Corina 02 - Dämonisch Ergeben
verfährt mit ihm wie eben beschrieben. Dann läuft er in den Flur und verlässt das Apartment oder .... «
»Oder er gesellt sich den anderen Gästen hinzu, als sei überhaupt nichts geschehen.«
»Und er bleibt, bis die Leiche gefunden wird und er sicher sein kann, dass nichts schiefgeht«, fügte Mircea hinzu. Er sah Schnurrbart an. »Ich wüsste es zu schätzen, wenn Sie mir eine Liste aller Gäste zur Verfügung stellen könnten, ob eingeladen oder nicht.«
Der ältere Vampir zeigte so etwas wie würdevolle Empörung. »Sie können doch nicht glauben, dass einer von ihnen hierfür die Verantwortung trägt! Ich versichere Ihnen, dass jeder meiner Gäste über jeden Zweifel erhaben ist .... «
»Natürlich«, murmelte Mircea beschwichtigend. »Von einem so illustren Haus würde ich nichts Geringeres erwarten. Aller dings entspricht dies der üblichen Vorgehensweise; man wird Sie um eine entsprechende Liste bitten.«
Der Vamp nickte steif, machte aber keine Anstalten, den Raum zu verlassen. Er konzentrierte sich einen Moment und versuchte wahrscheinlich, einen Lakaien zu rufen, aber sie schienen alle außer Betrieb zu sein. Mit einem verärgerten Schnauben ging er zur Tür und rief stattdessen einem menschlichen Bediensteten Anweisungen zu.
Mircea dankte ihm und wandte sich wieder dem Toten zu.
Er wirkte noch immer sehr düster. »Auf diese Weise wurde die Tat begangen«, versicherte ich ihm.
»Ich zweifle nicht an deinem Wort, Dorina«, sagte er.
»Aber du befürchtest, dass der Senat mir nicht glauben wird?«
»Ich glaube Ihnen nicht«, sagte Schnurrbart. »Es ist grotesk. Nie zuvor habe ich etwas Absurderes gehört. Ein Meister der ersten Stufe würde die Handfesseln einfach zerreißen und das Messer herausziehen.«
»Nicht mit abgeschlagenem Kopf und einem Pflock im Herzen«, erwiderte ich trocken.
Er warf mir einen überaus giftigen Blick zu. »Ich wäre dazu imstande. Und ich bin ein Meister der zweiten Stufe.«
» Wollen Sie’s probieren?«
»Dorina.« Mircea sah mich an, und seine stumme Botschaft lautete: Das bringt uns nicht weiter.
»Glaub mir, ich habe es oft genug getan, um Bescheid zu wissen«, teilte ich ihm mit. »Es funktioniert. Wenn der fragliche Vampir mehr Zeit hätte, darüber nachzudenken, fände er vielleicht einen Ausweg. Aber ihm bleiben nur Sekunden. Er zappelt ein bisschen, klar, aber eigentlich ist er größtenteils gelähmt und sich gar nicht der Gefahr bewusst, in der er schwebt. Er glaubt, ich hätte das Herz verfehlt und ihn für tot gehalten. Er geht davon aus, dass es nicht lange dauert, bis ein Bediensteter ihn findet. Und dann schmilzt das Wachs, und plötzlich ist er tot.«
Schnurrbart sah Mircea an. »Selbst wenn Sie die Aussage dieses Geschöpfs akzeptieren .... Sie änderte nichts daran, dass niemand anders einen Grund hatte, den Meister zu töten!«
»Von wegen«, sagte Ray. Ich gab ihm einen Stoß, und daraufhin schwieg er. Aber Mircea warf mir einen Blick zu. »Du kannst den Senat darauf hinweisen, dass Louis-Cesare den Rest der Woche Zeit hatte«, sagte ich zu ihm. »Wenn er Elyas töten wollte, so hätte er das später tun können, nachdem alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft waren. Es bestand kein Grund, ihn heute Abend umzubringen, noch dazu auf eine so öffentliche Art und Weise.«
»Etwas Besseres bekommen wir nicht«, sagte Marlowe und sah Mircea an. »Wird es genügen?«
Mircea schloss die Augen. Besonders optimistisch wirkte er nicht. »Wir erfahren es bald. Der Senat versammelt sich in einer Stunde zu einer Dringlichkeitssitzung.«
Zwei kräftig gebaute Vampire näherten sich mit einer Bahre, Zwei kräftig gebaute Vampire näherten sich mit einer Bahre, aber Marlowe winkte sie fort. » Vielleicht möchte der Senat den Toten am Tatort sehen.«
»Aber es dauert nicht mehr lange bis zur Morgendämmerung«, sagte Schnurrbart erschrocken. Er übertrieb, denn es war erst gegen eins. Aber er machte sich Sorgen, weil er nicht wusste, wie lange die großen Nummern des Senats seinen Meister hier liegen lassen würden. Diese Sache war ein großes Tabu in der Welt der Vampire.
Wenn ein Vamp seine Macht verlor, büßte er damit auch den Schutz vor der Sonne ein. Dann genügte ein Sonnenstrahl, um das, was übrig geblieben war, innerhalb weniger Sekunden zu braten. Der letzte Dienst, den ein Vampir seinem Herrn und Meister erwies, bestand darin, seinen Leichnam zu verstecken, damit er nicht vom Sonnenlicht erreicht werden konnte.
Marlowes
Weitere Kostenlose Bücher