Corina 02 - Dämonisch Ergeben
Zuschauer regelrecht zur Raserei brachte. Wenn die Fahnen und Fähnchen schwenkende Hysterie Höhepunkt erreichte, erhob sich die Konsulin aus ihrem Sessel auf dem Balkon und ließ ein Seidentuch fallen. Unmittelbar darauf verschwanden die Wagen mit einem die Trommel fell e zerreißenden Donnern. Die Horden auf den Tribünen bekamen dann ein wenig Zeit, um ihre Stimmbänder auszuruhen und mehr Bier zu kaufen, und anschließend wiederholte sich der Vorgang. Ich fand das alles ziemlich monoton, aber niemand schien meine Meinung zu teilen. Es war wieder diese Zeit des Jahres, und die ganze übernatürliche Welt flippte aus. Ein Krieg fand statt, aber niemand scherte sich darum. Nicht während der Rennwoche.
»Morgen bist du dran«, sagte Dave, den Blick auf den Spiegel so groß wie ein Swimmingpool gerichtet, der über dem Haus schwebte.
Ronnie drehte den Kopf und beobachtete, wie sich der Spiegel veränderte. »Wohl kaum.«
Der riesige Spiegel hatte blauen Himmel, grüne Wiesen und Tribünen voller winkender Fans gezeigt. Doch dann wogte das Bild und präsentierte violette Flammen, und durch dieses feurige Chaos rasten die Rennfahrer, die eben verschwunden waren - in dem lodernden Inferno wirkten sie absurd winzig.
»O Mann, sag nicht, dass er dich schon wieder im Stich gelassen hat«, stöhnte Dave.
»Es geht um die Weltmeisterschaft«, sagte Ronnie und presste die Lippen zusammen.
»Aber du bist der Beste!«, stieß Lily empört hervor.
»Nicht wenn es um zehn Millionen Dollar geht«, erwiderte Ronnie verletzt.
Lily reichte mir ein weiteres Bier; auch sie hatte eine Kühltasche zu ihren Füßen. »Ronnies Vater heißt Lucas Pennington«, verkündete sie so, als sollte mir der Name etwas sagen.
Vielleicht hätte ich wirklich Bescheid wissen soll en, aber der jährliche Wahnsinn der Weltmeisterschaft war für mich nie mehr als ein winziger Fleck auf meiner geistigen Landkarte gewesen. Es war eine Sache der Magier, und abgesehen von einem gelegentlichen Job für einen Anwender von Magie hatte ich kaum etwas mit ihnen am Hut. Sie neigten dazu, mehr als nur ein bisschen seltsam zu sein, wie ihr Lieblingssport. In der übernatürlichen Welt gab es NASCAR ebenso wenig wie Football , Fußball oder Tennis. Und da Ley-Linien die Welt außerhalb der greifbaren Wirklichkeit zusammenhielten, boten sie die Möglichkeit, große Entfernungen innerhalb sehr kurzer Zeit zurückzulegen. Vorausgesetzt, man überlebte die Reise.
Es war in jedem Jahr die gleiche Geschichte. Von etwa zweihundert Bewerbern, die sich für das große Ereignis der Rennwelt qualifizierten, erreichten etwa zwanzig Prozent wirklich das Ziel. Die übrigen achtzig Prozent schleppten sich zur Startlinie zurück und faselten davon, wie sich die Natur, ihr Wagen oder die Götter gegen sie verschworen hatten. Und fünf bis zehn Prozent fielen jedes Jahr den Ley-Linien zum Opfer. Am nächsten Tag würden die Leitartikel aller wichtigen Zeitungen auf die Barbarei der WM hinweisen, und irgendwelche Amtspersonen würden sich angemessen betroffen geben. Aber nie änderte sich etwas; es gehörte alles dazu.
Offenbar gelang es mir nicht, einen neutralen Gesichtsausdruck zu bewahren, denn Ronnie errötete. »Die Rennen bedeuten mehr als nur Fahren, weißt du«, sagte er.
»Nein, das weiß ich eigentlich nicht.«
»Verfolgst du die Rennen nicht?« Lily sah mich erstaunt und auch ein wenig erschrocken an, als hätte ich gerade zugegeben, Schlangen zu essen.
»Tut mir leid.«
Schließlich erreichten wir die Ticketbude, wo sich meine Begleiter über den hohen Preis für Drei-Tages-Karten aufregten. »Du soll test überhaupt keine Karte benötigen«, wandte sich Blondchen entrüstet an Ronnie, als wir uns dem schwebenden Parkplatz näherten. »Du müsstest einen Platz in den Boxen bekommen.«
»Zum Teufel mit den Boxen«, brummte Ronnie und warf mir einen kurzen Blick zu. »Beim letzten Mal war ich der Lollipop einen kurzen Blick zu. »Beim letzten Mal war ich der Lollipop Man, hab mich ablenken lassen und das Schild zu früh gehoben.«
»Klingt nicht besonders schlimm.«
»Es führte dazu, dass mein Vater ohne einen Hinterreifen losfuhr!«
»Eigentlich brauchte er doch gar keinen.«
»O doch«, sagte Ronnie und machte ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter. »Das Rennen findet größtenteils in den Linien statt, aber sie sind nicht alle miteinander verbunden, verstehst statt, aber sie sind nicht alle miteinander verbunden, verstehst du? Manchmal muss man ein
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