Corkle 1
besonders gut.
»Also gut«, sagte Padillo, »dann bist du dabei.«
»Noch eines«, sagte ich zu Padillo. »Ich bin unserem fetten Freund Maas wieder in die Arme gelaufen. Er sagt, der Hauptzweck seiner Reise nach Bonn war es, dir die Information über das Tauschgeschäft zu verkaufen.«
»Hat er dir Einzelheiten genannt?«
»Eine ganze Menge. Er hat auch einen Ausweg: einen Tunnel unter der Mauer, den er für fünftausend verkaufen will. So ist Cooky ins Spiel gekommen. Er hat mir die fünftausend aus Bonn gebracht.«
»Kannst du ihn erreichen?«
»Er hat mir seine Telefonnummer gegeben«, sagte ich. »Aber wenn er von dem Tauschgeschäft weiß, wie viele andere noch? Und wie bist du dahintergekommen?«
Padillo zündete sich eine neue Zigarette an. »Sie waren etwas zu beiläufig, etwas zu freundlich, als sie mich über meinen Auftrag unterrichtet haben. Alles war zu beiläufig. Etwa: ›Warum fahren Sie nicht einfach hinüber und nehmen die beiden in Empfang? Die Russen haben genug von ihnen.‹ War eigentlich nicht meine Art Job, deshalb hab ich mit Weatherbys Truppe geredet. Die haben herausgekriegt, daß die Gegenseite eine neue Attraktion für ihren Zoo erwartete: die Sorte Agent, deren Existenz die Vereinigten Staaten immer wieder bestreiten. Das alles lief auf ein Tauschgeschäft hinaus: ich gegen das Paar von der NSA.«
»Maas sagte, du hättest dich als Agent amortisiert. Sie können dich wie einen Verlust abschreiben.«
Padillo nickte. »Die Sowjets haben seit Powers nichts wirklich Großes mehr geschnappt. Wenn sie Stalin wiederbeleben wollen, können sie einen großen Schauprozeß brauchen. Unsere Seite will die beiden von der NSA ohne Aufsehen wiederhaben und hat mich angeboten – das Gebiß hat Lücken und die Gelenke knirschen, aber für den Zweck reicht’s noch.«
Padillo berichtete uns, wie er mit einem Reservepaß nach Ostberlin gelangte, nachdem er von Frankfurt über Hamburg nach Tempelhof geflogen war. Ich berichtete ihm von Inspektor Wentzel und Maas und dem Besuch von Burmser und Hatcher in unserem Restaurant. Dann kam ich auf meine Unterredung mit Bill-Wilhelm, Maas und Weatherby zu sprechen, und schließlich schien die Geschichte zu versickern; mein Mund wurde trocken und ledern.
»Ich habe Hunger«, sagte ich.
Marta stand auf. »Ich mache etwas zurecht. Es kommt allerdings aus Büchsen.« Sie ging zu dem Elektrokocher und öffnete einige Dosen.
»Sie redet nicht sehr viel«, sagte ich.
»Wahrscheinlich ist ihr nicht danach«, sagte Padillo. »Sie war Weatherbys Freundin.« Er stand auf und ging zu ihr hinüber. Er sprach kurz mit ihr, aber so leise, daß wir nichts verstehen konnten. Während Padillo redete, schüttelte Marta heftig den Kopf. Padillo klopfte ihr auf die Schulter und kam zurück. »Sie will weiter mitmachen«, sagte er. »Mit euch beiden und Max können wir es vielleicht schaffen.«
»Was schaffen?« fragte Cooky.
»Eine Verschleppung bei Tag. Die beiden Abtrünnigen von der NSA.« Er musterte uns einzeln, sorgfältig. Seine Augenbrauen waren fragend hochgezogen, auf dem Gesicht stand ein breites Grinsen.
Ich seufzte. »Warum nicht?«
Cooky leckte sich die Lippen.
»Na, wie steht es, Cook?« fragte Padillo.
»Klingt wie ein interessanter Vorschlag.«
»Was passiert, nachdem wir die beiden von der NSA geschnappt haben?« sagte ich.
»Wir schaffen sie über die Mauer. Sie lösen mich aus meinem Vertrag, und ich bin draußen – fertig mit allem. Ich kann wieder Kneipier sein.«
»So ganz kristallklar ist mir das nicht«, sagte ich.
Padillo trank einen Schluck Wodka. »Der Hauptgrund, weshalb die Sowjets nichts über diese neuen Abtrünnigen veröffentlicht haben, liegt darin, daß die beiden immer weibischer geworden sind. Jedenfalls hat Burmser mir das erklärt. Wenn die Russen die beiden im Fernsehen gezeigt hätten oder sie von westlichen Journalisten hätten interviewen lassen, wäre Moskau zu einem Mekka für die frustrierten Homosexuellen der ganzen Welt geworden. Die beiden sind wirklich ziemlich tuntig. Sie wären ausgelacht worden und die Russen auch. Deshalb macht das KGB diesen Vorschlag, ein stilles Tauschgeschäft: ich für die beiden Abtrünnigen. Burmser ist der Kontaktmann, der Vermittler. Er mußte was zum Tauschen finden und kam auf mich; wenn ich an einem schönen Frühlingstag verschwinde, wird niemand deshalb weinen, kein Abgeordneter geht nach Virginia, um herauszufinden, was aus einem geschätzten Wähler geworden ist. Mac
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