Cordina's Royal Family 1-4
schwangen in seiner Stimme mit. Er hatte seine Träume, und Gabriella war ein Teil davon geworden. „Ich kenne wenigstens meine eigene Wirklichkeit und setze mich damit auseinander.
Ich brauche meine Farm aus Gründen, die du nicht einmal willens bist zu verstehen. Ich brauche sie, weil ich weiß, wozu ich fähig bin, was ich getan habe und noch tun könnte.“
„Ohne jedes Bedauern“, provozierte Gabriella ihn.
„Ich pfeife darauf. Morgen kann alles anders sein. Ich habe wenigstens die Wahl!“ Das jedenfalls redete er sich ein.
„Die hast du.“ Plötzlich fühlte sie sich müde und sah von ihm fort.
Vielleicht unterscheiden wir beide uns darin. Wie kann ich mein Leben so führen, wie ich es muss, wenn ich weiß, dass ich …“
„… menschlich fühle“, unterbrach er sie. „Genau wie wir anderen auch.“
„Du vereinfachst die Dinge.“
„Willst du mir einreden, dass dein Titel dich über uns stellt?“
Ihr lag eine scharfe Bemerkung auf der Zunge, aber sie atmete nur tief durch. „Du hast mich in die Ecke getrieben. Ich bin ein verängstigter Mensch. Aber mit meinen Schatten zu leben, erscheint mir das Schwierigste überhaupt.“
„Willst du dich weiter damit auseinander setzen?“
„Ja.“ Sie öffnete die Wagentür und stieg aus.
Gabriella sah sich um und wünschte, sie wüsste, wo sie anfangen sollte.
„Bist du früher schon hier gewesen?“ wollte sie von Reeve wissen.
„Nein.“
„Gut, dann ist es für uns beide das erste Mal.“ Sie hielt sich die Hand über die Augen. „Es ist sehr still hier. Ich frage mich, ob ich die Absicht hatte, dieses Land einmal anlegen zu lassen.“
„Du hast davon gesprochen.“
„Aber nichts dergleichen unternommen.“ Sie begann, langsam ein wenig herumzuschlendern. Es würde ein hartes Stück Arbeit werden, diese Erde zu bebauen.
„Warum habe ich dieses Land gekauft?“
„Du wolltest einen eigenen Besitz haben, wohin du dich zurückziehen konntest.“
„Einen Zufluchtsort?“
„Nein, Ruhe und Einsamkeit“, korrigierte er sie. „Das ist etwas anderes.“
„Hierher gehört ein Haus“, meinte sie plötzlich ungeduldig und beschrieb mit der Hand einen Kreis. „Hierher gehört Leben. Sieh einmal, wenn man aus dieser Gruppe ein paar Bäume auslichten würde, dann könnte man dort wundervoll ein Haus hinbauen, von dem aus man den ganzen Besitz überblicken könnte. Dazu gehören natürlich auch Ställe und Versorgungsbauten mit entsprechendem Weideland!“
Gabriella war von ihrem Gedanken selbst beeindruckt und ging begeistert weiter. „Direkt hier. Man sollte dieses Stück Land nicht so brachliegen lassen. Hierher gehören Kinder und kläffende, herumtollende Hunde. Ohne sie ist das Leben nur halb so schön.“
Selbst Reeve konnte sich das Bild so ausmalen, wie sie es beschrieb.
Genauso hatte er sich seine eigene Farm vorgestellt. „Soweit ich weiß, ist es kein ungeliebter Ort!“
„Aber man kümmert sich nicht darum. Ein so hübscher Flecken sollte nicht ungenutzt bleiben.“
Neugierig ging Gabriella weiter durch das hohe Gras und stieß auf einmal mit dem Fuß gegen einen Gegenstand, der Reeve vor die Füße rollte. Er bückte sich und hob eine leere rote Thermoskanne auf, deren Verschlusskappe fehlte. Er fasste sie vorsichtig am unteren Ende an.
„In deinen Träumen warst du an einem stillen Ort und hast aus einer roten Thermosflasche Kaffee getrunken!“
Gabriella starrte die Flasche entsetzt an. „Ja“, bestätigte sie leise.
„Und dann wurdest du schläfrig.“ Er roch an der Öffnung, und alle möglichen Überlegungen schössen ihm durch den Kopf. Wie gut war eigentlich das Polizeilabor von Cordina? Warum hatte man das Gelände hier nicht gründlicher untersucht? Wie konnte man ein so wichtiges Beweisstück nicht entdecken? Er musste die Antworten auf diese Fragen so schnell wie möglich finden.
Gabriella war von sich aus hier entlanggegangen, ohne dass er sie dazu angehalten hatte. Dann hatte sie ganz systematisch beschrieben, wo sie ihr Haus mit den Ställen bauen lassen würde. Wenn sie also genau hier schon einmal gesessen hatte …
Reeve kniff die Augen zusammen und suchte die Gegend ab, bis sein Blick auf einen großen, glatten Felsen fiel. Er war nur wenige Schritte entfernt und lag so, dass die Sonne ihn vom späten Vormittag bis in den frühen Nachmittag hinein beschien. Für jemanden, der seinen eigenen Gedanken nachhängen wollte, genau der richtige Platz.
„Woran denkst du?“ wollte Gabriella
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