Corum 02 - Die Königin des Chaos
zu umkreisen, während der Kampf der Tiermenschen immer verbissener wurde. In den Schatten jenseits des Lagerfeuers beobachteten die abergläubischen Barbaren mit aufgerissenen Augen den Zweikampf, ohne zu verstehen, wie es dazu gekommen war.
Corum ließ seinen nutzlos gewordenen Schild fallen und griff mit Kwlls Sechsfingerhand nach seiner Streitaxt. Er trat mehrere Schritte zurück und schätzte die Entfernung zu seinem Gegner ab. Die Axt war eine wohlausgewogene Wurfwaffe, wie sie früher von den Fußsoldaten der Vadhagh benutzt worden war, als sie gegen die Nhadragh kämpften. Corum hoffte, daß Prinz Gaynor nicht sofort durchschauen würde, was er beabsichtigte. Mit einer raschen Bewegung hob er seinen Arm und schleuderte die Axt. Sie schoß durch die Luft und blieb in Gaynors Schild stecken.
Gaynor taumelte unter der Wucht des Aufpralls. Die Axt fiel zu Boden und der Schild zerbrach in zwei Hälften. Gaynor warf ihn von sich. Er nahm sein Breitschwert mit beiden Händen und stürmte auf Corum zu.
Corum wehrte den ersten, zweiten und dritten Hieb ab, aber die Wucht von Gaynors Angriff drängte ihn zurück. Er sprang und holte aus, um zwischen die Panzerglieder zu stoßen. Gaynor wehrte mit seinem Schwert in der Rechten erfolgreich ab und machte zwei Schritt zurück. Corum hörte seinen keuchenden Atem unter dem Helm.
»Ihr mögt vielleicht unsterblich sein, Prinz Gaynor aber Ihr ermüdet wie jeder Sterbliche auch.«
»Ihr vermögt mich nicht zu töten! Glaubt mir, ich würde den Tod nur zu gern willkommenheißen!«
»Dann ergebt Euch.« Auch Corums Atem kam nun schon fast rasselnd. Sein Herz schlug wie rasend und seine Brust hob und senkte sich heftig. »Ergebt Euch, dann werden wir feststellen, ob ich Euch nicht töten kann.«
»Mich zu ergeben, wäre gleichbedeutend mit dem Bruch meines Treueeids, den ich Königin Xiombarg geleistet habe.«
»So kennt Ihr Ehre also doch!«
»Ehre!« Gaynor lachte. »Nicht Ehre sondern Furcht, wie ich schon sagte. Wenn ich ihr die Treue breche, wird sie mich bestrafen. Ich glaube nicht, daß Ihr Euch auch nur vorzustellen vermögt, was das bedeutet, Prinz im scharlachroten Mantel.« Und wieder stürmte Gaynor auf Corum ein, und das Breitschwert wirbelte um seinen Kopf.
Corum duckte sich unter der funkelnden Klinge und traf Gaynors Beine mit einem so kräftigen Schlag, daß eines der Knie des verdammten Prinzen einen Augenblick nachgab, ehe er zurückzuspringen vermochte.
Die Chaos-Meute hatte Prinz Gaynors Tiermenschen geschlagen und war gerade dabei, die Toten als Belohnung in die Unterwelt zu schleppen.
Mit einem wilden Schrei stürzte sich Gaynor erneut auf Corum. Der Vadhagh nahm seine ganze Kraft zusammen, um den Angriff abzuwehren. Gaynor packte Corums Schwertarm und hob sein Breitschwert, um es auf den Kopf des Gegners zu schmettern. Doch dem Prinzen im scharlachroten Mantel gelang es, sich loszureißen. Die Klinge traf nur seine Schulter. Sie fraß sich durch die oberste Lage des Kettenhemds und wurde von der zweiten aufgehalten.
Aber er war nun waffenlos. Prinz Gaynor hatte sein Schwert erobert und hielt es triumphierend in seiner Linken.
»Ergebt Euch, Prinz Corum. Ergebt Euch und ich schenke Euch Euer Leben.«
»Damit Ihr mich zu Xiombarg bringen könnt?«
»Ich habe keine andere Wahl.« »Dann ergebe ich mich auch nicht.«
»Muß ich Euch denn töten?« Gaynor keuchte, als er Corums Schwert in den Schmutz fallen ließ. Er faßte sein eigenes wieder mit beiden Händen und hob es zum tödlichen Hieb.
DAS VIERTE KAPITEL
Der Angriff der Barbaren
Instinktiv warf Corum seine Hände hoch, um Gaynors Schlag abzuwehren, und da geschah etwas mit Kwlls Hand.
Schon mehr als einmal hatte sie ihm das Leben gerettet manchmal in Vorahnung einer tödlichen Gefahr und auch jetzt handelte sie wieder ohne Corums Zutun. Sie griff nach Gaynors Klinge, entriß sie ihm und schmetterte den Schwertknauf auf seinen Schädel.
Prinz Gaynor taumelte, und brach langsam in die Knie.
Nun sprang Corum vor. Er legte den rechten Arm um Gaynors Hals und drückte ihn mit aller Gewalt gegen sich. »Ergebt Ihr Euch, Prinz?«
»Ich darf mich nicht ergeben!« stöhnte der andere mit halberstickter Stimme. Aber er wehrte sich nicht mehr, als die gewaltige Hand Kwlls an seinem Visier zerrte.
»NEIN!« brüllte Gaynor entsetzt, als er erkannte, was Corum beabsichtigte. »Das dürft Ihr nicht! Kein Sterblicher darf mein Gesicht sehen!« Er begann sich in dem eisernen Griff zu winden,
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