Cordina's Royal Family 1-4
geworden war, wurde schlagartig weiß wie ein Bettlaken. „Was für … was für … was?”
„Sie haben die Frage gehört, Sohn. Machen Sie den Mund wieder zu, und antworten Sie.”
„Ich habe keinerlei Absichten. Sie weigert sich, mit mir zu sprechen. Ich gehe ihr, so gut ich kann, aus dem Weg.«
„Und dabei fing ich gerade an zu denken, dass Sie vielleicht doch kein kompletter Esel sind.” Reeve veranlasste sein Pferd, sich umzudrehen.
„Reiten Sie mit diesem Hengst einen scharfen Galopp”, riet er. „Und passen Sie auf, dass Sie nicht runterfallen und sich Ihren sturen Hals brechen.”
Auf dem Weg zum Stall überlegte Reeve, dass die Unterhaltung vielleicht nicht unbedingt das gewesen war, was sich seine Frau unter einem Vieraugengespräch unter Männern vorgestellt hatte. Aber auf jeden Fall war es eine Genugtuung gewesen.
Camilla hätte sich auch viel lieber bei einem scharfen Galopp den Wind um die Nase wehen lassen. Aber der Damentee erforderte ihre Präsenz und Aufmerksamkeit. Da das Wetter schön war, tagte die Gesellschaft auf der Südterrasse und im Rosengarten, wo die Gäste den herrlichen Blick übers Mittelmeer und den Blumenduft genießen konnten.
Ihre Tante hatte sich für lässige Eleganz entschieden und die hübschen Tische, auf denen in flachen Schalen üppige bunte Blumengestecke prangten, mit pfirsichfarbenen Tischdecken und kobaltblauem Glasgeschirr eindecken lassen. Dazwischen bewegten sich weiß befrackte Kellner, um Champagnergläser und Teetassen zu füllen. Jede Dame hatte ein Präsent in Gestalt einer silbernen Puderdose mit dem eingravierten Wappen des Fürstentums erhalten.
Im Schatten eines Rosenbaums mit schneeweißen Blüten glitten die Finger einer Harfenistin leise über die Saiten.
Ihre Tante Eve verstand es, eine Bühne vorzubereiten.
Frauen in weich fließenden Kleidern flanierten durch den Garten oder standen in kleinen Grüppchen beisammen. Camilla, die ihre Pflichten kannte, bewegte sich, ab und zu an ihrem Champagnerglas nippend, durch die Menge. Sie lächelte, tauschte Höflichkeiten und Komplimente aus, plauderte und verbannte jeden Gedanken an Del in die hinterste Ecke ihres Kopfes.
„Wir haben fast noch kein einziges Wort miteinander gesprochen”, sagte Eve und hakte sich bei Camilla ein.
Sie war eine zierliche Person mit einer hinreißenden schwarzen Löwenmähne, die ihr herzförmiges Gesicht einrahmte. Ihre leuchtend blauen Augen glitzerten, während sie Camilla an den Rand der Terrasse zog.
„Jetzt ist nicht genug Zeit”, sagte sie mit einer Stimme, der man immer noch ihre texanische Heimat anhörte, „aber später will ich alles über dein Abenteuer hören. Und zwar jede kleinste Einzelheit.”
„Bestimmt hat Mutter dir doch schon alles erzählt.”
„Aber sicher.” Eve gab Camilla lachend einen Kuss auf die Wange.
Gabriella hatte Eve die ganze Geschichte nicht nur erzählt, sondern sie auch um ihre Hilfe gebeten, indem sie noch ein bisschen mehr aus Camilla herauszuholen versuchte. „Aber das sind nur Informationen aus zweiter Hand. Ich schöpfe gern aus der Quelle.”
„Ich warte schon die ganze Zeit darauf, dass Onkel Alex mich gehörig ins Gebet nimmt.”
Eve zog die Augenbrauen hoch. „Macht dir das Sorgen?”
„Ich hasse es, ihn aufzuregen.”
„Wenn ich mir darum Gedanken machen würde, würde ich mein ganzes Leben damit zubringen, Nägel zu kauen.” Mit gespitzten Lippen begutachtete Eve ihre perfekt manikürten Fingernägel. „Nein, aber jetzt Spaß beiseite. Er muss so sein, wie er ist”, fügte sie, ernster geworden, hinzu. „Er trägt so viel Verantwortung. Aber er vertraut dir … vollkommen. Und er ist sehr interessiert an deinem jungen Mann.”
„Er ist nicht mein junger Mann.”
„Ah. Nun.” Sie erinnerte sich noch sehr gut daran, wie sie selbst sich dasselbe einzureden versucht hatte. „Dann sagen wir, er ist an Lord Delaneys Arbeit interessiert – und an deinem Interesse an dieser Arbeit.”
„Tante Chris war eine fantastische Hilfe”, sagte Camilla, wobei sie Eves älterer Schwester über die Schulter einen Blick zuwarf. Obwohl sie nicht Camillas leibliche Tante war, aber ihre Familien waren sehr eng miteinander verbunden.
„Sie liebt nichts mehr als eine gute Kampagne. Das kommt daher, weil sie diesen Herrn aus Texas geheiratet hat. Der Senator war höchst erfreut, mit seinen Kollegen aus Florida über das Bardville Forschungsprojekt diskutieren zu können.”
„Ja, nachdem Tante Chris
Weitere Kostenlose Bücher