Corum 03 - Das Ende der Götter
hinwegschleuderte, daß sie vor den Augen der Anwesenden verschwanden.
»Kwll «, wiederholte er. »Die Macht des Multiversums ist mein!«
»Nichts und niemandem steht diese Macht zu!« brüllte Mabelrode. »Das kosmische Gleichgewicht duldet es nicht!«
»Ich jedoch unterstehe dem kosmischen Gleichgewicht nicht«, erklärte Kwll ruhig. Er wandte sich an Corum und Jhary und gab ersterem das Auge Rhynns. »Ich werde diesen hier ein Ende setzen. Nimm meines Bruders Auge auf deine Ebene mit und wirf es dort ins Meer. Mehr brauchst du nicht zu tun.«
»Und Glandyth?«
»Gewiß wirst du auch ohne meine Hilfe mit einem gewöhnlichen Sterblichen fertig. Werde nicht zu bequem, Corum!«
»Aber Rhalina.«
»Ah.«
Kwlls Arm streckte sich aus, wurde immer länger und holte Rhalina von der Seite des Schwertherrschers.
»Da!«
Rhalina warf sich schluchzend an Corums Brust.
Der Vadhagh hörte Mabelrode: »Ich muß meine ganze Kraft sammeln. Ich muß alle Kreaturen aller Ebenen, die mir den Treueeid schworen, herbeirufen. Macht Euch bereit, meine Herzöge! Das Chaos muß verteidigt werden!«
»Habt Ihr Angst vor einem einzigen Wesen, Schwertkönig?« höhnte Jhary. »Einem einzigen?«
Mabelrodes goldenes Schwert flimmerte in seiner Hand. Sein Rücken schien gebeugt, seine Stimme klang tonlos. »Ich fürchte Kwll«, erwiderte er.
»Da tust du recht daran«, brummte Kwll. »Doch nun laßt uns dieser Äußerlichkeiten entledigen und mit dem Kampf beginnen.«
Die Burg, der Rhalina Modell gestanden hatte, fing an, um sie herum zu zerschmelzen. Die Herzöge der Hölle schrien vor Schreck. Ihre Gestalten verformten sich, als suchten sie jene, die jetzt am günstigsten für sie wären. Mabelrode wurde immer größer, bis sein riesiger gesichtloser Schädel alles bedekkend über ihnen hing.
Feurige Farben durchschnitten den Himmel, stellenweise von undurchdringlicher Schwärze abgelöst. Schreie schrillten, Grunzen erklang und saugende Laute. Von überallher kamen Kreaturen, die hüpften, und solche, die sich am Boden dahinschlängelten, und andere, die galoppierten, und welche, die flogen und auch jene, die aufrecht gingen alles Kreaturen des Chaos, die gekommen waren, um König Mabelrode beizustehen.
Kwll tupfte Jhary auf die Schulter, und der Heldengefährte verschwand.
Corum keuchte. »Selbst Ihr kommt nicht allein gegen die geballte Macht des Chaos an! Jetzt bedauere ich unsere Abmachung. Ich entbinde Euch hiermit von Eurem Wort.«
»Für mich gibt es keine Abmachung.« Zwei Hände streckten sich nach Corum und Rhalina aus. Corum spürte, wie er das Reich des Chaos hinter sich ließ.
»Sie werden Euch vernichten, Kwll!«
»Ich muß zugeben, ich habe eine lange Zeit nicht mehr gekämpft, aber gewiß erinnere ich mich meiner alten Fähigkeiten.«
Corum sah, wie die ganze vereinte Chaos-Horde sich auf den uralten Gott stürzte. »Nein «
Der Vadhagh versuchte, sein Schwert zu ziehen, aber nun begann er zu fallen, und es schien die gleiche Art von Fall, wie jener aus dem Himmelsschiff. Doch diesmal hielt er Rhalina fest umklammert. Selbst als sein Bewußtsein sich wie in Watte verlor, ließ er sie nicht los, bis sie seinen Namen rief.
»Corum! Corum! Du tust mir weh!«
Er öffnete sein Auge, das er während des ganzen Sturzes geschlossen gehalten hatte. Sie und er standen auf versengtem Stein, und ringsherum rollte die See gegen die Felsen. Er erkannte den Ort nicht sofort, denn die Burg, die einst hier stand, gab es nicht mehr. Und da erinnerte er sich, daß Glandyth sie in Rauch und Asche gelegt hatte.
Sie standen auf dem Mordelberg.
Die Flut ging zurück und langsam hob die Landbrücke sich aus dem Wasser.
»Sieh!« rief Rhalina und deutete auf den Wald.
Leichen lagen dort.
»So herrscht immer noch Zwist und Hader hier«, murmelte Corum. Er wollte ihr den Arm bieten, als er das Ding in seiner Hand spürte, das er genau wie Rhalina, ohne loszulassen, festgehalten hatte. Es war das Auge Rhynns.
Er holte mit dem Arm aus und warf es weit hinaus ins Meer. Es funkelte noch einmal in der Luft, dann verschwand es in den Wellen.
»Ich bin froh, daß ich es los bin«, murmelte er.
DAS FÜNFTE KAPITEL
Glandyth-a-Krae
Als sie die Landbrücke überquert und das Festland erreicht hatten, konnten sie die am Waldrand liegenden Leichen besser erkennen. Es waren die ihrer alten Feinde, der Krieger der Ponystämme. So wie es aussah, mußten sie wie Bestien gegeneinander gekämpft haben. Sie lagen in ihren Pelzen, mit ihren
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