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Corina 01 - Dämonisch verführt

Corina 01 - Dämonisch verführt

Titel: Corina 01 - Dämonisch verführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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der nächste Schritt, und so weiter. Meine Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt, und am liebsten hätte ich geschrien.
    Der Geruch teilte mir mit, dass Radu durch die linke der beiden Türen am Ende des Tunnels gegangen war. Er hasste das Meer, aber seltsamerweise roch er immer wie ein Tag am Strand: Salz und Ozon. Diesmal kam noch etwas anderes hinzu, eine sonderbare, muffige Komponente, mit der ich nichts anzufangen wusste. Das hätte mich beunruhigen sollen, da der Geruchskatalog meines Gehirns ziemlich umfangreich war. Aber die nervenaufreibende Langsamkeit des Wegs durch den Tunnel hatte mich ungeduldig werden lassen, und dadurch wiederum wurde ich leichtsinniger als sonst, was in diesem Fall allerdings kaum eine Rolle spielte, denn vermutlich hätte sich alles auf die gleiche Weise abgespielt.
    Als mein Amulett genau null magische Fallen bei der Tür meldete, öffnete ich sie und betrat den Raum dahinter.
    Die Geschichte von der Lady oder dem Tiger fiel mir ein, und ich hielt mich für fähig, Letzteren zu wählen, kurz bevor er sich auf mich stürzte. Ich roch den stinkenden Atem von etwas, das vor kurzer Zeit rohes Fleisch gefressen und sich anschließend nicht die Zähne geputzt hatte, fühlte Klauen vorn an meiner Jacke und hörte das vertraute Rauschen in den Ohren, das einem Anfall von Dhampir-Wahnsinn vorausgeht.
    Als ich wieder zu mir kam, stellte ich fest, dass Radu mit einem Stock auf mich einschlug. »Nein, nein, nein!«, rief er, und so rau wie seine Stimme war, nahm ich an, dass er schon länger schrie. Sonderbarerweise waren wir trotz des Lärms allein geblieben, die verschiedenen seltsamen Geschöpfe in den Ecken nicht mitgezählt. Es fiel mir schwer, sie zu erkennen, denn ein prähistorisch wirkender Panther von der Größe eines kleinen Pferds lag auf mir, im Tod erschlafft. Da meine Hände noch immer um seine Kehle lagen, brauchte ich mich nicht zu fragen, was ihn getötet hatte.
    Als das Bild vor meinen Augen klarer wurde, merkte ich, dass Radu versuchte, den Kadaver von mir herunterzustoßen. Aber er zielte nicht besonders gut mit dem Stock, und etwa die Hälfte der Hiebe erreichte nicht den kürzlich Verstorbenen, sondern meine Wenigkeit. Meine Rippen fühlten sich recht mitgenommen an, was mich vermuten ließ, dass dies schon seit einer ganzen Weile so ging.
    Ich setzte mich auf, schob das tote Pantherding beiseite und ergriff den Stock, als er erneut herabkam. Zwei der Wesen in den Ecken fielen über den Kadaver her, und ich versuchte, nicht darauf zu achten. »Schluss damit. Ich habe schon genug blaue Flecken.«
    »Dorina? Du…du bist nicht verletzt?« Radu wirkte verblüfft. Manchmal frage ich mich, wie ich nach Meinung der Leute so lange überlebt habe. Es hieß, dass ich viel Glück hatte, und dem konnte ich nicht widersprechen, aber es war nicht der einzige Grund.
    »Nein, ich hatte keine Lust, Katzenfutter zu sein.« Ich sah an mir herab. Nichts fehlte, und alles schien am richtigen Platz zu sein, auch wenn der Zustand des einen oder anderen Bestandteils von mir ein wenig zu wünschen übrig ließ. Es gab ziemlich viel Blut - größtenteils nicht meins -, und einige Fellbüschel klebten an meinem Top.
    »Mist!« Ich streifte die Jacke ab und hielt sie ins Licht. Krallen hatten sie an mehreren Stellen aufgerissen. Das dicke Leder hatte mich vor tiefen Fleischwunden bewahrt, aber dadurch fühlte ich mich kaum besser. »Das ist heute schon die zweite«, klagte ich. »Wenns so weitergeht, kriegt der Senat eine gepfefferte Klamottenrechnung.«
    »Es ist wirklich alles in Ordnung mit dir!« Radu schlang die Arme um mich, und ich zuckte zusammen, als er auf die Wunden drückte, die Flugzeugteile in meinem Rücken hinterlassen hatten. »Ich war so besorgt, Dorina! Mircea würde .... Ich hätte nicht gewusst, was ich ihm sagen sollte, wenn…«
    »Ja, es wäre mir sehr unangenehm gewesen, dir mit meinem Tod Unannehmlichkeiten zu bereiten«, sagte ich mit unverhohlenem Sarkasmus. Radu wusste offenbar nicht, welche Antwort er darauf geben sollte, und ich ließ ihn auch gar nicht zu Wort kommen. »Was zum Teufel ist das überhaupt für ein Ort?« Mir fiel auf, dass keins der Wesen - manche steckten in Käfigen, und andere streiften frei umher - einen vertrauten Eindruck machte.
    Die beiden Biester, die sich am Kadaver gütlich taten, sahen aus, als hätte jemand eine riesige Ratte und einen Müllbehälter mit einem Dislokator getroffen - nichts ergab einen Sinn, und nichts befand sich

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