Cordina's Royal Family 1-4
ärgerten ihn. Ebenso wie die Frau. Der dumpfe Schmerz in seinen Rippen ließ ihm keine Ruhe. Und sein Verlangen auch nicht.
Gegen solche unwillkommenen Ablenkungen half nur Arbeit. Er hatte es immer geschafft, sich in seiner Arbeit zu verlieren – genau gesagt war er der Meinung, dass jemand, der das nicht konnte, in diesem Beruf fehl am Platz war.
Er musste zugeben, dass sie ihn nicht störte, wenn er ihr diktierte oder wenn sie seine Notizen systematisch ordnete. Tatsächlich war sie ihm eine so große Hilfe, dass er sich fragte, wie er in Zukunft ohne sie zurechtkommen sollte.
Irgendwann hatte er sich sogar schon überlegt, ob er sie nicht bitten sollte, noch zwei Wochen zu bleiben.
Und dann war er von irgendwelchen lächerlichen Kleinigkeiten abgelenkt worden, zum Beispiel der Art, wie das Licht in ihrem Haar spielte, wenn sie am Laptop saß. Oder wie ihre Augen anfingen zu glitzern, wenn sie zu ihm herüberschaute, weil ihr eine Frage oder eine Bemerkung auf der Zunge lag.
Und dann hatte er angefangen, über sie nachzudenken. Wer sie war, woher sie kam. Und vor allem, warum sie hier in seiner Küche saß. Sie sprach fließend und akzentfrei Französisch und kochte wie eine Göttin. Und über allem lag der Glanz von Klasse.
Er hasste es, Leuten persönliche Fragen zu stellen. Weil sie einem dann immer gleich ihre ganze Lebensgeschichte erzählten. Aber er hatte sehr viele Fragen an Camilla.
Er begann zu überlegen, wie er etwas aus ihr herausbekommen könnte, ohne seine Neugier al zu sehr zu zeigen.
Und darüber hinaus ist sie auch noch intelligent, dachte er, während er unauffällig aus dem Augenwinkel beobachtete, wie sie gewissenhaft Fotos, die bei den Ausgrabungen gemacht worden waren, archivierte. Abgesehen von der ausgezeichneten Schulbildung, die sie ganz offensichtlich genossen hatte. Er tippte darauf, dass es ausnahmslos Eliteschulen gewesen waren.
Auf jeden Fall war sie weise genug gewesen, seinen kleinen Ausrutscher nicht weiter zu erwähnen.
Sie hatte nur genickt, als er gesagt hatte, dass sie jetzt quitt seien, und hatte ihre raffinierten Crêpes gemacht.
Das hatte er ihr hoch angerechnet.
Da war Geld im Hintergrund – oder zumindest gewesen. Elegante Schweizer Uhr, seidener Morgenrock. Teure Seide. Er konnte jetzt noch fühlen, wie der Stoff über seinen nackten Oberkörper geglitten war, als sie sich an ihn geschmiegt hatte.
Verdammt.
Und trotzdem war ihr Arbeit nicht fremd. Das Kochen schien ihr tatsächlich Spaß zu machen, auch wenn sich das seiner Vorstellungskraft gänzlich entzog. Hinzu kam, dass sie stundenlang am Laptop saß, ohne sich je zu beklagen. Sie tippte fehlerfrei und schnell, ihre Haltung war perfekt. Und ihre Hände waren so zart und gepflegt wie die einer Königin.
Vornehmes Elternhaus, dachte er. Die Frau kam aus einem vornehmen Elternhaus. Aus der Art Elternhaus, in dem man Haltung und Rückgrat ebenso mitbekam wie einen ausgeprägten Sinn für Fairness.
Und sie hatte den sinnlichsten Mund, den er je gesehen hatte.
Aber wie ging das alles auf?
Er ertappte sich dabei, wie er sich wieder die Bartstoppeln kratzte, dabei hatte er eine Eingebung.
„Ich könnte eine Rasur vertragen.”
Er sagte es beiläufig und wartete, bis sie zu ihm herüberschaute.
„Entschuldigung, was haben Sie gesagt?”
„Eine Rasur”, wiederholte er. „Ich könnte eine vertragen.”
Sie lächelte zurückhaltend. „Schaffen Sie es allein, oder brauchen Sie Hilfe?”
Er runzelte leicht die Stirn, um sein Zögern deutlich zu machen. „Haben Sie denn schon mal einen Mann rasiert?”
„Nein.” Nachdenklich neigte sie den Kopf zur Seite. „Aber ich habe meinem Vater und meinen Brüdern beim Rasieren zugesehen. So schwer kann es nicht sein.”
„Brüder?” hakte er sofort nach.
„Ja, zwei.” Sie stand auf, ging zu ihm und beugte sich zu ihm herunter, um sein Gesicht zu betrachten. Markante Linien, dachte sie. Vertiefungen und glatte Flächen. Leicht würde es bestimmt nicht werden, aber das machte die Herausforderung nur größer. „Ich wüsste nicht, warum ich es nicht schaffen sollte.”
Er hob wieder die Hand und kratzte sich verärgert. „Also gut, wagen wir es.”
Sie nahm ihre Aufgabe ernst. Nach kurzer Debatte entschied sie, dass die Vorderveranda der beste Ort sei. Auf diese Weise wären sie an der frischen Luft, und sie konnte ganz um den Stuhl, auf dem er saß, herumgehen, was oben in dem winzigen Bad nicht möglich gewesen wäre.
Sie zog einen kleinen
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