Corina 02 - Dämonisch Ergeben
plötzlich, warum er das nicht getan hatte.
»Du übernimmst Aufträge von vielen Leuten«, sagte Mircea, bevor ich die Frage aussprechen konnte. »Dich konnte man nicht so leicht mit mir in Verbindung bringen wie jemanden aus meinem Stall .«
»Ich hasse dich, wenn du so was machst«, sagte ich.
»Wenn ich was mache?«
»Wenn du Fragen beantwortest, bevor ich sie stelle . Dann sieht es so aus, als hättest du unser Gespräch vier oder fünf Schritte voraus geplant und als würdest du darauf warten, dass bei mir der Groschen fällt .«
»Wenn das der Fall wäre, würden unsere Gespräche nicht so oft in einem Streit enden.«
»Wenn wir uns streiten, geht es meistens um genau diese Sache. Fang an, mir die Wahrheit anzuvertrauen, oder greif auf die Dienste von jemand anders zurück.«
»Ich erkläre dir die Situation später, wenn du darauf bestehst.« Übersetzung: Sie ist so schlimm, dass ich nicht am Telefon darüber reden möchte. »Hat Louis-Cesare erwähnt, warum er an deinem Auftrag interessiert war?«
»Er war nicht sehr gesprächig. Vermutlich hatte er das gleiche Interesse daran wie du. Woraus auch immer es besteht.«
Mircea schwieg einen Moment. »Ich hoffe nicht«, sagte er leise.
Es ist wirklich erstaunlich, was sie mit ihren Stimmen anstellen können, dachte ich und bekam eine Gänsehaut an den Armen. Diesen besonderen Ton wusste ich nicht zu deuten, denn ich hatte ihn nie zuvor gehört. Aber er klang sehr nach: Ich verabscheue es, ein Mitglied der Familie töten zu müssen. »Wie bitte?«
»Fahr rechts ran. Meine Leute werden dich finden und dir bei der Suche helfen.« Übersetzung: Meine treuen Lakaien soll en die Sache übernehmen und Louis-Cesare suchen, weil dir vielleicht nicht gefällt , was ich mit ihm vorhabe.
Ein oder zwei Sekunden starrte ich auf das Handy. Meiner bescheidenen Meinung nach hatte Louis-Cesare eine ganze Welt des Schmerzes verdient, und ich war fest entschlossen, sie ihm zu geben. Aber das war etwas anderes, als ihn den Löwen vorzuwerfen. Ich sah vor allem eine persönliche Sache darin, und dabei würde es auch bleiben, solan ge mir niemand darin, und dabei würde es auch bleiben, solan ge mir niemand einen guten Grund dafür gab, meine Meinung zu ändern.
»Wie bitte?«, erwiderte ich. »Die letzten Worte habe ich leider nicht verstanden.«
»Dorina! Fahr rechts ran und warte auf .... «
»Ich rufe später zurück«, sagte ich, klappte das Handy zu und warf es aus dem Fenster, damit er es nicht benutzen konnte, um meinen Weg zu verfolgen.
Offenbar waren wir wieder auf uns allein ge stellt .
13
Ein schneller Blick in den Rückspiegel zeigte mir, dass sich der Mercedes wieder an uns gehängt hatte. Seine Schnauze wirkte recht zerknittert, aber ansonsten schien er nicht ernsthaft beschädigt zu sein. Er hatte einen Kumpel bekommen, eine schwarze Limousine. Sie raste an dem Unfall vorbei, überholte das Coupe und kam schnell näher.
Ray winkte mit der einen Hand und hob mit der anderen die Karte.
ER IST IM CLUB. ICH ERKENNE DEN TEPPICH.
»Im Club? Aber warum sollte er dorthin zurück .... «
Die Limo rammte uns von hinten, und es war ein verdammt wuchtiger Stoß. Wir gerieten ins Schleudern, erreichten eine Kreuzung, verfehlten nur knapp ein Motorrad und trafen dafür eine Straßenlaterne. Zum Glück stammte der Impala aus einer Ära, als Autos wie Panzer gebaut worden waren. Noch etwas mehr Glück führte dazu, dass die Straßenlaterne auf die Limousine fiel, als sie versuchte, uns auf die Leonard Street zu folgen - sie hinterließ ein spinnennetzartiges Muster aus feinen Rissen in der Windschutzscheibe. Alles sah ein bisschen rosiger aus, bis das Coupe heulend hinter uns erschien und unser linker Vorderreifen schlapp machte.
Ich wusste nicht, ob ich über Glas gefahren war oder der Reifen einfach so Luft verlor, aber eins stand fest: Wir saßen in der Patsche. Eine Kugel pfiff durch die Luft und zerschmetterte den Außenspiegel auf der Fahrerseite. Und Ray hielt mir erneut die Karte ins Gesicht. Sie flatterte im Wind, und es gab nicht viel Licht. Trotzdem sah ich, dass er eine Straße vier oder fünf Häuserblocks vor uns markiert hatte. »Lern die Karte lesen«, sagte ich. »Das ist eine Einbahnstraße.«
Er riss die Karte zurück und schrieb oben PORTAL in großen schwarzen Blockbuchstaben.
»Das hilft uns nicht weiter! Wenn ich anhalte, schießen uns die Typen über den Haufen, bevor wir auch nur in die Nähe des Portals kommen!« Ganz zu schweigen
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