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Corkle 1

Corkle 1

Titel: Corkle 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas
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jeder in seine eigenen Gedanken versunken, jeder im Ringen mit seinen besonderen privaten Ängsten.
    Um elf gingen Cooky und Padillo. Max und ich sprachen über das Wetter, über ein neues Kabarettprogramm, das ich bei meinem letzten Besuch in Berlin gesehen hatte, über die Lebenshaltungskosten in Berlin im Vergleich zu denen in Bonn und ganz allgemein über Filme. Max sagte, er gehe oft ins Kino. Wir sprachen nicht von dem, was um halb eins geschehen sollte. Um zehn nach zwölf gingen wir hinunter. Ich tauschte mit Max den Schlüssel für den Mercedes gegen den Schlüssel für das Schiebetor des Schuppens. Ich schloß auf und öffnete, und Max fuhr den Mercedes rückwärts heraus. Ich schob das Tor zu, schloß es wieder ab und stieg neben ihm ein.
    »Sie wissen wohl, daß sie nach diesem Wagen vielleicht schon suchen – die Polizei, meine ich«, sagte er.
    »Höchstwahrscheinlich. Glauben Sie, daß sie ihn der Mietfirma zurückgeben werden?«
    Max lachte. »Keine Chance.«
    »Na, dann habe ich eben einen neuen Mercedes gekauft.«
    Max fuhr vorsichtig. Wir verließen den Industriebezirk von Lichtenberg und begannen unseren Zickzackweg durch enge Nebenstraßen. Um zwölf Uhr achtundzwanzig sagte Max: »Wir sind beinahe da. An der nächsten Ecke biegen wir nach rechts ab. Dann sollten wir bald etwas von ihnen hören.« Er lenkte nach rechts in eine Einbahnstraße, die gerade für zwei Wagen breit genug war. Drei Meter von der Ecke entfernt parkte er.
    »Das ist die Straße, durch die sie kommen.« Er nahm seine Brille ab, um die Gläser zu polieren.
    »Wir sollten die Plätze wechseln«, sagte ich.
    »Das ist nicht nötig.«
    »Trotzdem. Ich habe bessere Augen und wahrscheinlich mehr Autozusammenstöße mitgemacht als Sie. Als ich noch nicht so vernünftig war wie heute, bin ich ein paar Rennen gefahren.«
    Max lächelte. »Ehrlich gesagt, ich bin wegen dem Zusammenstoß nervös. Wenn da etwas schiefgehen sollte …«
    »Wird es schon nicht«, sagte ich mit einem, wie ich hoffte, zuversichtlichen Gesicht.
    Wir tauschten die Plätze. Max übernahm das Funkgerät. Eine halbe Minute später fing es an zu knistern.
    »Wir sind in einem Block Abstand hinter ihnen – etwa noch vier Minuten.« Es war Cooky. Seine Stimme war tief und ausdruckslos, so als ob er Nachrichten verläse. »Sie fahren einen schwarzen Tatra. Drei hinten und drei vorn. Der eine Kandidat sitzt hinten in der Mitte, der andere vorn in der Mitte. Zwischen uns und ihnen befinden sich zwei Wagen. Wir sind unbemerkt geblieben. Kommen.«
    »Verstanden«, sagte Max. »Kommen.«
    Wir warteten.
    »Sind noch einen Block hinter ihnen – jetzt noch drei Minuten. Gleiche Situation wie bisher. Kommen.«
    »Verstanden. Kommen.«
    »Noch zweieinhalb Minuten. Kommen.«
    »Verstanden. Kommen.«
    Ich umklammerte das Lenkrad, um das Zittern meiner Hände zu unterdrücken. Max schwitzte leicht. Er zog das Taschentuch und polierte seine beschlagenen Brillengläser.
    »Noch zwei Minuten. Gehen näher ran«, sagte das Funkgerät. »Kommen.«
    »Verstanden. Kommen.«
    Ich ließ den Motor an. Oder richtiger, ich versuchte es. Der Anlasser mahlte eifrig, aber sonst geschah nichts. Das Funkgerät knisterte. »Anderthalb Minuten noch. Gehen noch näher heran. Kommen.«
    »Verstanden«, schrie Max, und seine Stimme schnappte über. »Kommen.«
    Ich nahm den Fuß vom Gaspedal und wartete dreißig Sekunden. Sie kamen mir wie dreißig Jahre vor. »Abgesoffen«, sagte ich im Ton eines Meistermechanikers. Ich drehte den Zündschlüssel, und der Motor sprang an.
    »Noch eine Minute. Sind unmittelbar hinter ihnen. Kommen.«
    »Verstanden. Kommen.«
    Ich zog den Revolver und legte ihn neben mich auf den Sitz. Max tat das gleiche. Wir sahen uns an, ich grinste und zwinkerte. Max gelang ein schwaches Lächeln. Wahrscheinlich war es zuversichtlicher als mein Grinsen.
    »Noch zweieinhalb Blocks von euch entfernt. Dreißig Sekunden. Nähern uns mit einer Geschwindigkeit von fünfzig Kilometern. Jetzt seid ihr dran. Hals- und Beinbruch.«
    Ich legte den Gang ein und ließ den Wagen langsam bis zur Ecke rollen. Der Verkehr auf der Hauptstraße war dünn. Ich zählte bis fünf und fuhr den Wagen an der Hausecke so weit vor, daß ich den Verkehr auf der Fahrbahn links von mir sehen konnte. Ein Trabant kam vorbei. Dann sah ich einen halben Block weit entfernt den Tatra, er erinnerte mich an den Chrysler Folly 1935. Er fuhr etwa fünfzig. Der Citroen folgte ihm in zehn Meter Abstand.
    Ich ließ den

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