Cordina's Royal Family 1-4
sich verteidigen zu müssen.
„Ich wollte es nur klarstellen, weil wir letzte Nacht nicht darüber gesprochen haben. Wir amüsieren uns einfach ein bisschen, und wenn es vorbei ist, ist es vorbei.”
„Das ist ein klares Wort.” Es wäre unwürdig, ihm eine Ohrfeige zu verpassen, und sie hielt nichts von Gewalt. Vor allem nicht, wenn einem die Argumente fehlten. Deshalb fuhr sie mit einem ungezwungenen Lächeln fort: „Dann gibt es ja nichts, worüber wir uns Sorgen machen müssten, nicht wahr?”
Mit freundlichem, ja geduldigem Gesichtsausdruck fuhr sie ihm mit den Händen leicht über Brust und Schultern, durchs Haar. Und dann presste sie ihre Lippen auf seine und küsste ihn lange und leidenschaftlich.
Sie wartete, bis seine Hand auf ihrem Rücken lag, dann entzog sie sich ihm geschmeidig und ließ ihn frustriert zurück. „Ich mache jetzt rasch die Omelettes, anschließend können wir gleich mit der Arbeit anfangen.”
Als sie den Weg hinaufzugehen begann, glitzerten ihre Augen vor Wut und Kampfeslust. Doch als sie sich umdrehte und ihm die Hand hinstreckte, hätte ihr Lächeln kaum freundlicher sein können.
Du Idiot, dachte sie – nicht ganz ohne Zuneigung –, als er ihre Hand nahm und mit ihr zur Hütte zurückging. Wart’s nur ab, du wirst noch dein blaues Wunder erleben.
8. KAPITEL
Es folgte eine Woche relativen Friedens. Camilla ging davon aus, dass der Friede im Zusammenhang mit Delaney immer relativ sein würde. Seine mürrische Art gehörte unter anderem zu den Dingen, mit denen sie sich abfinden musste. In Wirklichkeit war sie aber auch Teil seines Charmes.
Sie stürzte sich auf seine Bücher über Archäologie. Auch wenn er ständig murrte, weil sie ihm angeblich seine Sachen in Unordnung brachte, wusste sie doch, dass er sich über ihr Interesse freute.
Wenn sie ihm Fragen stellte, beantwortete er sie – und zwar von Mal zu Mal ausführlicher. Sie hatten es sich mittlerweile zur Angewohnheit gemacht, über das, was sie gerade gelesen hatte, lang und breit zu diskutieren. Manchmal schlug er sogar eine weiterführende Lektüre vor.
Als er ihr ein kleines altertümliches Beil aus seiner Sammlung schenkte, hütete sie es wie einen Schatz.
Es ist mehr als ein Geschenk, dachte sie. Mehr als ein Andenken. In ihren Augen war es ein Symbol.
Er beschwerte sich kaum darüber, dass er sie in die Stadt fahren musste, damit sie ihr Auto abholen konnte. Und er betrachtete es als selbstverständlich, dass sie, egal, was für Pläne sie vorher auch gehabt haben mochte, noch eine Weile bleiben würde.
Es gibt unübersehbar Fortschritte, dachte Camilla.
Darüber hinaus hatte sie es geschafft, das eine oder andere über ihn in Erfahrung zu bringen. Er hatte ihr erzählt, dass sein Vater, der Engländer war und in Oxford studiert hatte, seine Mutter, eine Amerikanerin, bei Ausgrabungen in Montana kennen gelernt hatte.
Deshalb war er als Kind mit seinen Eltern oft zwischen England und Vermont hin und her gependelt. Den größten Teil seiner Kindheit hatte er allerdings in Wohnwagen und Zelten auf den verschiedensten Ausgrabungsorten in aller Welt verbracht.
Das kleine Beil, das er ihr geschenkt hatte, stammte aus Kent. Er hatte es als Junge bei Ausgrabungen gefunden. Was das Geschenk in ihren Augen doppelt wertvoll machte.
Er konnte Sanskrit und Griechisch lesen und war irgendwann einmal von einer Korallenschlange gebissen worden.
Die Narbe dicht unterhalb seines linken Schulterblatts stammte von einem Messer, das ihm ein Betrunkener in einer Bar in Kairo in den Rücken gestochen hatte.
Auch wenn es vielleicht töricht sein mochte, fand Camilla das alles ungeheuer romantisch.
Sie fuhr in die Stadt zur Post, um seine Korrespondenz und die ersten Berichte, die er geschrieben hatte, aufzugeben. Die sie zusammen geschrieben hatten, korrigierte sie sich selbstzufrieden. Sie hatte die Berichte nicht nur getippt, sondern einiges dazu beigetragen, was er ihr sogar mit einem anerkennenden Brummen zu verstehen gegeben hatte.
Sie waren ein gutes Team.
Wenn sie sich liebten, schien es, als ob auf der Welt außer ihnen nichts und niemand existierte. Vergangenheit und Zukunft waren weit weg und spielten in dieser intensiven, leidenschaftlichen Gegenwart keine Rolle. Und dass es ihm nicht anders ging, konnte sie ihm ansehen.
Noch nie in ihrem Leben hatte ein Mann so tiefe Spuren in ihr hinterlassen. In ihrem Herzen, ihrem Geist, ihrem Körper. Sie hoffte, dass es ihm ebenso ging … sie musste es
Weitere Kostenlose Bücher