Cordina's Royal Family 1-4
wissen.
Reeve sah wieder zu ihr hin. „Ich überlege gerade, dass du an diesem Felsen dort gesessen und deinen Kaffee getrunken haben könntest. Du bist müde geworden und vielleicht sogar eingeschlafen. Doch dann hast du versucht, die Müdigkeit wieder abzuschütteln. Du hast mir erzählt, dass du in deinen Träumen versucht hast, wieder munter zu werden. Vielleicht gelang es dir also, aufzustehen und zu deinem Wagen zurückzustolpern.“
Reeve drehte sich um und sah dorthin, wo sein eigenes Auto stand.
„Doch dann wirkte die Droge, du brachst zusammen, und die Thermosflasche rollte zur Seite.“
„Eine Droge … im Kaffee?“
„Es passt zusammen. Derjenige, der dich entführt hat, war nervös und stand unter Zeitdruck. Er oder sie kümmerten sich nicht um die Thermosflasche. Warum auch? Sie hatten ja dich.“
„Dann muss es jemand sein, der meine Gewohnheiten gut kennt, der vor allem wusste, dass ich an jenem Tag hierher fahren würde. Jemand, der …“
Sie verstummte und starrte auf die Thermosflasche.
„Jemand, der dir nahe steht“, beendete Reeve den Satz für sie. Er hob die Flasche hoch. „Sehr nahe sogar!“
Ein leichtes Zittern überkam sie. Wieder verspürte sie den Drang, sich umzudrehen und weit, weit fortzurennen. Sie musste ihre ganze Beherrschung aufbringen, um ruhig stehen zu bleiben. „Was machen wir jetzt?“
„Jetzt werden wir erst einmal herausfinden, wer dir den Kaffee gemacht hat, und wer Gelegenheit hatte, dir etwas hineinzutun.“
Brie fiel es schwer, zuzustimmen. „Reeve, hätte die Polizei das nicht herausfinden müssen?“
Er sah an ihr vorbei. „Das sollte man eigentlich annehmen, nicht wahr?“
Gabriella sah auf die Ringe an ihren Händen. Der Diamantring war ein Symbol für Treue, die Saphire für die Liebe. Mein Vater …“ begann sie, aber die Worte erstarben ihr auf den Lippen.
„Jetzt ist es höchste Zeit, dass wir mit ihm sprechen müssen.“
Es war gefährlich für sie, sich zu treffen, doch jeder fuhr die lange, schlechte Straße hinunter zum Bauernhaus. Es wäre allerdings noch gefährlicher gewesen, sich jetzt nicht zu sehen.
Das Haus lag auf einem verwilderten Gelände, einsam und verborgen.
Nie hatte sich jemand so recht darum gekümmert. Deshalb war es genau der richtige Treffpunkt. Es lag nahe genug an dem unbebauten Stück Land und weit genug von der Stadt entfernt, um nicht sofort entdeckt zu werden.
Mit einer Ausnahme waren alle Fenster vernagelt. Sie hatten schon vorgehabt, das Haus abzubrennen und es seinem Schicksal zu überlassen, ebenso wie den Leichnam, den sie unter den Bäumen hinter dem Haus verscharrt hatten.
Die Autos kamen kurz hintereinander an. Beide waren zu vorsichtig und zu sorgfältig, um sich lange zu verspäten. Jeder von ihnen war sehr nervös, als sie aufeinander zugingen. Die Umstände brachten es mit sich, dass der eine sich in der Hand des anderen wusste.
„Sie fängt an, sich wieder zu erinnern.“
„Sind Sie sicher?“ Ein erstickter Fluch begleitete die Frage.
„Sonst hätte ich mich nicht mit Ihnen in Verbindung gesetzt. Mir ist mein Leben genauso wichtig wie Ihnen das Ihre.“ Solange einer von ihnen nicht entdeckt wurde, solange war auch der andere in Sicherheit, das wussten sie. Wenn aber einer auch nur den kleinsten Fehler beging…
„Wie viel weiß sie?“
„Noch nicht genug, um gefährlich zu sein. Kindheitserinnerungen, ein Erinnerungsfetzen hier und da. Nichts von uns.“ Eine vorüberfliegende Krähe stieß einen kreischenden Laut aus und ließ sie beide zusammenfahren.
„Doch langsam fallen ihr die Dinge wieder ein. Jetzt sind es nicht mehr nur Alpträume. Ich bin davon überzeugt, wenn sie ihre Willenskraft einsetzt, dann wird es nicht mehr lange dauern.“
„Wir wussten schon eine Weile, dass sie keinen endgültigen Gedächtnisverlust erlitten hat. Aber wir brauchen noch etwas mehr Zeit.“
„Zeit?“ Das Auflachen bei dieser Frage war schrill. „Uns bleibt herzlich wenig übrig. Sie erzählt dem Amerikaner alles. Sie sind ineinander verliebt, und er ist ein kluger Bursche. Sehr klug sogar.“
„Seien Sie nicht albern.“ Wie hätte man die Ankunft des Amerikaners auch vorhersehen sollen? Dadurch war eine völlig neue Situation entstanden, die beide beunruhigte. „Wenn dieser Idiot Henri sich nur nicht betrunken hätte! Merde!“ Der so sorgfältig ausgedachte Plan war durch ihn ins Wanken geraten, durch Henris Gier nach Alkohol und Sex. Es ließ sie beide kalt, ihn schließlich
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