Corina 02 - Dämonisch Ergeben
Christine. »Louis-Cesare war so vorsichtig; deshalb fiel es mir sehr schwer, etwas zu unternehmen. Und bei Alejandro war es nicht viel besser. Er beobachtete mich die ganze Zeit über, aus Sorge, ich könnte weglaufen. Es war leichter, als ich zu Elyas kam. Er schenkte mir keine Beachtung.«
Ebenso wenig wie alle anderen, dachte ich grimmig. »Warum hast du bis zur Party gewartet, bevor du Elyas getötet hast?«, fragte ich. »Du hättest ihn jederzeit umbringen können.«
»Wenn ich ihn vor der Party getötet hätte, wäre nur die Familie zu Hause gewesen«, erwiderte Christine im Tonfa l l der Vernunft. »Es musste andere Verdächtige geben, denn sonst hätten alle Finger auf mich gezeigt.«
»Du hast also gewartet, bis das Apartment voller Leute war und du Elyas allein erwischen konntest.«
»Ja. Ich wollte nicht, dass Louis-Cesare in Verdacht geriet. Ich wusste, dass er für den Abend verabredet war - ich hatte gehört, wie Elyas den Türsteher darauf hinwies. Aber der Termin war für früher an dem Abend. Ich wartete, bis ich dachte, dass der Meister gekommen und wieder gegangen war.«
»Aber Louis-Cesare wurde aufgehalten«, sagte ich. Christine nickte. »Hast du deshalb Lutkin getötet? Um den Verdacht von Louis-Cesare abzulenken?«
»Nein, der Magier war bei Elyas’ Party. Ich habe gesehen, wie sie miteinander redeten. Es hätte nichts bedeuten müssen - Elyas mochte die Rennen, und Lutkin war ein Champion. Aber ich hielt es für möglich, dass der mächtige Magier die Rune gestohlen hatte.«
Ich dachte kurz an den armen Lutkin, der gestorben war, weil Christine es auch nur für möglich gehalten hatte, dass er die Rune besaß. Wahrscheinlich hatte er den Stein nie gesehen. »Aber Lutkin kam am helllichten Tag ums Leben.«
»Ich bin seit zweihundert Jahren Tagwandler.« Tagwandler. So lautete die alte Bezeichnung für alles über der dritten Meisterstufe; nur solch e Vampire konnten für eine gewisse Zeit direktes Sonnenlicht aushalten. Anthony schien gewusst zu haben, wovon er redete.
»Wie bist du ins Gebäude gekommen? Die Konsulin ergreift immer recht strenge Sicherheitsmaßnahmen.«
»Sie ließen mich eintreten. Louis-Cesares Name stand noch auf der Gästeliste, und ich bin seine Dienerin.« Christine zuckte mit den Schultern.
»Damit blieb Geminus übrig.«
»Ja. Ich war sicher, dass er den Stein hatte. Er war an jenem Abend im Nachtclub. Ich sah ihn, als ich ging, dachte mir zu diesem Zeitpunkt aber nichts dabei. Doch er besaß die Rune ebenfalls nicht.«
»Deshalb hast du bei ihm das mit Wachs umhü l lte Messer benutzt.« Ich hatte mich darüber gewundert, denn es gab effizientere Methoden, jemanden umzubringen.
»Ich wollte ihn durchsuchen können, bevor er starb und die Reaktion einsetzte. Und dann kam Anthony, und deshalb musste ich ihn natürlich ebenfalls töten. Ich wollte keinen gewachsten Pflock bei ihm benutzen, aber der erste, den ich in die Hand bekam, war mit Wachs bestrichen.«
Ich nahm mir vor, mit Anthony zu reden. Vielleicht hassten ihn die Schicksalsgöttinnen nicht so sehr, wie er glaubte.
»Du wolltest ihn töten, weil er dich als Schuldige hätte identifizieren können«, sagte ich.
»Ja. Ich habe ihn gefesselt und ins Herz gestochen, und dann bin ich gegangen. Aber als ich keinen zweiten Tod fühlte, bin ich gegangen. Aber als ich keinen zweiten Tod fühlte, wusste ich, dass etwas schiefgegangen war.«
»Clever.«
»Ich kann clever sein.« Christine sah nach hinten, dorthin, wo die Jungs durch die Lücke zwischen Schutt und Tunneldecke verschwunden waren. »Ich wusste, dass sie uns verließen. Es ist in Ordnung. Anthony musste weg. Vielleicht habe ich hier einen Fehler mit ihm gemacht, und das kann ich mir nicht leisten. Nicht heute Nacht.«
»Was ist so Besonderes an dieser Nacht?«
»Hast du das denn noch nicht verstanden? Deshalb spielt es keine Rolle , ob sie bleiben oder gehen. Heute Nacht töte ich sie. Heute Nacht töte ich sie alle .«
»Wen meinst du?«, fragte ich langsam.
Christine antwortete nicht. Sie sah auf ihre Uhr und riss die Augen auf. »Ich wusste nicht, dass es schon so spät ist! Ich muss los.«
Ich ergriff ihren Arm, als sie herumwirbelte und durch den Tunnel eilen wollte, weg von dem großen Schutthaufen - sie wurde nicht einmal langsamer und zog mich mit sich.
»Warte!«, stieß ich hervor. »Du hast mir noch nicht erzählt, warum du die Rune wolltest. Du brauchst ihren Schutz doch gar nicht.«
»O doch, ich brauche ihn.
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