Cordina's Royal Family 1-4
Brechstange herausholen muss, aber das geht entschieden zu weit. Da hat er ein Mitglied der cordinianischen Fürstenfamilie in seiner Hütte zu Gast und sagt kein Wort.”
„Er weiß es nicht. Und ich wäre Ihnen dankbar, wenn das auch so bliebe, zumindest bis … Oh Sarah.”
Eine Prinzessin im Laden zu haben war das eine, doch eine im Laden zu haben, die so schrecklich beunruhigt wirkte, war etwas ganz anderes. „Ach, du liebe Zeit.” Sarah biss sich auf die Lippe und eilte um den Tresen herum, wagte es jedoch nicht, Camilla tröstend die Hand auf den Arm zu legen. Das schickte sich wahrscheinlich nicht. „Kann ich Ihnen vielleicht etwas zu trinken anbieten, Eure Hoheit?”
„Ja. Ja, danke, gern.”
„Ich habe … habe … du meine Güte, ich bin ja dermaßen aufgeregt. Ich habe hinten in meinem Büro Eistee.”
„Das ist sehr freundlich von Ihnen, vielen Dank.”
„Nichts zu danken. Ich will nur schnell … oh Mann … ich hänge das Geschlossen-Schild an die Tür.”
Sie lief hin und her, dann rang sie die Hände und konnte sich nicht davon abhalten, noch einen Hofknicks zu machen. „Hinterm Tresen. Es ist nichts Besonderes.”
„Etwas Kaltes wäre sehr angenehm.” Camilla folgte Sarah in das kleine Büro und setzte sich in einen Schaukelstuhl, während Sarah in einem kleinen Kühlschrank herumkramte. „Bitte, Sie brauchen wirklich nicht nervös zu sein. Ich bin dieselbe wie beim ersten Mal.”
„Ich bitte um Entschuldigung, Eure Hoheit, aber ich kann es immer noch nicht fassen. Sie sind es wirklich!”
„Sie brauchen mich nicht mit meinem Titel anzureden”, sagte Camilla erschöpft. „Madam oder Ma’am reicht völlig aus. Ich würde es vorziehen, wenn Sie mich einfach nur bei meinem Namen nennen.”
„Das glaube ich nicht. Sie müssen wissen, dass ich seit meiner Kindheit alles über Sie und Ihre Familie gelesen habe. Wir sind fast gleichaltrig, und ich habe mir früher immer auszumalen versucht, wie es wohl sein mag, in einem Palast zu leben und alle diese wunderschönen Kleider zu tragen. Wie es sein mag, eine Prinzessin zu sein. So wie das wahrscheinlich die meisten Mädchen tun.”
Sie drehte sich mit leuchtenden Augen zu Camilla um. „Es ist wundervoll, nicht wahr?”
„Es kann wundervoll sein. Sarah, ich möchte Sie um einen großen Gefallen bitten.”
„Um alles. Was immer Sie wollen.”
„Würden Sie es für sich behalten?”
Sarah blinzelte verdutzt. „Ich soll es niemandem erzählen? Gar niemandem?”
„Nur für eine Weile. Bitte, Sarah, manchmal ist es wundervoll, eine Prinzessin zu sein, aber früher, als kleines Mädchen, träumte ich ab und zu auch davon, einfach nur ein kleines Mädchen und sonst gar nichts zu sein, verstehen Sie? Nur ein ganz normales kleines Mädchen. Und jetzt wünsche ich mir ein bisschen Zeit, um diesen Traum zu leben.”
„Wirklich?” Es klang wahnsinnig romantisch. „Wahrscheinlich wollen wir alle immer das sein, was wir nicht sind.” Sie reichte Camilla ein Glas Eistee.
„Ich werde keiner Menschenseele etwas davon erzählen. Obwohl es mich umbringen wird”, fügte sie mit einem trockenen Auflachen hinzu. „Aber ich werde es trotzdem für mich behalten. Könnten Sie vielleicht… also … würde es Ihnen etwas ausmachen, mir hier auf der Illustrierten ein Autogramm zu geben … Madam?”
„Sehr gern. Vielen Dank.”
„Sie sind netter, als ich dachte. Ich habe mir immer vorgestellt, dass Prinzessinnen … na ja … irgendwie hochnäsig sind.”
„Oh, das können wir durchaus sein.” Camilla trank einen Schluck Eistee.
„Es kommt ganz auf die Situation an.”
„Vielleicht, aber, entschuldigen Sie, aber Sie wirken so … so normal.”
Camillas Lächeln erreichte ihre Augen. „Das ist das Netteste, was Sie mir sagen konnten.”
„Obwohl natürlich viel vornehmer. Das fiel mir sofort auf, als Sie in den Laden kamen, aber …” Sarah riss wieder die Augen auf. „Und Del hat wirklich keine Ahnung?”
Camilla spürte leise Schuldgefühle in sich aufsteigen. „Es hat sich bis jetzt einfach noch nicht ergeben.”
„Das ist typisch für ihn. Blind.” Sarah warf in einer hilflosen Geste die Hände in die Luft. „Der Mann ist völlig blind. Wenn wir zusammen ausgingen, hatte ich immer das Gefühl, als ob er sich oft nicht einmal an meinen Namen erinnern könnte. Es hat mich manchmal richtig wütend gemacht. Aber wenn er mich dann anlächelte oder mich zum Lachen brachte, fand ich es nur noch halb so
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