Corina 02 - Dämonisch Ergeben
Straße und hatten endlich wieder Asphalt unter uns, was aber nicht bedeutete, dass wir nicht mehr in der Klemme steckten.
Ich beugte mich vor und rief: »Wohin jetzt?«
Louis-Cesare verzog schmerzerfüllt das Gesicht. »Vampirgehör!«
»Menschliches Adrenalin!«, rief ich, ohne die Lautstärke zu senken. »Wohin?«
Er schluckte und fügte sich dem Unvermeidlichen. »Wir müssen das melden.«
Ich nickte und wechselte den Gang. Zum ersten Mal in meinem Leben erleichterte es mich, zur Vampir zentrale zu fahren.
19
Eine Stunde war vergangen und Elyas noch immer tot. Wir befanden uns wieder in dem großen Herrenhaus, und die Dinge wurden allmählich unheimlich. Nicht wegen der Leiche, sondern wegen der Leute, die noch lebten. Sozusagen.
Nummer eins hielt sich im Flur vor dem Arbeitszimmer auf. Der Vamp musste so jung sein, dass er noch nicht über eigene Kraft verfügte, und ohne die Hilfe seines Herrn war er zu einer Art Roboter geworden. Er hielt einen Besen in der einen Hand und ein Kehrblech in der anderen, und seit zehn Minuten fegte er immer wieder die gleiche Stelle des bereits blitzblanken Bodens.
Ich stellte mir vor, wie er immer weiter fegte, bis er schließlich vertrocknete und auseinanderfiel und den gefegten Boden mit seinem eigenen Staub bedeckte. Wenn seine Arme lange genug durchhalten, könnte er sich selbst zusammenfegen ....
»Wie lange dauert es, eine verdammte Kugel zu finden?« Die mürrische Stimme riss mich aus müder Benommenheit.
Ray war Beweisstück Nummer zwei in der Abteilung unheimlicher Untoter. Er, Christine und ich saßen im Salon neben dem Arbeitszimmer und warteten darauf, dass die hohen Tiere beschlossen, uns aussagen zu lassen. Ich nutzte die Gelegenheit zu dem Versuch, die Kugel aus Rays Kopf zu holen, bevor sich die Wunde schloss, aber bisher war mir das nicht gelungen.
»Ich arbeite daran«, sagte ich. Sein Kopf lag auf meinem Schoß, in ein Handtuch gehüllt . Wenn er die Augen weit genug verdrehte, konnte er zu mir aufsehen. Seit einer Weile verdrehte er die Augen ziemlich oft.
»Arbeite schneller. Ich kriege hier eine Migräne.«
»Es ist nicht meine Schuld. Die Klinge des Messers ist zu breit. Ich bekomme sie nicht tief genug hinein.«
»Dann nimm was anderes!«
»Ich habe nichts anderes«, sagte ich und zog ihm das Messer aus dem Kopf. Christine sprang plötzlich auf und lief aus dem Zimmer. »Was ist los mit ihr?«
Ray rollt e mit den Augen. »Wen juckt’s? Ich habe hier einen Notfall . Wenn du das verdammte Ding nicht findest, muss ich zu einem Bokor gehen. Und die hasse ich.«
Er meinte die legale Sorte von Nekromanten. Sie arbeiteten für Vampire anstatt gegen sie - es sah aus, als kneteten sie Teig, wenn sie Schäden in Vampirfleisch reparierten. »Was ist falsch daran, die Hilfe eines Bokors in Anspruch zu nehmen?«
»Es sind Kurpfuscher. Glaub bloß nicht der Werbung.«
»Welcher Werbung?«
»Du weißt schon, die Anzeigen hinten in allen Zeitungen.«
»Ich schätze, die muss ich bisher übersehen haben.«
»Ich meine jene Anzeigen, die versprechen, Dinge größer zu machen.«
»Welche Dinge?«
»Du weißt schon. Dinge. Der Bokor, bei dem ich es versucht habe, hat mir ein Vermögen berechnet, und das einzige Ergebnis bestand darin, dass mein Ding klumpig wurde.«
»Oh.« Ich hatte Herrn Klumpig gesehen. Ray hätte den betreffenden Bokor verklagen soll en.
Eine Minute später kehrte Christine mit einem Nähkorb zurück und bot mir eine Stricknadel an. »Hilft dir das?«
» Vielleicht .« Unsere Finger berührten sich, als sie mir die Nadel reichte, und ihre Hand zuckte so zurück, als hätte sie sich verbrannt. »Ich beiße dich nicht«, sagte ich verärgert.
»Entschuldigung.« Ihre Lider zuckten, und nervös hob sie eine Hand zum Haar. Es schien sie zu erschrecken, dass es unten war - rasch steckte sie es wieder zu einem Chignon zusammen. Dadurch blieben die Knochen in ihrem Gesicht unbedeckt, aber sie konnten es ertragen. »Ich .... ich bin nie zuvor einem Dhampir begegnet.«
»Glückspilz«, murmelte Ray.
»Woher weißt du, was ich bin?«, fragte ich.
»Louis-Cesare hat es mir gesagt.«
»Ach. Was hat er sonst noch gesagt?«
»Au! Pass auf!«, jammerte Ray. Ich sah nach unten und stellte fest, dass ich ihm ins Auge gestochen hatte.
»Sonst hat er nichts gesagt«, erwiderte Christine und setzte sich wieder. Sofort nach unserer Ankunft hatte sie das blutige Nachthemd ausgezogen, mit einer Zimperlichkeit, die bei einer Vampirin sehr
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