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Corkle 1

Corkle 1

Titel: Corkle 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas
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könnte sich einen Tag sinnlos betrinken, aber er würde es überwinden. Danach nichts, bis in Moskau die Propagandatrommeln gerührt werden. Dann könnten die Sowjets ihren amerikanischen Agenten servieren, einen von der Sorte, die laut Washington gar nicht existiert.«
    »Wie sollen die beiden Abtrünnigen dich da rausholen?«
    »Ganz einfach. Ihre Flucht ist immer noch ein Geheimnis – eines, das sowohl die Russen als auch die USA gewahrt haben. Ich bringe sie über die Mauer zurück, liefere sie ab und drohe, die ganze Geschichte auffliegen zu lassen, falls sie mich nicht endgültig aus ihren Diensten entlassen.«
    Marta stellte schweigend vor jeden von uns eine Schale Suppe hin und setzte außerdem eine Platte mit Brot und Käse auf den Tisch.
    »Essen Sie nichts?« fragte Padillo.
    »Ich habe keinen Hunger«, sagte sie. »Ich esse später.«
    »Ich habe denen gesagt, was mit Ihnen und Weatherby war.«
    Sie nickte.
    Ich wollte schon sagen, wie leid es mir täte, aber ich wußte, es würde schal und bedeutungslos klingen. Statt dessen aß ich die Suppe.
    »Wo willst du die beiden schnappen?« fragte Cooky. Seine Stirn glänzte vor Schweiß, und die Hände zitterten leicht.
    »Trink erst mal was, Cooky«, sagte ich.
    Er nickte, goß ein Wasserglas halb voll Wodka und trank einen großen Schluck.
    »Wenn sie die beiden mit dem Flugzeug bringen, kommen sie in Schönefeld an, wahrscheinlich mit einer TU-104 der Armee. Max versucht gerade, das rauszukriegen. Die Bewachung dürfte schwach sein. Wenn sie die übliche Methode befolgen, übergeben die Begleitwachen die beiden auf dem Flughafen und fliegen sofort nach Moskau zurück. Da es hier angeblich um eine gemeinsame Aktion geht – DDR und Sowjets-, wird man sie wahrscheinlich ins MfS in der Normannenstraße bringen.«
    »Nicht zur Sowjetbotschaft?« fragte Cooky.
    »Nein. Einmal wird sie zu genau beobachtet, und außerdem wollen die DDR-Leute ihre Hände drinbehalten.«
    Padillo breitete einen Stadtplan von Berlin auf dem Tisch aus. »Sie fahren vom Flughafen über folgende Route nach Norden. An dieser Kreuzung hier wollen wir den Versuch machen. Keine wilde Geschichte – nur einen ganz simplen Überfall am hellen Tag, wie in Chicago. Ein Wagen – der, den Mac mitgebracht hat – parkt hier«, sagte er und deutete auf eine Seitenstraße. »Deren Wagen fährt nach Norden, und ihr steht links von ihm in einer Seitenstraße. Deine Aufgabe ist es, Mac, den Wagen so auf die Hauptstraße zu bringen, daß sie dich rammen – aber nicht so, daß jemand verletzt wird, dein Timing muß also genau stimmen. Ich bin gleich hinter ihnen, im Citroën, und bleibe so stehen, daß sie nicht zurücksetzen können. Dann steigen wir alle aus. Wir holen die beiden Schwuchteln und packen sie in den Citroën, einen vorn, einen hinten, und dann fahren wir schnell hierher zurück. Erst zerstören wir noch ihr Funkgerät. Von dieser Stelle brauchen sie ein paar Minuten, ehe sie an ein Telefon kommen. Bis sie das geschafft haben, sollten wir schon wieder hier sein.«
    »Du sagst dauernd ›du‹. Soll ich den Wagen fahren, der den Zusammenstoß verursacht?« sagte ich.
    »Entweder du oder Max.«
    »Wie weiß ich, wann ich losfahren muß?«
    »Ich hab ein paar kleine Funksprechgeräte und geb dir Bescheid. Cook kommt mit mir, Max mit dir.«
    Cooky schob seinen Suppenteller zurück und schenkte sich ein weiteres Glas Wodka ein. »Meinst du nicht, die rechnen mit so etwas? Vergiß nicht, die haben uns schon entdeckt.«
    »Könnte sein. Aber bis die zu der Kreuzung kommen, sind sie schon ein bißchen nachlässig geworden. Außerdem ist die Fahrt der einzige Moment, in dem die beiden NSA-Jungs im Freien sind. Es ist die einzige Chance – falls ihr die beiden nicht aus dem Ministerium für Staatssicherheit herausholen wollt. Ich glaube nicht, daß wir so gut oder dumm genug sind, das zu versuchen.«
    Wir hörten, wie unten die Haustür zugeschlagen wurde. »Das muß Max sein«, sagte Padillo. Wir warteten, bis Schritte unsere Tür erreichten. Es wurde geklopft. Danach folgte eine Pause. Dann wurde schnell hintereinander noch dreimal geklopft. Padillo trat an die Wand neben der Tür.
    »Max?«
    »Ja.«
    Padillo schloß die Tür auf und öffnete sie für einen großen, gebeugten Mann von Ende Zwanzig, der auf einer etwas schiefen Adlernase eine Hornbrille trug. Flinke blaue Augen musterten mich und Cooky. Der Mann trug einen grünlichblauen Regenmantel und einen grauen Filzhut. Er reichte Padillo

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