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Corina 01 - Dämonisch verführt

Corina 01 - Dämonisch verführt

Titel: Corina 01 - Dämonisch verführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Feind so trotzen sollen wie Vlad, aber du ahnst nicht, wie es war.« Radu leckte sich die Lippen und stellte das Glas mit zitternder Hand beiseite. »Ich bemerkte, wie einige der älteren Gefangenen aussahen, die sich schon seit einer ganzen Weile im Verlies befanden. Fehlende Nasen und Lippen, die Zähne ausgeschlagen, gebrochene Knochen, überall Verbrennungen…«
    »Ja, schlimme Sachen.« Ich hatte Dinge gesehen, neben denen die Türken von damals wie spielende Kinder aussahen, und das galt auch für Radu. Der Unterschied bestand darin, dass er damals, bei der Konfrontation mit jenem Gruselkabinett, sehr jung gewesen war, kaum ein Teenager, wenn ich mich recht entsann. Da er sich jetzt um den Zoo des Senats kümmerte, was mir Albträume beschert hätte, musste er aus härterem Holz geschnitzt sein, als es den Anschein hatte.
    Das Sitzkissen änderte plötzlich den Kurs, sauste durch meine Beine und brachte mich zu Fall. Ich warf ihm einen bösen Blick zu - an diesem Ort hassten mich selbst die unbelebten Dinge. Ich rollte herum, sprang, landete auf dem hinterlistigen Kissen, drehte es und band es an den Bettpfosten, bevor es sich weitere Tricks einfallen lassen konnte. Kurze Zeit später war es mit allen vier Zugbändern nicht nur am Bett festgebunden, sondern auch an Mirceas Kleiderschrank.
    »Na bitte«, verkündete ich triumphierend. »Damit wären deine Mätzchen zu Ende.«
    Radu seufzte und stand auf, um sich noch einen Drink zu holen. »Schön und gut, Dory, aber wie willst du jetzt darauf sitzen?«
    Eine der Quasten winkte und erweckte den Eindruck, sich über mich lustig zu machen. Meinetwegen. Sollte es dort bleiben, bis es verrottete. Ich sank auf Radus frei gewordenen Stuhl, einen finsteren Blick auf das Sitzkissen gerichtet. »Worauf willst du hinaus, Onkel?«
    Er lehnte sich an die Bar und musterte mich ernst. »Ich wollte darauf hinweisen, dass ich schwach war. Man bot mir einen Ausweg an, und ich nahm ihn. Vlad hat mir nie verziehen, dass ich mit dem Feind geschlafen habe, wie es heute heißt. Außerdem denkt er natürlich, dass ich ihn verraten und ihm den Thron gestohlen habe…«
    »Du hast ihn verraten und ihm den Thron gestohlen.«
    »Ja, aber erst, als er total übergeschnappt war«, sagte Radu ungeduldig. »Ich war nicht dumm, Dory. Ich wusste, dass die Türken versuchten, mich zu benutzen, aber wegen Vlad musste etwas unternommen werden. Den Anblick der vielen Leichen werde ich nie vergessen. Es waren Tausende, lebendig gepfählt vor der Stadt Targoviste. In all den Jahren danach habe ich nie wieder etwas Vergleichbares gesehen.«
    »Bei manchen Weltkriegsschlachten starben mehr Menschen.«
    »Ja, aber nicht mit so viel…Absicht und Präzision. Du erinnerst dich bestimmt, dass er die Pfähle zu geometrischen Mustern anordnen ließ, damit er auf den Turm steigen und sich über die von den Toten geformten Bilder freuen konnte.«
    »Nein, ich erinnere mich nicht daran. Ich wurde einer vorbeiziehenden Zigeunergruppe übergeben, weißt du noch?«
    »Oh, ja.« Radu richtete einen vagen Blick auf mich. »Wie ist es für dich gelaufen?«
    Ich starrte ihn an. Fünfhundert Jahre später fiel ihm ein, mich danach zu fragen. »Oh, toll. Sie hielten sich Katzen, um die Mäuse von ihren Lebensmitteln fernzuhalten, und ich sollte die Vampire daran hindern, ihr Blut zu schlecken. Eine lustige Zeit.« Bis sie alle tot gewesen waren.
    »Gut.«
    Ich verbiss mir einen Kommentar. Inzwischen war mir wieder eingefallen, warum ich normalerweise Gespräche mit Radu mied. »Ich wollte nur betonen, dass wir beide den gleichen Feind haben. Na schön…«, ich hob die Hand, als Radu erneut in Erinnerungen schwelgen wollte, » .... für dich hat Drac vielleicht eine spezielle Verabschiedung geplant, aber seine Pläne sehen auch meinen Tod vor. Was gar nicht zu meinen eigenen Plänen passt.«
    »Dann solltest du Mircea besser sagen, dass du keine Jagd auf ihn machen willst. Er muss es wissen, damit er etwas anderes in die Wege leiten kann.«
    Ich beobachtete ihn durch das Glas aus geschliffenem Kristall. Ein Dutzend kleine Radus erwiderten meinen Blick, jeder von ihnen ahnungslos. »Und woraus könnte deiner Meinung nach sein Plan B bestehen? Wer wäre verrückt genug zu wagen, sich gegen Drac zu stellen? Selbst wenn es derzeit keinen Krieg gäbe .... Ich glaube, einen solchen Auftrag würden die meisten Leute dankend ablehnen.« Ich kannte einige Kopfgeldjäger, die verrückt genug waren, einen entsprechenden Versuch

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