Cordina's Royal Family 1-4
gut.”
Sie war wütend, ausgelaugt und energiegeladen gleichzeitig – in einer Weise, wie sie es schon sehr lange nicht mehr erlebt hatte. Sie fühlte sich lebendig … und interessiert, wie sie jetzt merkte. Darüber musste sie nachdenken.
Del wurde sehr bald klar, dass es ihm ganz und gar nicht passte, für sie den Laufburschen zu spielen. Er hatte weitaus Wichtigeres zu tun als einzukaufen, und die Hälfte der Sachen, die auf ihrer Liste standen, brachten ihn dazu, sich frustriert am Kopf zu kratzen.
Was, zum Teufel, war Kerbel, und warum musste das Zeug unbedingt frisch sein?
Wofür, um alles in der Welt, brauchte sie zwei Dutzend Eier?
Und drei Gallonen Bleichmittel?
Vielleicht hat sie ja vor, dich zu vergiften, überlegte er auf dem Heimweg.
Aufgebracht genug war sie jedenfalls gewesen, auch wenn sie ihn mit diesem Königin-zu-Untertan-Blick gemustert hatte.
Obwohl sie natürlich wirklich toll aussah. Ein Gesicht, das einen Mann glatt umhaute. Wenn man dann noch die Stimme dazu nahm und diese nicht enden wollenden Beine, hatte man eine gefährliche Frau.
Er begann es schon zu bereuen, dass sie ihm Leid getan hatte.
Auch wenn er sich im Umgang mit Dynamit auskannte. Aber sie war schließlich für die nächsten paar Tage nur ein praktisches Werkzeug, mehr nicht. Von daher würde er, sofern sie nicht zusammen arbeiteten, einen weiten Bogen um sie machen, gut auf seine Hände aufpassen und sich alle Mühe geben, in ihr ein asexuelles Wesen zu sehen.
Und warum blieb ihm dann fast das Herz stehen, als er vor der Hütte anhielt und sie herausgeeilt kam? Asexuell? Ein Werkzeug? Diese Frau war eine Bombe – und zwar eine, die jederzeit hochgehen konnte.
Sie kam lachend angelaufen, machte die Tür auf und begann, die Einkaufstüten aus dem Auto zu holen. „Der Strom ist wieder da”, berichtete sie. „Ich hätte nie geglaubt, dass ich mich über etwas ganz Selbstverständliches wie einen funktionierenden Lichtschalter so freuen könnte. Das Telefon funktioniert zwar immer noch nicht, aber bestimmt ist es nur noch eine Frage der Zeit.”
Er griff sich eine Tüte und ging hinter ihr ins Haus. Sie läuft nicht, sie schwebt, dachte er. Was wahrscheinlich etwas mit diesen ewig langen Beinen zu tun hatte. Denen er natürlich keinerlei Aufmerksamkeit schenkte.
„Wie viele Leute gedenken Sie eigentlich in den nächsten paar Tagen zu verköstigen?” fragte er.
„Oh, werden Sie jetzt bloß nicht komisch.” Sie scheuchte ihn mit einer Handbewegung beiseite und begann die Sachen auszupacken. „Sobald ich hier fertig bin, werde ich Ihnen ein Sandwich machen.”
Sandwichs konnte sie machen, das musste man ihr lassen. Er saß in seiner jetzt blitzsauberen Küche und aß – und zwar gut –, während er den nächsten Schwung Notizzettel überflog. Seine Rippen taten noch ein bisschen weh, aber immerhin hatte eine Schmerztablette ausgereicht, die Beschwerden auf ein erträgliches Maß zu reduzieren.
Als er mit dem Essen fertig war, diktierte er noch weitere drei Stunden.
Hin und wieder unterbrach sie ihn und stellte eine Frage, was ihn jedoch nicht sonderlich störte.
Bei Licht betrachtet waren es sogar gute Fragen, die ihn zum Nachdenken anregten und auf die die Mehrzahl seiner Studenten nie verfallen wäre. Das war durchaus beachtlich, vor allem, wenn man bedachte, dass dieses Gebiet für sie ja absolutes Neuland war.
Er ertappte sich dabei, dass er lange auf ihren Nacken schaute. Die anmutige Biegung. Verärgert über sich selbst, riss er seinen Blick los, zwang sich, sich wieder auf seine Aufzeichnungen zu konzentrieren und nicht mehr an sie zu denken.
Sie wusste, dass er sie anschaute, aber sie wusste auch, dass er sie gleich wieder aus seinen Gedanken verdrängen würde, so mühelos, wie man einen Lichtschalter umlegte.
Sie merkte, dass ihr das gefiel – jeder Aspekt davon. Sein Interesse, seine Verärgerung darüber und seine Konzentration auf die Sache, die es ihm erlaubte, dieses aufflackernde Interesse sofort wieder beiseite zu schieben.
Dieses persönliche Interesse an ihr hatte nichts mit ihrer Familie, ihrer Herkunft oder ihrer gesellschaftlichen Stellung zu tun. Dessen konnte sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben ganz sicher sein, und das war ein ungeheuer gutes Gefühl. Und seine Verärgerung über sich selbst erfüllte sie mit reiner Genugtuung.
Er sah sie einfach als Frau. Ohne Image, ohne Titel. Was zur Folge hatte, dass sie sich auch als Frau fühlte. Er war von ihr angezogen und
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