Corum 01 - Der scharlachrote Prinz
recht hast, wirst du die Zeit brauchen, die ich für dich gewinnen kann.«
Er hörte ihr Schluchzen, dann hatte er die Halle erreicht und schritt auf das Haupttor der Burg zu.
Ein verwirrter Krieger öffnete es für ihn. Schließlich stand er auf der Landbrücke. An ihrem entgegengesetzten Ende wartete Glandyth-a-Krae. Er hatte seinen Streitwagen mit den Pferden zurück an den Strand gebracht und die Leiche des braunen Mannes zur Seite gestoßen. Und neben dem Grafen, die Streitaxt für ihn haltend, stand die schlaksige Gestalt des Jünglings Rodlick.
Glandyth strich seinem Pagen über das zerzauste Haar und entblößte seine Zähne zu einem wölfischen Grinsen. Er nahm dem Jungen die Axt ab und begann Corum entgegenzugehen.
Die See schlug gegen die Felsen der Landbrücke. Ein Seevogel kreischte. Kein Laut war von den Kriegern beider Seiten zu hören. Sowohl Angreifer als auch Verteidiger verfolgten die beiden Gestalten gespannt mit ihren Blicken. Als sie ungefähr in der Mitte angekommen waren, und sie noch etwa zehn Fuß voneinander trennten, hielten sie an.
Corum bemerkte, daß Glandyth ein wenig dünner geworden war. Aber die blaßgrauen Augen funkelten wie eh und je voll Grausamkeit, und sein Gesicht war noch genauso rot und ungesund, wie Corum es in Erinnerung hatte. Glandyth hielt seine Streitaxt vor sich in beiden Händen und neigte seinen behelmten Kopf eine Spur.
»Beim Hund«, brummte er, »du bist noch häßlicher geworden, Vadhagh.«
»Dann geben wir ein schönes Paar ab, Mabden, denn du hast dich überhaupt nicht verändert.«
Glandyth knurrte wie ein Wolf. »Und du bist mit hübschen Schalen behangen wie die Tochter eines Seegotts, die ihrem Fischmann angetraut wird. Nun, du magst ihr Hochzeitsschmaus werden, wenn ich deine Leiche ins Meer geworfen habe.«
Corum war der Beleidigungen müde. Er sprang vor und schwang sein Breitschwert gegen Glandyth, der flink seinen eisenüberzogenen Axtschaft hochstieß und damit, nur geringfügig taumelnd, den Schlag abwehrte. Er behielt die Axt in seiner Rechten und zog einen langen Dolch. Dann duckte er sich und zielte mit der Axt auf Corums Knie.
Corum sprang in die Höhe und die Axtschneide durchschnitt die Luft unter seinen Füßen. Er stach nach Glandyth, und sein Schwert kratzte über den Schulterpanzer des Mabden, ohne ihn zu verletzen.
Trotzdem fluchte Glandyth laut und versuchte den gleichen Trick noch einmal. Wieder sprang Corum und wieder verfehlte ihn die Axt. Glandyth sprang behende zurück und ließ die Axt auf den Krebspanzerschild sausen, der unter dem Aufprall knirschte, aber nicht zerbarst. Corums Arm jedoch war vom Handgelenk bis zur Schulter taub. Er konterte mit einem Hieb, den Glandyth auffing.
Corum trat nach Glandyths Beinen, in der Hoffnung, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, aber der Mabden sprang ein paar Schritte rückwärts, ehe er erneut stehenblieb.
Corum näherte sich vorsichtig.
Da brüllte Glandyth: »Ich bin des Spiels müde. Jetzt haben wir ihn. Bogenschützen - zielt!«
Da entdeckte Corum die Denledhyssi, die sich lautlos vor den Reihen der Ponystämme aufgestellt hatten und ihre Bogen gegen ihn richteten. Er hob seinen Schild, um sich gegen die Pfeile zu schützen.
Glandyth rannte inzwischen bereits ans Festland zurück.
Corum war verraten. Es war noch eine Stunde, ehe die Flut wiederkam. Es schien, als würde sein Opfer vergeblich sein.
Nun hörte er auch Rufe von den Burgzinnen, und eine Pfeilsalve zischte über ihn hinweg. Beldans Männer hatten zuerst geschossen.
Die Denledhyssipfeile prasselten gegen Corums Schild und Beinschutz. Er spürte einen brennenden Schmerz oberhalb eines Knies, wo sein Bein kaum geschützt war. Er blickte hinab. Ein Pfeil hatte seinen Oberschenkel durchbohrt und ragte hinter dem Knie zur Hälfte heraus. Corum versuchte sich rückwärtsgehend zur Burg zurückzuziehen, aber eine Fortbewegung mit dem Pfeil im Bein war nicht nur schmerzhaft, sondern auch äußerst schwierig. Ihn herausziehen zu wollen, würdejedoch andererseits bedeuten, daß er dazu sein Schwert fallen lassen müßte. Er warf einen schnellen Blick zum Strand.
Wie befürchtet, begannen sich bereits die ersten Reiter auf die Landbrücke zu drängen.
Mühsam schleppte er sich noch ein paar Fuß zurück, aber es war ihm klar, daß er keine Chance hatte, das Burgtor noch rechtzeitig zu erreichen. Schnell kniete er sich auf sein unverletztes Bein, legte das Schwert auf den Boden, brach den Pfeil vorne ab und zog den
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