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Corum 02 - Die Königin des Chaos

Corum 02 - Die Königin des Chaos

Titel: Corum 02 - Die Königin des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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während Kwlls Hand immer noch am Visier zerrte.
    »BITTE! NICHT!«
    Das Visier begann nachzugeben.
    »ICH FLEHE EUCH AN, PRINZ IM SCHARLACHROTEN MANTEL! LASST MICH GEHEN. ICH WERDE MICH EUCH NICHT LÄNGER ENTGEGENSTELLEN!«
    »Ihr habt kein Recht, ein solches Versprechen zu geben«, erinnerte Corum ihn heftig. »Ihr seid Xiombargs Kreatur, ohne Ehre, ohne eigenen Willen.«
    »O habt doch Erbarmen, Prinz Corum!«
    »Ich habe kein Recht, Euch Gnade zu gewähren, denn ich diene der Ordnung«, erklärte ihm Corum.
    Die Hand Kwlls zerrte ein drittes Mal und diesmal löste das Visier sich.
    Corum starrte in ein jugendliches Gesicht, dessen Haut sich bewegte, als bestände sie aus einer Million weißer Würmer. Tote rote Augen stierten aus diesem Gesicht, und all die Grauen und Schrecken, die Corum je kennengelernt hatte, waren nichts verglichen mit dem gräßlichen Anblick dieser lebenden Maske. Er schrie auf und sein Schrei verschmolz mit dem des verdammten Prinzen, als das Gesicht zu verwesen begann und die Farben der Fäulnis annahm. Ein Gestank stieg von ihm auf, der schlimmer war als alles, womit selbst das Chaos-Pack je Corums Nase gequält hatte. Und während der Vadhagh wie erstarrt dastand und die Augen nicht abzuwenden vermochte, veränderten sich die Züge. Einmal war es das Gesicht eines Mannes, einmal das einer Frau, einmal das eines kleinen Jungen, und einmal, nur ganz flüchtig, erkannte er sogar sein eigenes Antlitz. Wie viele verschiedene Physiognomien hatte Prinz Gaynor in all der Ewigkeit seiner Verdammung bereits sein eigen genannt? Millionen Jahre der Verzweiflung hatten sich in diese Gesichter gegraben. Und immer noch zerfloß es, immer noch, stierten die roten Augen vor Grauen und Qual, immer noch veränderten sich die Züge und veränderten sich und veränderten sich - Mehr als eine Million Jahre. Äonen voll Pein. Die Strafe für Gaynors namenloses Verbrechen, für seinen Bruch des Treueeids, den er der Ordnung geschworen hatte. Ein Los, das ihm nicht von der Ordnung, sondern den Mächten des kosmischen Gleichgewichts auferlegt worden war. Welchen Frevels war er schuldig, daß das neutrale Gleichgewicht ihn so sehr verdammte? Manchmal schienen die wechselnden Gesichter etwas davon zu verraten, aber sie verschwanden zu schnell wieder, um anderen Platz zu machen.
    Corum hielt nicht länger mehr Gaynors Hals in eisernem Griff. Er hatte den Kopf des Höllenqualen Erduldenden an seine Brust gepreßt. Er wiegte ihn und weinte für den verdammten Prinzen, der büßen mußte, eine Strafe, wie sie keinem lebenden Wesen je auferlegt werden sollte.
    Hier war ein Beispiel für die absolute Gerechtigkeit oder die absolute Ungerechtigkeit -, dachte Corum, während ihm die Tränen über das Gesicht strömten. Aber beide schienen ihm im Moment ohne Unterschied.
    Doch selbst jetzt konnte Prinz Gaynor nicht sterben. Er war lediglich eines Übergangs von einer Existenz in eine andere unterworfen. Bald würde er fern der fünfzehn Ebenen und den unmittelbaren Domänen der Schwertherrscher seinen ewigen Dienst für die ChaosMächte fortsetzen müssen.
    Schließlich schwand das Gesicht. Die glänzende Panzerrüstung war leer.
    Prinz Gaynor war verschwunden.
     
    Corum hob verstört den Kopf und hörte Jhary-a-Conels Stimme in seinen Ohren. »Beeilt Euch, Corum. Nehmt Gaynors Pferd. Die Barbaren trinken sich Mut an. Unser Werk ist getan!«
    Der Heldengefährte schüttelte ihn. Corum erhob sich taumelnd und tastete nach seinem Schwert, das noch im Schmutz lag, wo Gaynor es fallen lassen hatte. Jhary half ihm in den Sattel aus Ebenholz und Elfenbein.
    Sie galoppierten auf die Mauern Halwyg-nan-Vakes zu, verfolgt von dem Geheul der Mabden-Horden, die ihnen knapp auf den Fersen waren.
    Die Tore öffneten sich und schlossen sich sofort wieder hinter ihnen, während Barbarenfäuste wütend dagegenhämmerten.
    König Onald und Rhalina erwarteten sie.
    »Prinz Gaynor lebt er noch?« fragte Onald aufgeregt.
    »Aye«, erwiderte Corum mit tonloser Stimme. »Er lebt noch.«
    »Dann war alles vergebens?«
    »Nein.« Corum führte das Pferd seines Gegners in die Dunkelheit. Er vermochte mit niemandem zu sprechen, auch nicht mit Rhalina.
    König Onald wollte ihm folgen, doch dann überlegte er es sich anders. Er wandte sich an Jhary, der sich müde vom Pferd fallen ließ.
    »Dann hatte er also doch Erfolg?«
    »Prinz Gaynor existiert auf dieser Ebene nicht mehr«, erklärte Jhary ihm schleppend. »Corum hat ihn besiegt. Nun sind die

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