Corum 01 - Der scharlachrote Prinz
waren sie hindurch, jubelnd und brüllend. Der Schein der Leuchtfeuer flackerte über ihre Maskenvisiere und ließen sie noch unmenschlicher und schrecklicher erscheinen. Ihre Ponys schnaubten und bäumten sich auf.
Es blieb nur Zeit für eine Pfeilsalve, dann machten die Schützen Platz für Corum und seine Reiter, die auf die überraschten Barbaren einstürmten.
Corums Schwert drang durch ein Visier und das Gesicht dahinter. Blut spritzte hoch und eine Fackel zischte, als die rote Flüssigkeit sie traf.
Corum vergaß seine Schmerzen und schwang das Schwert mit kräftigen Hieben; stieß Reiter aus den Sätteln, trennte Köpfe von Rümpfen, Arme und Beine von Leibern. Aber langsam mußten er und seine noch übriggebliebenen Mannen sich zurückziehen, als eine frische Welle von Ponyreitern in die Burg stürmte.
Bald kämpften sie am hintersten Ende der Halle, wo eine steinerne Wendeltreppe zum nächsten Stockwerk führte. Hier warteten die Bogenschützen und ließen ihre Pfeile in die dichtgedrängten Haufen der Barbaren schwirren. Die Mabden, die nicht bereits in ein Handgemenge mit Corums Trupp verwikkelt waren, zahlten den Beschuß mit Wurfspeeren und Pfeilen zurück, und bald fielen Mordels Schützen.
Corum sah sich um. Nur wenige seiner eigenen Leute lebten und kämpften noch - ein Dutzend vielleicht -, die Barbaren dagegen zählten noch gut an die fünfzig. Der Kampf näherte sich seinem Ende. Bald war es vorbei.
Er sah Beldan die Treppe herunterlaufen. Zuerst dachte Corum, er brächte vielleicht Verstärkung, aber der Jüngling hatte nur zwei Krieger bei sich.
»Corum! Corum!«
Doch der Vadhagh wurde von zwei Barbaren hart bedrängt und konnte nicht antworten.
»Corum! Wo ist die Lady Rhalina?«
Jetzt wurde Corum zum Berserker. Er versetzte dem ersten Barbaren einen Schlag, der ihm den Schädel spaltete, und stieß den zweiten aus dem Sattel. Dann rutschte er nach hinten vom Pferd und sprang zur Treppe.
»Was ist? Befindet sich die Lady Rhalina in Gefahr?«
»Ich weiß es nicht, Prinz. Ich kann sie nicht finden. Ich fürchte - «
Corum raste die Stufen hinauf.
Der Schlachtenlärm unten schien sich zu ändern. Schreckensschreie kamen von den Barbaren. Corum hielt an und blickte zurück.
Die Ponyreiter zogen sich von Panik erfüllt zurück.
Corum verstand nicht, was vor sich ging, aber er hatte keine Zeit, noch länger zu beobachten.
Er erreichte die Wohngemächer. »Rhalina! Rhalina!« brüllte.
Keine Antwort.
Hier und dort lagen die Leichen von Gefolgsleuten und Barbaren, denen es gelungen war, durch die schlecht geschützten Fenster und Balkone in die Burg einzudringen.
War Rhalina vielleicht von einer solchen Bande von Eindringlingen entführt worden?
Da hörte er seltsame Laute vom Balkon ihres Schlafgemachs.
Es war ein eintöniger Singsang, wie er ähnliches nie zuvor gehört hatte. Er hielt an und näherte sich dann vorsichtig.
Rhalina stand auf dem Balkon. Sie sang. Der Wind bauschte ihre Kleider auf, und sie ballten sich um sie wie eine eigenartige vielfarbige Wolke. Ihre Augen waren blicklos in weite Ferne gerichtet. Ihr Hals bebte mit den ungewöhnlichen Tönen, die sie hervorbrachte.
Sie schien sich in Trance zu befinden. Corum verhielt sich völlig still und beobachtete sie. Die Worte, die sie sang, gehörten keiner ihm bekannten Sprache an. Zweifellos handelte es sich um einen uralten Mabden-Dialekt. Ein Schauder lief seinen Rücken herab.
Dann hielt sie inne und drehte sich um. Aber sie sah ihn nicht. Immer noch in Trance schritt sie dicht an ihm vorbei und zurück in ihr Gemach.
Corum beugte sich über die Brüstung und versuchte an einem Stützpfeiler vorbeizusehen. Ein gespenstisches grünes Licht schimmerte in Küstennähe in der See.
Mehr vermochte er nicht zu erkennen, aber er hörte die schrillen Panikschreie der Barbaren auf der Landbrücke. Es gab keinen Zweifel mehr daran, daß sie sich zurückzogen.
Corum betrat das Gemach. Rhalina saß in ihrem Sessel am Tisch. Sie hatte ihren Oberkörper steif aufgerichtet und hörte ihn nicht, als er ihren Namen rief. Er hoffte, daß diese Trance sich bald legen würde, und eilte aufs Dach.
Beldan war bereits wieder oben und starrte mit ungläubig aufgerissenen Augen auf das Schauspiel im Meer.
Ein Segelschiff näherte sich unfern der Landbrücke dem Festland. Das gespenstische grüne Leuchten ging von ihm aus. Es segelte mit großer Geschwindigkeit, trotz der Windstille. Die Barbaren kletterten zitternd auf ihre Ponys
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