Corina 01 - Dämonisch verführt
Situation gibt es keine persönlichen Angelegenheiten.«
Louis-Cesare streckte die Hand aus und schaltete das Radio ein. Er wählte einen Sender, der Musik aus den Achtzigern brachte, und Van-Halen-Klänge tönten aus den Lautsprechern. Nicht schlecht, aber ich vermutete, dass ihm nur der Sinn nach etwas Lautem stand. Ich schnitt eine finstere Miene, sah mein Spiegelbild im getönten Fenster und fragte mich, seit wann er glaubte, man hätte mir das Gehirn aus dem Kopf operiert.
Die schlichte Tatsache lautete: Wenn der Senat jemanden tot sehen wollte, war das Schicksal der betreffenden Person besiegelt. Das galt auch für mächtige dunkle Magier. In ihrem Fall mochte es schwerer sein, und deshalb dauerte es etwas länger, aber es gab niemanden, den der Senat nicht irgendwann erreichen konnte. Doch Jonathan lebte. Woraus ich den messerscharfen Schluss zog, dass Louis-Cesare den Senat nicht um Hilfe gebeten hatte.
Nun, vielleicht wollte er sich einfach nur allein um den Magier kümmern - immerhin sollte es eine persönliche Angelegenheit sein -, aber das bezweifelte ich. In Hinsicht auf Claire empfand ich genauso, doch wenn ihr jemand etwas angetan hatte, würde der Senat den Schuldigen so lange festhalten, bis ich mich um ihn kümmern konnte.
Die Hilfe des Senats anzunehmen, bedeutete nicht, auf den persönlichen Aspekt bei der ganzen Sache zu verzichten. Also gab es etwas in Bezug auf den Magier, das mir Louis-Cesare verschwieg.
»Du kannst es nicht für immer vor dem Senat verbergen«,
sagte ich, nur um klarzumachen, dass mit meinem Gehirn alles in Ordnung war.
»Ich verberge nichts.« Die Worte klangen ruhig, aber der Mustang flog regelrecht über den Highway.
Ich schwieg mit einer Gewissheit. Was auch immer Louis-Cesare vor mir versteckte, es war eine sehr persönliche und sehr beunruhigende Angelegenheit. Aber mehr würde ich derzeit nicht aus ihm herausbekommen. »Wenn du es so haben willst…«
Seine Hände bewegten sich am Lenkrad; ihr fester Griff lockerte sich ein wenig. »So ist es.«
7
»He, Marlowe. Hast du jemals in Erwägung gezogen, deinen Raumgestalter zu pfählen?« Ich sah mich in den einst makellosen Räumen um, die jetzt, wie ein großer Teil von MAGIE, einem Flohmarkt in einem Innenstadtviertel ähnelten. Ein Brandfleck in der Form eines menschlichen Körpers zierte eine Wand des Laboratoriums, und die Tür daneben war halb aus den Angeln gerissen. Wenn es hier irgendwo ein heiles Reagenzglas gab, hatte ich es bisher noch nicht gesehen.
»Ah.« Der attraktive, braunhaarige Vampir wandte sich auf seinem Drehstuhl zu uns um. Er roch nach kubanischen Zigarren, Zimt und irgendeiner Salbe mit zu vielen Bestandteilen, als dass ich sie alle identifizieren konnte.
Letztere Geruchskomponente kam von den Verbänden an seinem Kopf. Lockiges Haar ragte in mutlosen Büscheln darunter hervor, und so komisch das auch wirken mochte, ich lachte nicht. Eine Verletzung, die ein Vampir nicht ohne geruchsintensive Hilfsmittel heilen konnte, hätte ausgereicht, einen Menschen zu töten. Allem Anschein nach hatte ihm vor kurzer Zeit der Krieg einen Besuch abgestattet. »Das erklärt den Gestank«, sagte er mit einem Lächeln, das die kalt blickenden braunen Augen aussparte. »Ich dachte, hier drin sei etwas gestorben. Zehn Sekunden zu früh gedacht, schätze ich.«
»Willst du vielleicht, dass Daddy sauer auf dich ist?«, erwiderte ich. Bei meinen wenigen Abstechern nach MAGIE
hatte ich Mircea begleitet, bei dessen Anblick andere Vampire ins Schwitzen gerieten, schleimten und das Knie beugten. Dieser Vorteil fehlte mir jetzt, aber ich dachte mir: Mit einem halbtoten Vampir, selbst mit Marlowe, solltest du eigentlich fertigwerden können. »Ich bin wegen einer Familienangelegenheit hier.«
»Du bist eine lausige Lügnerin.«
»Eigentlich bin ich sogar eine sehr gute Lügnerin, aber in deinem Fall würde ich mir nicht die Mühe machen.« Ich legte ein blutiges, verbranntes Stück Metall auf den Tisch vor ihm. »Jemand hat das Flugzeug abgefackelt. Ich glaube, dieses Teil stammt von der linken Tragfläche, aber ich bin mir nicht ganz sicher.« Marlowe starrte ausdruckslos auf das Metallstück, das ich dem Steward aus dem Kopf gezogen hatte. Ich pflanzte mich auf den nächsten Stuhl und versuchte, Mitleid zu zeigen. »Flugzeuge sind auch nicht mehr das, was sie mal waren, oder?«
»Was willst du hier?«, fragte Marlowe und drehte ein nahes Klemmbrett um, damit ich nichts darauf lesen konnte.
Vermutlich
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