Cordina's Royal Family 1-4
sich zu ihrem Mann um, der an der offenen Balkontür erschien.
„Reeve”, sagte sie.
„Sie müssen Camillas Vater sein.” Alice trat erfreut einen Schritt vor und schüttelte ihm die Hand. „Ich bin die Mutter des Esels. Wir haben uns gerade eingeredet, dass wir nicht belauschen, wie sie sich im Garten gegenseitig anschreien. Möchten Sie uns nicht Gesellschaft leisten?”
Er sah sie sprachlos an, ein großer Mann mit vollem, dunklem, von silbernen Strähnen durchzogenem Haar, während seine Frau anfing zu lachen. „Oh, verdammt” war alles, was er schließlich herausbrachte.
Sie hatte nicht vorgehabt zu streiten. Genau gesagt hatte sich Camilla fest vorgenommen, nach keinem Köder zu schnappen, den er ihr hinhielt, auch wenn es noch so viele sein mochten.
Dieser Esel. Sie schleppte ihn durch den riesigen Garten, als ob sie sich auf einem Gewaltmarsch befänden, ohne sich wie sonst an den Düften und dem Zauber zu erfreuen.
„Auf unseren Rosengarten sind wir besonders stolz. Dort gibt es mehr als fünfzig verschiedene Rosensorten, einschließlich einer ganz speziellen Kletterrosenart. Die weniger förmlichen Beete am Rand verleihen der Eleganz eine reizvolle Note, wie ich finde.”
„Rosen sind mir völlig egal.”
„Schön, dann gehen wir nach nebenan in den von einer Mauer umgebenen Garten. Es ist ein ganz besonders hübsches Fleckchen, wo …”
„Lass uns einfach aufhören.” Er packte sie am Arm, um sie zum Umkehren zu bewegen.
„Ich habe Ihnen nicht erlaubt, mich zu berühren, Sir.”
„Erzähl das jemand, der dich noch nicht nackt gesehen hat.”
„Es macht mir nichts aus, an einen Fehler erinnert zu werden.”
„Ist das der Grund? Weil du dich in mir getäuscht hast?”
„Du warst es, der die Beziehung beendet hat.”
„Du warst es, die einfach abgehauen ist.”
„Du hast mir gesagt, ich soll verschwinden.”
„Als ob du auch nur irgendwann auf das, was ich sage, gehört hättest. Wenn du von Anfang an aufrichtig zu mir gewesen wärst…”
„Das sagst ausgerechnet du?” Wütend riss sie sich von ihm los. „Sie reden von Aufrichtigkeit, Lord Delaney?”
Er besaß die Güte, rot zu werden. „Das hat nichts damit zu tun. Ich habe dir ja auch nicht erzählt, dass ich mit zehn die Windpocken hatte, und das ist genauso unwichtig.”
„Dein Titel ist ja wohl kaum eine Kinderkrankheit.”
„Es ist nur ein Titel, etwas, das ich geerbt habe. Es tut absolut nichts …”
„Ah! Titel und Herkunft zählen bei dir also nichts, aber bei mir ist es plötzlich etwas anderes. Du Esel.”
„Pass auf, was du sagst”, warnte er sie. „Pass gut auf. Es ist eben nicht dasselbe, und das weißt du auch ganz genau. Ich sehe mich nicht so. Ich benutze diesen Titel nicht, und die meiste Zeit ist mir nicht einmal bewusst, dass ich überhaupt einen habe. Ich lebe nicht in einem Palast und …”
„Ich auch nicht! Ich lebe auf einer Farm! Das hier ist das Zuhause meines Onkels. Du sagst, dass du die meiste Zeit nicht an deinen Titel denkst, aber mir bleibt nichts anderes übrig, als jeden Tag an meinen zu denken – bei jedem Schritt, den ich in der Öffentlichkeit mache, und bei den meisten privaten Schritten. Ich wollte Zeit, nur ein kleines bisschen Zeit, um so zu leben, wie du lebst, um das zu haben, was für dich ganz selbstverständlich ist. Ich wollte Freiheit. Und deshalb habe ich sie mir genommen”, sagte sie leidenschaftlich. „Egal, ob es richtig war oder falsch, ich habe mir genommen, was ich brauchte, weil ich Angst hatte, ich könnte …”
„Du könntest was?”
„Das ist jetzt nicht wichtig. Es spielt keine Rolle mehr. Betrachten wir es einfach als Pech, dass ich während dieses Gewitters dort gelandet bin, wo ich gelandet bin.”
Sie riss sich zusammen und fuhr fort: „So, und jetzt werde ich meinen Onkel und den Rest der Familie nicht in eine peinliche Situation bringen, indem ich mit einem ihrer Gäste streite, wie unerträglich ich es auch finde.
Ich schlage vor, dass wir uns so gut wie möglich aus dem Weg gehen, solange du hier bist.” Sie wandte ihm den Rücken zu. „Mehr habe ich dir nicht zu sagen.”
„Das ist mir ja eine schöne Gastfreundschaft – echt cordinianisch.”
Zutiefst schockiert wirbelte sie herum. „Meine Mutter …” Sie schnappte nach Luft. „Meine Mutter hat dich und deine Familie in unser Land eingeladen, in das Zuhause ihres Bruders. Du wirst – in der Öffentlichkeit – von meiner Familie und mir alle Höflichkeit
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