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Corina 01 - Dämonisch verführt

Corina 01 - Dämonisch verführt

Titel: Corina 01 - Dämonisch verführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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bewirkte, dass sich die Muskeln in meinem Bauch verkrampften.
    Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf einen neuen Wandteppich an der Rückwand des Saals. Er zeigte einen Krieger, der eine Rüstung trug und ein Heer anführte. Ich vermutete, dass es entweder der Vater oder der Sohn war, denn er ritt einen Drachen. Beide gehörten dem »Orden des Drachen« an, der für den Kampf gegen die Türken gegründet worden war. Dadurch hatten sie ihren berühmten Spitznamen »Dracul« bekommen, was »Drache«
    bedeutete. »Dracula« hieß also wörtlich übersetzt »Sohn des Drachen«. Ich ging davon aus, dass das Bild den Sohn zeigte — mit einer Pike spießte er einen Feind auf.
    Nach einer Weile gingen die Soldaten, und ich betrat den Saal, mied dabei die Stellen, wo getrocknete Binse auf dem Boden lag - sie knisterte, wenn man den Fuß darauf setzte. Die Decke über mir war so hoch, dass sie in der Dunkelheit verborgen blieb, aber sie schien jedes noch so leise Geräusch zu empfangen. Schließlich erreichte ich eine hohe Bogentür, die in einen kurzen, schwach beleuchteten Flur führte. In der Nähe wand sich eine Treppe nach oben, und dass dort keine Fackeln brannten, hielt ich für ein gutes Zeichen, denn nur mein Opfer konnte ohne ihr Licht sehen.
    Ich schlich die Stufen hoch und fand am Ende der Treppe eine Tür aus dickem Eichenholz. Sie stand einen Spalt breit offen, und orangefarbener Feuerschein fiel auf die Steinplatten. Ich näherte mich vorsichtig und drückte die Tür mit der Fußspitze weiter auf. Mein Blick ging in ein großes Zimmer, das aber gemütlicher wirkte als die anderen großen Räume der Burg und vollkommen rund zu sein schien. Ich war allein, wusste aber, dass ich es nicht lange bleiben würde. Darauf wiesen mich die brennenden Kerzen hin - niemand beleuchtete ein unbenutztes Zimmer, wenn alles, auch die Kerzen, fünfundzwanzig Kilometer weit den Berg hinaufgeschleppt werden musste.
    Jemand wurde hier erwartet. Ich hoffte nur, dass es die richtige Person -war, denn ich hatte keine Lust, mich durch all die Soldaten zu arbeiten, um mein Ziel zu erreichen.
    Der Raum war voller Kriegsbeute. Mehrere Dutzend dicke Gebetsteppiche zierten die Wände und halfen dabei, den kalten Stein zu isolieren. Viele der überall herumstehenden goldenen und silbernen Gefäße wiesen emaillierte arabische Worte auf, auf dem Boden lag ein dicker Perserteppich mit blauen und burgunderroten Tönen, und die an der Decke hängende glänzende Messinglampe hatte etwas Fremdländisches. Plötzliche Müdigkeit ließ die exotischen Farben miteinander verschmelzen, und ich schwankte, als mein Vorrat an Adrenalin zur Neige ging. Es tat mir überall weh, aber das war nichts Neues. Was mich richtig fertigmachte, war der Anblick eines Bettes, auf dem warme Felle und Decken so hoch lagen, dass sie einen Hügel bildeten. Instinktiv lenkte ich meine Schritte dorthin, und dabei schwindelte mir von Schmerz und Staunen.
    Ich musste es geschafft haben, denn ich fiel auf etwas Weiches, das meine Sinne sofort als Federmatratze identifizierten. Beim Aufprall taten mir die Rippen weh, so sehr, dass ich vielleicht für ein paar Sekunden das Bewusstsein verlor. Als ich wieder zu mir kam, musste ich zur Kenntnis nehmen, dass mich der erste Eindruck getäuscht hatte: Ich war nicht allein.
    Ich lag halb auf jemandem, der einen scharlachroten Fleck auf dem weißen Laken geschaffen hatte. Dieser Jemand hatte keinen Puls, aber das besorgte mich nicht. Bei Leuten seiner Art fehlte so etwas immer, es sei denn, sie gaben sich als Menschen aus.
    Mir klopfte das Herz so heftig in der Brust, dass ich befürchtete, es könnte eine Rippe zerbrechen. Am Rande stellte ich fest, dass das Blut seine Kleidung ruinierte. Der schneeweiße Kasack war an den Ärmeln und am Hals rot und goldgelb bestickt, doch dunkle Flecken störten diese Muster. Wie schlimm die Wunden waren, blieb mir verborgen, denn zwar lag er auf dem Bett, aber er trug noch immer einen Pelzmantel, so weich und dick, dass meine Hand darin verschwand. Ich strich mit den Fingern darüber und konnte mein Glück nicht fassen.
    Ich starrte auf mein Opfer hinab und löste das an meiner Taille befestigte Bündel, das einen zugespitzten Pflock enthielt. Er regte sich nicht, öffnete nicht einmal die Augen. Ich wollte es schnell hinter mich bringen, und doch zögerte ich. Nie zuvor hatte ich einen schlafenden Vampir getötet. Ihre Ruheplätze am Tag waren so gut versteckt, dass die Suche danach die Mühe nicht

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