Corina 01 - Dämonisch verführt
ich bekam tatsächlich die unerwartet warme Haut des Halses zu fassen. Aber bevor sich meine Hand um den Hals schließen konnte, berührte mich etwas und strich mir wie die Klinge eines alten Eisenmessers über den Rücken. Der Kontakt nahm mir von einem Augenblick zum anderen die Kraft, und mehr noch, er schien alle meine Sinne zu betäuben. Plötzlich konnte ich nichts sehen, nichts hören und nichts fühlen. Alles verschwand, wich Übelkeit und bitterer Furcht.
Und dann kehrten meine Sinne zurück, und es war noch schlimmer. Es war Agonie, als würde ich von tausend Eisnadeln durchbohrt. Meine Kehle zuckte, als sich die Hand des Elfen darum schloss. Er versuchte nicht, mich zu erwürgen - er drückte nicht einmal so fest zu, dass Flecken entstanden -, aber ich hatte auf einmal das Gefühl, an Eis zu ersticken. Meine Augen sagten mir, dass es dort nichts gab, doch der Hals wurde taub, und der Würgereflex wurde aktiv und schnitt mir endgültig die Luft ab.
»Willst du gegen mich antreten?« Die Stimme war hart wie Eis über kaltem, dunklem Wasser. »Na schön.«
Seine Hand legte sich mir vorn auf den Kasack, so leicht, dass sie mich kaum berührte, aber es fühlte sich an, als hätte er die Finger ausgebreitet und sie mir tief in den Körper gebohrt. Sie rissen und zerrten nicht, wie es die Krallen eines Tiers getan hätten. Stattdessen bescherten sie meinem Leib den Frost des Winters: Die Kälte breitete sich langsam aus wie der beginnende Winter, nahm Farbe, Wärme und Leben. Meine Lunge erstarrte in Eis; ich hätte nicht einmal dann atmen können, wenn die Luftröhre frei gewesen wäre. Das Blut in meinen Adern floss langsamer, wurde zu einem eisigen Brei. Die Phantomhand sank tiefer in mich, brannte wie Trockeneis, kroch in Winkel, von deren Existenz ich gar nichts gewusst hatte. Die Kälte kroch mir übers Rückgrat, und Eis umklammerte mein Herz.
Ich fiel, und leblose Knochen vibrierten, als ich auf den Boden prallte, der nicht mehr schlammig war, sondern hart wie Fels. Eine Eisschicht hatte sich auf ihm gebildet. Der gefrorene Schlamm glitzerte weiß an meinen Fingerspitzen, als mir die Hand nutzlos vors Gesicht sank. Es überraschte mich vage, dass sie nicht wie dünnes Glas zerbrach. Mir schwanden die Sinne von Schmerz und Luftmangel.
»Die Svarestri herrschen über die Elemente.« Der Elf drehte mich mit dem Fuß auf den Rücken und ging neben mir in die Hocke. »Kennst du die vier Elemente, Dhampir? Mit dem Wasser in dieser besonderen Form bist du inzwischen vertraut, nicht wahr? Sollen wir es mit einem anderen versuchen?«
Kälte verwandelte sich übergangslos in Hitze. Was eben noch gefroren gewesen war, kochte jetzt. Ich schnappte nach Luft, als der Knoten aus meiner Luftröhre verschwand, und heiße Luft drang mir in die Lunge. Zinnfarbene Augen beobachteten mich mit klinischem Interesse, als ich in brennender Agonie den von inneren Flammen heimgesuchten Leib krümmte. Feuer verkohlte meine Nervenenden, aber der Schmerz ließ nicht etwa nach, sondern wurde mit jeder Sekunde stärker, bis meine Knochen zu versuchen schienen, aus dem Körper zu kriechen.
Das Eis vor meinem Gesicht schmolz, und die Pfütze begann zu dampfen. Die Luft selbst schien sich in Feuer zu verwandeln, in eine brodelnde, flackernde Masse aus Blitzen. Es überraschte mich, dass meine Haut noch existierte und nicht zu Asche zerfallen war. Unter ihr kochte das Blut in den Adern. Der Elf hatte mich erneut berührt, aber jetzt ging nicht mehr Eiseskälte von seinen Fingern aus, sondern enorme Hitze. Mein Kasack verfärbte sich wie Stoff, der zu lange einem Bügeleisen ausgesetzt war, und ich spürte, wie die Haut Blasen warf.
Dann hörte es auf, so plötzlich wie es begonnen hatte. Ich brach zusammen und sank in eine Pfütze, deren Wasser noch immer sehr heiß war. Jeder Herzschlag ließ mich erbeben, jeder Atemzug war eine Qual. Von den verbrannten Ecken meines Hemds stieg mir ein beißender Geruch in die Nase, wie der Rauch einer gerade ausgepusteten Kerze.
Der Elf zog die Hand zurück und setzte sich auf die Fersen. Ein Teil des Kasacks hatte sich aufgelöst, und darunter kam rote, blasige Haut zum Vorschein, vom Brustbein bis unter den Nabel. Es dauerte einen Moment, bis mir klar wurde, warum mir die Form der Verletzung so vertraut erschien. Es war der perfekte Abdruck einer langfingrigen Hand, und ich trug ihn wie ein Brandmal.
»Wenn ich dich nicht geschützt hätte, wärst du bereits tot«, teilte mir der Elf mit.
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