Cordina's Royal Family 1-4
kämpfte dagegen an. Das gab ihr Macht – eine entscheidende weibliche Macht, die nichts mit ihrer königlichen Herkunft zu tun hatte.
Sie hingegen fühlte sich von seiner Konzentrationsfähigkeit angezogen.
Der brachte sie größte Hochachtung entgegen, weil sie sich aus Willenskraft, Intelligenz und Hingabe an seine Arbeit speiste.
Darüber hinaus fühlte sie sich davon herausgefordert. Obwohl sie wusste, dass es klug war, dieser Herausforderung zu widerstehen. Sie war hier schließlich ganz allein mit ihm – einem Mann, über den sie nur wenig wusste –, und mit dieser Konzentration zu spielen, aus purer Neugier zu versuchen, sie zu stören, könnte …
Konsequenzen haben.
Doch andererseits, was war eine Suche nach sich selbst ohne Konsequenzen?
Nachdem er eine ganze Weile geschwiegen hatte, rollte sie ihre steifen Schultern und lächelte ihn an. „Was halten Sie davon, wenn wir eine kleine Pause machen?”
Sie beobachtete, wie er in die Gegenwart zurückkehrte, in das Zimmer, zu ihr. Spürte, dass sein Blick über sie hinwegglitt, als sie aufstand, um sich zu strecken.
„Ich bin noch nicht fertig”, sagte er.
„Wenn Sie möchten, können wir ja nach dem Abendessen weiterarbeiten.” Sie lächelte entspannt. „Ich würde gern einen Spaziergang machen, bevor ich mit dem Kochen anfange. Gehen Sie eigentlich jemals im Wald spazieren, Del?”
In ihrer Frage schwang eine ganz leise Einladung mit. Er war sich sicher verdammt sicher, dass es Absicht war. Es war wie ein Schlag in die Magengrube. Er wagte nicht, sich vorzustellen, was sie, wenn sie es darauf anlegte, bei einem Mann anrichten konnte.
„Gehen Sie nur, ich habe zu tun.” Ohne weiter Notiz von ihr zu nehmen, griff er sich wieder einen Packen Aufzeichnungen. Er wartete, bis sie im Vorraum war, ehe er ihr nachrief: „Passen Sie auf, es gibt hier Schlangen.”
Das kurze Zögern ihrer Schritte, das nur zu erahnende Luftholen erfüllten ihn mit tiefer Genugtuung.
Mitten in der Nacht wachte er auf, benommen und mit schmerzenden Rippen.
Verdammt, er hatte wieder von ihr geträumt. Sie hatten in der Küche gearbeitet. Er hatte diktiert, und sie tippte es in den Laptop, atemberaubend nackt.
Die Fantasie war so pubertär, dass er sich schämte.
Das Problem mit Frauen war, dass sie einen fertig machen konnten, allein mit ihrer Gegenwart.
Er lag einen Moment da und befahl seinen Rippen, endlich Ruhe zu geben, und seinem Blut abzukühlen.
Er hatte es doch den ganzen Tag und den ganzen Abend lang geschafft, sich an seinen Vorsatz zu halten, oder etwa nicht? Er hatte sie nicht berührt, kein einziges Mal. Obwohl es ganz leicht gewesen wäre. Mit dem Finger über diesen Nacken zu fahren, während sie tippte. Ein wie zufälliges Streifen mit der Hand, als sie sich während des Essens zu ihm herübergebeugt hatte, um ihm das Salz zu reichen.
Leicht, so leicht wäre es auch gewesen, sie einfach mit einer Hand zu packen, an sich zu ziehen und diesen sinnlichen Mund zu küssen.
Aber er hatte es nicht getan. Dafür hatte er Punkte verdient.
Nichtsdestoweniger machte es ihn ein bisschen nervös, dass er ständig daran denken musste, es zu tun.
Und sie flirtete mit ihm. Das war nicht zu übersehen. Er war oft genug in solchen Situationen gewesen, um sich damit auszukennen.
Es gab immer wieder Studentinnen – oder Groupies, die gelegentlich bei Ausgrabungsarbeiten herumlungerten –, die versuchten, mit ihm anzubändeln. Seiner Meinung nach meistens deshalb, weil sie sich irgendwelche romantischen Vorstellungen von seiner Arbeit machten. An dieser Sichtweise war nur Indiana Jones schuld. Obwohl die Filme wirklich verdammt unterhaltsam waren.
Je nach Lust und Laune übersah er die Annäherungsversuche oder ließ sich darauf ein, obwohl er sich hütete, jemals eine ernsthafte Beziehung einzugehen. Ernsthafte Beziehungen waren ein Waten im Sumpf und bedeuteten nur Komplikationen. Und der Rothaarigen stand das Wort Komplikationen quer über die Stirn geschrieben, deshalb kamen Spaß und Spiel nicht infrage.
Er sollte ihr ein Zimmer in einem Motel besorgen. Dafür bezahlen. Sie ausquartieren.
Dann dachte er an den Stapel ordentlich getippter Seiten, und sein Zorn verrauchte. Sie bewirkte Wunder. Abgesehen von der Tatsache, dass er dank ihrer Hilfe nicht gezwungen war, sich allein durch die unüberschaubaren Papierberge zu wühlen, waren es auch ihre Fragen, ihr brennendes Interesse und ihr Organisationstalent, die ihn zu Höchstleistungen anspornten.
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