Cordina's Royal Family 1-4
dazu für einen Bruchteil dessen, was wir sonst verdienen, nur damit Sie auch noch die Stücke auswählen können, die wir aufführen?“
Seine Selbstbeherrschung geriet nicht leicht ins Wanken. Jahrelanges Bemühen und Entschlossenheit hatten ihn gelehrt, seine Gefühle zu lenken. Das tat er auch jetzt, wobei er ihren Blick noch immer festhielt.
„Weil ein Auftritt im Zentrum der Schönen Künste von Cordina für Ihre Karriere ein Vorteil wäre, den Sie nicht ignorieren können.“ Er beugte sich vor. „Es wäre dumm, ihn zu ignorieren, und ich halte Sie nicht für eine dumme Frau, Eve.“
„Nein, die bin ich auch nicht.“ Sie erhob sich erneut und wartete, bis er hinter seinem Schreibtisch stand. „Ich sehe mir das Theater an und denke darüber nach, bevor ich die Mitglieder meiner Truppe frage.“
„Sie leiten die Truppe, nicht wahr?“
Eve neigte den Kopf, und eine Haarlocke fiel ihr über das Auge. Mit den Fingerspitzen strich sie sie zurück. „Sie vergessen eines, Hoheit: Amerika ist ein demokratisches Land. Ich verhänge keine Dekrete über meine Leute. Wenn ich die verfügbaren Einrichtungen für gut genug halte und meine Truppe einverstanden ist, werden wir über den Vertrag reden. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen, ich möchte auspacken und mich vor dem Abendessen umziehen.“
„Ich lasse Sie in Ihre Zimmer führen.“
„Ich weiß, wo sie sind.“ Eve blieb an der Tür stehen, drehte sich um und knickste überheblich. „Eure Hoheit.“
„Eve.“ Er sah, wie sie herausfordernd das Kinn hob. Eines Tages, dachte er, wird jemand diese Herausforderung annehmen. „Willkommen in Cordina.“
Sie war kein unhöflicher Mensch. Eve versicherte sich das, während sie ein Kleid für das Abendessen aussuchte. Fast alle Leute hielten sie sogar für liebenswürdig. Sicher, sie konnte in Geschäftsangelegenheiten kompromisslos sein, doch das lag ihr im Blut. Unhöflich war sie nicht. Außer zu Alexander.
Aber er will es ja nicht anders, sagte sie sich, während sie den Reißverschluss eines eng anliegenden Corsagenkleides aus blauer Seide schloss. Er war dermaßen hochnäsig und herablassend. Das musste sie sich nicht bieten lassen, Thronerbe oder nicht. Sie spielten hier ja nicht Prinz und Bettelmann. Ihr Stammbaum mochte nicht adlig sein, aber er war makellos.
Sie war auf die besten Schulen gegangen. Vielleicht hatte sie diese Schulen gehasst, aber sie hatte sie nun mal besucht. Ihr ganzes Leben lang war sie gesellschaftlich mit den Reichen, Mächtigen und Einflussreichen zusammengekommen. Und sie hatte etwas aus sich gemacht. Nicht durch ihre Familie, sondern durch ihre eigenen Fähigkeiten.
Sicher, sie hatte schon frühzeitig entdeckt, dass ihr Ehrgeiz, Schauspielerin zu sein, sie nicht weit bringen würde, aber ihre Liebe zum Theater war nicht geschwunden. Dazu kamen ihre angeborenen Fähigkeiten auf geschäftlichem und organisatorischem Gebiet. Die Hamilton-Schauspieltruppe war gegründet worden und hatte Erfolg gehabt. Eve schätzte es gar nicht, dass Alexander der Große daherkam und sich aufführte, als würde er ihr einen Gefallen erweisen, indem er ihre Truppe in seinem Zentrum auftreten ließ.
Sie hatte hart gearbeitet, um die besten Schauspieler zu finden, um Talente zu fördern, um ihre eigenen Grenzen zu erweitern, und nun kam er daher und nickte huldvoll. Mit finsterer Miene legte sie eine breite goldene Halskette an. Die Hamilton-Schauspieltruppe brauchte seine Zustimmung nicht, sei sie huldvoll oder sonst wie.
Auch sie selbst brauchte weder seine Zustimmung noch sein verdammtes königliches Siegel. Und sie wäre unerträglich dumm, würde sie sich weigern, in Cordina zu spielen.
Eve nahm eine Bürste und zog sie durch das Haar. Dabei bemerkte sie, dass sie nur einen Ohrring trug. Dieser Mann macht mich verrückt, dachte sie und fand den tränenförmigen Saphir auf der Frisierkommode.
Warum war nicht Ben Präsident des Zentrums? Warum kümmerte sich nicht Brie darum? Mit beiden hätte sie locker und entspannt umgehen können. Was hatte Alexander nur an sich, dass sie sich ständig von ihm angegriffen fühlte?
Eve befestigte den zweiten Ohrring und betrachtete stirnrunzelnd ihr Spiegelbild. Sie erinnerte sich noch an ihre erste Begegnung mit Alexander.
Sie war zwanzig gewesen, und obwohl er nur ein paar Jahre älter war, wirkte er so erwachsen, so beeindruckend. Bennett hatte sie zum ersten Tanz auf dem Ball gebeten, doch sie hatte Alexander beobachtet. Damals war sie
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