Cordina's Royal Family 1-4
schwierig, aber als sie an Geschwindigkeit einbüßte, gewann sie an Beweglichkeit. Bennett war ihr dicht auf den Fersen, aber sie hielt sich in der Mitte und ließ ihm keinen Platz zum Überholen. Sie schoss zwischen den Bäumen hervor und auf ein Feld, das keine zwei Pferdelängen vor ihr lag. Instinktiv bog sie nach links ab und galoppierte wieder einen Hang hinauf, so dass Bennett einen Schwung bei diesem unerwarteten Manöver abfangen musste. Dennoch holte er weiter auf, so dass sie fast auf gleicher Höhe waren, als die Ställe in Sicht kamen. Lachend schwenkte sie erneut nach links und peilte eine Hecke an.
Bennett verspürte blitzartig Panik, als er sich ausmalte, wie sie von ihrem Pferd stürzte. Dann sprangen sie auch schon darüber hinweg, Seite an Seite, und donnerten den Ställen entgegen.
Pipit stand da, die Hände in die Hüften gestützt. Er hatte die beiden beobachtet, seit sie über den Hügel hinausgeschossen waren, der Wallach in Führung. Seit dem Sprung zog der Hengst mit geschmeidigen, mühelosen Bewegungen in Führung. War zu erwarten, dachte Pipit, während er die Hände an seinen Hosenbeinen rieb. Es gab kein anderes Pferd in Cordina – oder in ganz Europa, seiner Meinung nach –, das mit diesem Hengst mithalten konnte.
Doch während er zusah, wie die Frau den Abstand gering hielt, dachte er, dass Prinz Bennett endlich einen gleichwertigen Partner gefunden hatte.
Bennett zügelte sein Pferd und glitt aus dem Sattel, während er immer noch stark erregt war. Hannah war nur kurz hinter ihm. Ihr Lachen war leise und ein wenig atemlos, als sie vom Pferderücken glitt. Bennett umfing ihre Taille und drehte sie zu sich herum, bevor ihre Füße den Boden berührten.
„Wie haben Sie so reiten gelernt?”
Sie hob die Hände an seine Brust, um ihn auf Distanz und gleichzeitig ihr Gleichgewicht zu halten. „Das ist außer Literatur meine einzige Stärke. Ich hatte vergessen, wie sehr es mir in diesen letzten Monaten gefehlt hat.”
Er konnte den Blick nicht von ihr abwenden. Das war nun pures Verlangen, ursprünglich, vital. Der Ritt, den sie zusammen erleben konnten, würde genauso wild, so unbekümmert sein wie der Ritt, den sie gerade hinter sich gebracht hatten. Irgendwie ahnte er das. Aus Gründen, die er nicht beschreiben konnte, hatte er das Gefühl, zwei Frauen im Arm zu halten, eine stille und eine leidenschaftliche. Er wusste nicht, welche ihn mehr anzog.
„Reiten Sie morgen wieder mit mir aus?”
Einmal war es ein Risiko und ein Genuss gewesen. Zweimal, dass wusste Hannah, wäre ein dummer Fehler. „Ich glaube, das wird nicht möglich sein. Bei der bevorstehenden Premiere von Eves Stück gibt es im Theater viel zu tun.”
Bennett wollte nicht drängen. Er hatte sich selbst versprochen, ihr Zeit zu lassen, sie an seine Nähe zu gewöhnen. Von dem Moment auf dem Hügel an, in dem er erkannt hatte, wie viel ihm das bedeutete, war er entschlossener als je zuvor, ihr regelrecht den Hof zu machen.
Eine Premiere für den Playboy-Prinzen, dachte er, als er zurückwich und ihr die Hand küsste.
„Die Ställe stehen zu Ihrer Verfügung, wann immer Sie die Zeit finden, sie zu nutzen.”
„Vielen Dank.” Sie tastete nach ihren Haaren, um sich davon zu überzeugen, dass sich die Nadeln noch an ihrem Platz befanden. „Ich habe es sehr genossen, Bennett.”
„Ich auch.”
„Nun, Eve wird schon auf mich warten.”
„Gehen Sie nur. Pipit und ich kümmern uns um die Pferde.”
„Danke.” Sie versuchte, Zeit zu gewinnen. Als sie das erkannte, nahm Hannah sich zusammen. „Auf Wiedersehen, Bennett.”
„Hannah!” Er nickte und verfolgte, wie sie zum Palast zurückging. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er den Hals des Pferdes tätschelte.
„Ich dringe zu ihr durch, mein Freund”, sagte er. „Es wird nur etwas Zeit kosten.”
Die Zeit verging so schnell. In ihrem Zimmer eingeschlossen, hielt Hannah den Brief aus Sussex in der Hand. In diesem Umschlag würde sie Deboques Antwort auf die Forderung finden, die sie vor Tagen im Museum gestellt hatte. Ihre Hände waren ruhig, als sie sich an den Schreibtisch setzte. In dem Umschlag fand sie einen ziemlich geistlosen Brief von einer Bekannten in England. Hannah brauchte weniger als fünfzehn Minuten, um ihn zu entschlüsseln.
Bitte gewährt. Dritter Dezember, 23.30 Uhr. Café du Dauphin. Allein.
Kontaktperson wird auf Englisch nach der Zeit fragen und anschließend Bemerkung über Wetter auf Französisch machen. Sorgen
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