Corellia 01 - Der Hinterhalt
daß sie genau wie er so tun mußte, als wäre alles in Ordnung. Wenn sie ihn drängte, ihr zu sagen, was vor sich ging, würde er es ihr erzählen. Han würde vielleicht ein paar Dinge auslassen, aber er würde sie niemals anlügen oder zulassen, daß ihr etwas Böses widerfuhr, wenn er die Möglichkeit hatte, sie zu schützen. Das wußte sie. Und wenn er es vorzog, nicht darüber zu sprechen, hatte er seine Gründe.
Leia musterte Chewbacca, und dann wußte sie mit Sicherheit, daß irgend etwas nicht stimmte. Wookiees hatten viele gute Eigenschaften, aber sie versagten jämmerlich, wenn es darum ging, ihre Gefühle zu verbergen. Chewie war eindeutig besorgt und nervös.
Sie war versucht, etwas zu sagen, zu fragen, zu fordern, aber dann verzichtete sie darauf. Nein. Er hatte einen Grund, einen guten Grund, das Problem nicht anzusprechen.
»Ist schon in Ordnung«, sagte Leia leichthin, als sie zu ihm trat und ihm einen Kuß gab. »Es ist noch keiner da. Du hast Zeit, dich frisch zu machen.« Als sie dicht vor ihm stand, roch sie einen Hauch von Feuer und Rauch und etwas wie den Ozonrückstand eines Blasterschusses. Aber ihre Miene verriet nichts von ihrer Besorgnis.
»Großartig«, sagte Han. »Ich fühle mich nach der ganzen Arbeit auch ein wenig schmuddelig.«
Chewbacca gab ein leises Grollen von sich und ging den Flur hinunter zur Wookiee-Erfrischungseinheit. Chewie kam sooft zu Besuch, daß sich der Einbau der Einheit gelohnt hatte - aber Leia hatte noch nie erlebt, daß er so begierig auf eine Dusche war. Chewie wollte ihr offenbar aus dem Weg gehen - und vielleicht verräterische Gerüche aus seinem Fell waschen. Noch etwas, das sie ignorieren mußte.
Leia lächelte so warm wie möglich und gab Han einen Kuß auf die Wange. »Dann bis gleich«, sagte sie.
Han stieß einen erleichterten Seufzer aus, als er durch das Schlafzimmer zur Erfrischungseinheit ging. Entweder hatte sie nicht bemerkt, daß etwas nicht stimmte, oder sie tat nur so, als hätte sie es nicht bemerkt. Es spielte keine große Rolle, welche der beiden Möglichkeiten zutraf. Er schlüpfte aus seiner Kleidung und fragte sich, ob Leia der Geruch der verbrannten Kisten aufgefallen war. Er duschte kurz, trocknete sich flüchtig ab und zog sich frische Sachen an. Das Ritual des Frischmachens entspannte ihn, als würde die Dusche alle Sorgen wegspülen. Der alte Übermut kehrte zurück, und die beunruhigenden Sorgen eines Ehemannes und Vaters schienen jetzt einem anderen Mann zu gehören. Sollte der GNR doch Gespenstern nachjagen und Spionage spielen. Von ihm wurde nur verlangt, sich normal zu benehmen und das zu tun, was er ohnehin getan hätte. Und außerdem ging es um Corellia. Seine Heimatwelt. Dort kannte er sich aus. Sollten ruhig weitere Sondendroiden um ihn herumschleichen. Er wußte sowieso nichts. Im Moment war seine größte Herausforderung, die Schilde des Falken wieder voll funktionsfähig zu bekommen.
Erstaunlich, wie eine Dusche die Stimmung heben konnte. Es würde schon alles gutgehen.
Han kehrte ins Wohnzimmer zurück und setzte sich soeben in seinen Lieblingssessel, als Chewie aus dem Erfrischer kam. Chewie deutete auf den Sessel und gurgelte spöttisch.
»Okay, ich bin eben etwas bequem geworden. Ist es etwa ein Verbrechen, wenn man einen gemütlichen Sessel mag?« Chewie antwortete nicht - aber Han registrierte aufmerksam, daß der Wookiee sich nicht setzte. Han grinste und schüttelte den Kopf. Selbst nach all den Jahren wußte er nicht genau, ob die Sticheleien des Wookiees ernstgemeint waren oder nicht.
Leia kam zurück ins Zimmer. »Ich habe den Küchendroiden gesagt, daß sie servieren können. Das Essen für die Kinder werde ich später aufwärmen lassen. Vielleicht sind sie demnächst pünktlicher, wenn sie wissen, daß sie sonst nur Aufgewärmtes bekommen.«
Han wollte schon antworten, als er hörte, wie die Wohnungstür geöffnet wurde. »Sieht aus, als würde die Rasselbande kommen«, sagte er. Von draußen drangen helle Stimmen, gedämpftes Kichern und das Trippeln kleiner Füße herein, aber nicht die Kinder erschienen in der Wohnzimmertür, sondern sein Schwager. Han hatte ganz vergessen, daß Luke heute abend mit ihnen aß.
»Tut mir leid, daß wir uns verspätet haben«, sagte Luke, als er hereinkam. »Die Kinder haben wieder einmal versucht, den Palast abzubrennen. Ich habe sie mir vorgeknöpft, und jetzt waschen sie sich.«
»Was haben sie denn diesmal angestellt? Etwas, das wir wissen sollten?«
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