Corina 01 - Dämonisch verführt
»Aber wir müssen noch zwei andere Elemente ausprobieren, nicht wahr?« Er berührte mich jetzt nicht mehr, aber plötzlich schnürte mir etwas die Kehle zu. Meine Hände wühlten im heißen, sandigen Boden, doch mir fehlte die Kraft, sie zum Hals zu heben, während sich dort eine unsichtbare Schnur zusammenzog. Ich biss in die Luft, als könnte ich mit den Zähnen Brocken aus ihr reißen, aber nichts half. Ich wollte zu viel zur gleichen Zeit: kämpfen, die Lunge mit Luft füllen, um Gnade flehen…
Als hätte der Elf meinen letzten Gedanken gehört, beugte er sich über mich und sah mir in die Augen. »Sag mir, wo die Nullerin ist, wenn du am Leben bleiben willst.« Der Druck am Hals ließ ein wenig nach, und ich konnte wieder atmen, obwohl meine Lunge halb vergessen zu haben schien, wie man das machte. Der Elf wartete, während ich hingebungsvoll keuchte. »Hast du nichts zu sagen?« Ich sah zu ihm hoch und war so fertig, dass ich es nicht einmal schaffte, anständig zu starren. Ich röchelte bei jedem Atemzug, sagte nichts und bedauerte, dass ich nicht genug Speichel zusammenbringen konnte, um dem verdammten Kerl ins Gesicht zu spucken.
Dann merkte ich, dass der Spaß noch nicht vorbei war: Ich hatte meine Lunge gerade wieder gefüllt, aber sie dehnte sich trotzdem weiter aus. Die beiden Lungenflügel blähten sich auf, und ich hatte das Gefühl, zwei Ballons in der Brust zu haben, die jemand immer mehr aufpumpte. Gleich würden sie platzen; sie konnten nicht mehr lange halten. Der Schmerz war so groß, dass mir alles vor Augen verschwamm, und ich konnte ein heftiges Schaudern nicht unterdrücken. Etwas schrie in meinem Kopf: ein schrilles, unmenschliches Geräusch ohne Anfang oder Ende, ein Schrei purer Agonie.
Gerade als Dunkelheit mich aufnehmen wollte, hörte der Druck auf, und ich konnte ausatmen. Diesmal hustete ich nicht. Langsam strömte die Luft aus mir heraus, und anschließend atmete ich flach und vorsichtig - mehr schien meine Lunge nicht zu wagen.
Ich hatte schlimmere Schmerzen erlebt, aber diese schafften es zweifellos in die Top Ten, vielleicht sogar in die Top Three. Der Elf beobachtete mich nachdenklich, und ein Finger folgte den Konturen des Brandmals auf meiner Brust. »Du überraschst mich. Die meisten deiner Art hätten sich inzwischen heiser geschrien.«
Ich wollte ihm nicht die Genugtuung der Wahrheit gönnen: dass meine Kehle blockiert gewesen war, dass mich die Pein daran gehindert hatte, einen Ton hervorzubringen. »Du bist noch nie jemandem wie mir begegnet.« Die Worte kamen als trockenes Krächzen aus meinem Mund, doch er schien sie zu verstehen.
»Vermutlich hast du recht.« Der Elf kniff die sturmfarbenen Augen zusammen. »Umso besser.« Er richtete sich auf und zog mich hoch. Ich taumelte, aber sein eiserner Griff ließ mich nicht fallen. Nach einigen Sekunden ließ der Schwindel nach, und ich stellte überrascht fest, dass meine Beine mich trugen.
Noch mehr erstaunte es mich, dass ich noch nicht zur Berserkerin geworden war. Schmerz von solcher Intensität löste normalerweise einen Anfall aus. Unter anderen Umständen hätte ich längst die Kontrolle über mich verloren, und das bedeutete …
Es bedeutete, dass Claire in der Nähe war.
Ich zwang mich, nicht nach ihr Ausschau zu halten. Dieser dreimal verfluchte Heidar. Ich hatte bereits versprochen, ihn zu töten, aber hierfür würde ich ihn langsam umbringen.
»Da du dich wie eine Kriegerin verhältst, behandeln wir dich wie eine«, sagte der Elf. »Ich gebe dir Gelegenheit, kämpfend zu sterben.« Er schlang mir einen Arm um die Taille, um mich aufrecht zu halten. Die Berührung ließ den Schweiß an meinem Körper plötzlich kalt werden. »Siehst du das Haus?«
Da es mit all dem Licht vor der brodelnden Dunkelheit des Himmels wie ein Weihnachtsbaum leuchtete, war es eine ziemlich dumme Frage. Aber die Elfen hatten ohnehin keinen großen Respekt vor der menschlichen Intelligenz. Ich nickte. Alles war besser als die Konfrontation mit Element Nummer vier. Ich hatte keine Ahnung, in welcher Form ich es kennengelernt hätte, aber aus irgendeinem Grund bezweifelte ich, dass es eine angenehme Begegnung geworden wäre.
»Wenn du das Haus erreichst, lasse ich dich gehen.«
»Wenn ich das Haus erreiche?« Meine Stimme war dünn, kaum mehr als ein Hauch. Trotzdem erleichterte sie mich. Wenn meine Stimmbänder noch funktionierten, konnte ich nicht so schwer verletzt sein, wie es sich anfühlte, oder?
»Meine Leute werden
Weitere Kostenlose Bücher