Corum 03 - Das Ende der Götter
Halsketten und Armreifen aus Kupfer und Bronze, und mit ihren klotzigen Eisenschwertern und Äxten in ihren Händen und neben sich, in allen möglichen Stellungen auf dem Moos. Jeder wies gut ein Dutzend Wunden auf. Es bestand kein Zweifel, daß sie einander unter dem Einfluß der Wolke des Haders gemordet hatten. Jene Wolke, welche die Zauberei der Nhadragh über das Land geschickt hatte.
Corum beugte sich über die erste Leiche. »Noch nicht lange tot«, stellte er fest. »Das bedeutet, daß die Seuche immer noch ihre volle Wirkung hat. Und doch scheint sie uns nicht zu berühren. Aber vielleicht dauert es eine Weile, ehe sie bis in unser Gehirn dringt. Oh, die armen Menschen von Lywm-an-Esh und meine bedauernswerten Vadhagh Verwandten.«
Zwischen den Bäumen bewegte sich etwas.
Corum zog sein Schwert. Jetzt erst wurde ihm das Fehlen seiner linken Hand und seines rechten Auges wieder bewußt. Er fühlte sich nicht ganz, doch dann grinste er erleichtert.
Es war Jhary-a-Conel, der drei Ponys der toten Krieger an den Zügel führte.
»Zwar keine sehr angenehmen Reittiere«, erklärte er statt einer Begrüßung, »aber doch besser, als auf Schusters Rappen dahinziehen zu müssen. Was ist Euer nächstes Ziel, Corum? Halwyg?«
Der Vadhagh schüttelte den Kopf. »Es gibt nur eine einzige Möglichkeit, die noch Rettung bringen kann. Doch die liegt nicht in Halwyg. Ich zweifle, daß Glandyth dort bereits die Macht ergriffen hat, denn gewiß sucht er noch auf den anderen Ebenen nach uns. Wir reiten nach Erorn. Von dort segeln wir zu den Nhadragh-Inseln.«
»Wo der Zauberer lebt, der die Haßseuche über das Land geschickt hat?«
»Genau dorthin!«
Jhary kraulte Schnurri unterm Kinn. »Ihr habt die richtige Idee, Corum Jhaelen Irsei. Laßt uns eilen.«
Sie schwangen sich auf die zotteligen Ponys und ritten so schnell diese sie trugen durch die Wälder Bro-an-Vadhaghs. Zweimal waren sie gezwungen, sich zu verstecken, als kleine Gruppen von Vadhagh sich gegenseitig jagten. Einmal waren sie sogar unwillige Zeugen eines Gemetzels, aber es gab nichts, was sie tun konnten, um die Opfer zu retten.
Corum war erleichtert, als er endlich die Türme von Burg Erorn aufragen sah. Er hatte sich schon Gedanken gemacht, ob Glandyth oder ein anderer sie nicht vielleicht inzwischen zerstört habe. Die Burg stand jedoch so wie sie sie verlassen hatten. Der Schnee war geschmolzen, und ein milder Frühling weckte bereits die ersten Blüten und Knospen auf den Bäumen und Büschen vor der Burg. Dankbar traten sie durch das Tor.
Aber sie hatten die Gefolgsleute und das Gesinde vergessen. Trotz Jharys Mittel hatten diese der Seuche nicht auf die Dauer widerstehen können. Sie fanden zwei schrecklich verstümmelte Tote direkt vor der Tür. Weitere lagen in den verschiedensten Burgräumen alle waren sie gemordet, außer einem der Haß des letzten Überlegenden hatte zu seiner Selbstvernichtung geführt. Er hatte sich in einem der Musiksäle erhängt, und seine Gegenwart dort verursachte im Zusammenspiel der Kristalle und Springbrunnen eine schreckliche Klangfolge, die Corum, Rhalina und Jhary fast aus der Burg trieb.
Nachdem die Leichen alle beerdigt waren, stieg Corum in die Höhle unter der Burg, wo das Segelboot ankerte. Mit ihm hatten sie in den wenigen friedlichen Tagen schöne Fahrten unternommen. Corum überprüfte das Wasserfahrzeug. Es fehlte nichts. Sie konnten sofort damit aufbrechen.
Rhalina und Jhary brachten Proviant. Und als die Flut kam, setzten sie die Segel für ihre Reise, die gut zwei Tage dauern würde.
Während ihrer langen Fahrt, dachte Corum über seine Erlebnisse auf den verschiedenen Ebenen nach. So viele Welten hatte er betreten, daß er sich ihrer Zahl nicht mehr zu erinnern vermochte. Gab es wirklich Millionen von Sphären? Und jede Sphäre enthielt eine Anzahl von Ebenen? Es war schwer, sich so viele Welten auch nur vorzustellen. Und auf jeder Welt herrschte Kampf.
»Gibt es denn keine Welten, die sich des immerwährenden Friedens erfreuen?« fragte er Jhary, als der das Ruder übernahm und der Gefährte sich um die Segel kümmerte. »Gar keine, Jhary?«
Der Gefragte zuckte die Schultern. »Vielleicht. Doch ich kenne keine. Vielleicht ist es mein Los, sie nicht betreten zu dürfen. Aber ist der ewige Kampf nicht ein Teil der Natur?«
»Es gibt Geschöpfe, denen ihr Leben lang Frieden beschert ist.«
»Aye, manchen. Es gibt eine Legende, die berichtet, daß es dereinst nur eine einzige Welt gab ein
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