Corina 01 - Dämonisch verführt
Wenigkeit durch zahlreiche Dämonenbars von Vegas geschleppt hatte und feststellen musste, dass die meisten meiner Kontakte entweder aus der Stadt verschwunden waren oder mir auf die Benny-Tour kamen. Erst als es hell wurde und der Himmel mit einem blassen, wolkenlosen Blau auf das Ende des Regens für dieses Jahr hinwies, gelang es mir, einen alten Bekannten zu finden.
Ich kam nur selten nach Westen - die Nähe von MAGIE war ein sehr wirksames Abschreckungsmittel —, aber manchmal führte mich ein Auftrag in diese Gegend. Ich entdeckte einen der Burschen, auf deren Hilfe ich gelegentlich zurückgriff, als er gerade seine Siebensachen packte - offenbar wollte er sich ebenfalls verdünnisieren.
»Jay, wie schön, dich zu sehen!« Ich knallte die Tür seines billigen Hotelzimmers zu — in dieser Absteige konnte man stundenweise oder auch für einen ganzen Monat unterkommen - und lächelte. Ich erzielte die erhoffte Wirkung, hauptsächlich wegen des getrockneten Bluts in meinem Haar und der aufgeplatzten Lippe, die mein Lächeln in eine Grimasse verwandelte. Bisher hatte ich mich noch nicht im Spiegel gesehen, aber die Reaktion der Leute in den Bars genügte, um mir zu sagen, dass Einschüchterung vermutlich kein Problem war.
»Dory!« Das Gesicht des Nsquital-Dämons - man konnte es für das eines Menschen halten, wenn man nicht richtig hinsah - lief violett an, und es bildeten sich kleine Beulen, die wie dicke Pickel aussahen. Es aber nicht waren.
»Besprüh mich, und ich töte dich, bevor ich mich auflöse.« Ich zeigte einen Reißzahn, hob aber die leeren Hände.
»Ich bin gekommen, um mit dir zu reden, Jay. Entspann dich.«
»Ich .... ich würde nie versuchen, dich zu vergiften, Dory. Das weißt du doch.«
»Klar. Deshalb bin ich hier.« Ich setzte mich auf die klumpige Matratze und deutete zum Plastikkoffer. »Hab dich gerade noch erwischt, wie?«
»Du weißt ja, wie es ist.« Jay war wieder im Ich-bin-ein-hässlicher-Mensch-Modus: Mit den zu großen Zähnen, Eselsohren und dem roten Haar sah er aus wie eine erwachsene Version des Typs vom Magazin MAD. Die weite Cordhose — er trug keine Jeans, weil sich unter ihnen der Schwanz abzeichnete — und das schäbige, gelbbraune T-Shirt ließen ihn nicht gerade cool aussehen, gaben ihm aber etwas Armseliges, das mich entspannte. »Ich mag das Viertel nicht mehr, nachdem es sich in ein Kriegsgebiet verwandelt hat.«
Das klang wahr. Nsquital mochten keine Gewalt, was sie ihrer Position als doppelt Verdammte - so die wortwörtliche Übersetzung des Namens - verdankten. Sie waren ein bunt gemischter Haufen aus verschiedenen Dämonenvölkern, überwiegend auf dem Niveau kleiner Beamter, und hatten durch die Ermordung ihrer Herren und Flucht vor Strafe eine gewisse Freiheit erlangt. Die Nachfolger ihrer getöteten Herren konnten sie suchen und zurückholen, wann es ihnen beliebte, aber die meisten von ihnen lohnten nicht die Mühe der Jagd. Jay hatte einen unwichtigen Bediensteten an Mammons Hof umgebracht, jemanden, der ohnehin nicht sehr beliebt gewesen war.
Sein Nachfolger würde ihm das Fell über die Ohren ziehen, wenn er über ihn stolperte — zum Beispiel in einem Kriegsgebiet -, aber ansonsten brauchte Jay nicht viel zu befürchten.
Es sei denn natürlich, jemand verpfiff ihn.
»Dann kommt dieser Besuch genau zur rechten Zeit. Wenn du dich aus dem Staub machen willst, hast du doch bestimmt nicht vor, all die schweren Waffen mitzunehmen, oder?«
Jay seufzte und blinzelte mit seinen blassblauen Augen, die mich immer an die eines Buchhalters erinnert hatten.
Das war er auch gewesen, in gewisser Weise. »Ach, komm schon, Dory. Hast du eine Ahnung, wie oft ich diese Woche aufgehalten worden bin? Irgendwann muss ich mir meinen Lebensunterhalt verdienen.«
»Genau. Warum also weist du einen Kunden zurück?«
Jay sah mich verblüfft an. »Du willst bezahlen?«
Ich lächelte, woraufhin er wieder erbleichte, aber diesmal zeigte sich dabei weniger Violett. »Nun, nicht in dem Sinn.«
»Dory, du weißt doch, dass man bei mir nicht anschreiben lassen kann. Ich betreibe ein Cash-and-carry-Geschäft.
Bar bezahlen und mitnehmen, so lautet meine Devise.« Es hätte vielleicht ganz gut geklungen, wenn nicht das Zittern in seiner Stimme gewesen wäre.
»Dann gib mir etwas, das ich mitnehmen kann, und als Gegenleistung verzichte ich auf die Barauszahlung deines Kopfgelds.«
Jay ließ resigniert die Schultern hängen, woraus ich mir aber kaum etwas machte, weil
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