Corum 03 - Das Ende der Götter
dankbar dafür.«
»Die Götter haben mich ausgenutzt, Kwll. Ich bin ihrer Willkür müde. Erst machte das Chaos mich zur Schachfigur, dann die Ordnung und jetzt Ihr. Zumindest erkannte die Ordnung an, daß Macht und Verantwortung Hand in Hand gehen müssen. Ihr seid nicht besser als die Chaos-Götter!«
»Unwahr! Wir fügen niemandem Leid zu, Rhynn und ich. Welches Vergnügen liegt denn schon in diesen dummen Spielen zwischen der Ordnung und dem Chaos, die nichts kennen, als die Geschicke der Sterblichen und Halbgötter zu manipulieren? Ihr Sterblichen werdet benutzt, weil ihr benutzt sein wollt. Weil ihr dann die Verantwortung für euer Handeln auf diese eure Götter abwälzen könnte. Vergeßt eure Götter! Vergiß mich, Sterblicher, dann wirst du glücklicher sein.«
»Und doch benutztet Ihr mich, Kwll. Das müßt Ihr zugeben!«
Kwll wandte Corum den Rücken und schleuderte einen dunklen, vielzackigen Speer in die Luft, wo er ihn verschwinden ließ. »Ich benutze viele Dinge ich benutze meine Waffen aber ich fühle mich ihnen nicht zu Dank verpflichtet, wenn sie ihren Zweck erfüllt haben.«
»Ihr seid ungerecht, Kwll!«
»Gerechtigkeit?« Kwll schüttelte sich vor Lachen. »Was ist das?«
Corum machte Anstalten, sich auf den Gott zu werfen, aber Jhary hielt ihn zurück. »Wenn Ihr einen Hund abrichtet, Euch Eure Jagdbeute zu bringen, Kwll, belohnt Ihr ihn doch dafür, ist es nicht so? Dann wird er Euch auch wieder gehorchen, wenn Ihr ihn braucht«, wandte Jhary sich an den Gott.
Kwll wirbelte herum auf seinen vier Beinen, und seine Facettenaugen funkelten. »Und wenn er nicht gehorcht, richte ich einen neuen Hund ab.«
»Ich bin unsterblich«, erklärte ihm Jhary. »Und ich werde es mir zur Aufgabe machen, alle Hunde davor zu warnen, für die verschwundenen Götter zu apportieren, weil es sich nicht für sie lohnt.«
»Ich habe keine weitere Verwendung für Hunde.«
»Seid Ihr da so sicher? Nicht einmal Ihr könnt vorhersehen, was nach der Konjunktion der Millionen Sphären geschieht.«
»Ich könnte dich vernichten, Sterblicher, der du unsterblich bist.«
»Dann wärt Ihr nicht besser als jene, auf die Ihr mit Abscheu herabschaut.«
»Dann helfe ich euch eben.« Kwll warf seinen juwelenglitzernden Kopf zurück und brach in ein schallendes Gelächter aus, das selbst Tanelorn zu erschüttern schien. »Es wird mir Zeit sparen helfen, dünkt mir.«
»Ihr haltet unsere Abmachung?« versicherte sich Corum.
»Ich erkenne keine Abmachung an. Aber ich werde euch helfen.« Mit einem Satz sprang Kwll auf die beiden zu und nahm Corum unter einen und Jhary unter den anderen Arm.
»Zuerst in die Domäne des Schwertkönigs!« rief er.
Das blaue Tanelorn war verschwunden und überall um sie herum wallte die unbeständige Substanz des Chaos. Durch sie hindurch erblickte Corum Rhalina.
Aber sie war fünftausend Fuß hoch.
DAS VIERTE KAPITEL
Der Schwertkönig
Kwll stellte sie auf den Boden und betrachtete die gigantische Frau. »Es ist kein Wesen aus Fleisch und Blut«, brummte er. »Es ist eine Burg.«
Es war ein Bauwerk, ein überdimensionales, statuenähnliches Gebäude. Aber wer hatte es errichtet und zu welchem Zweck? Und wo war Rhalina selbst?
»Wir werden der Burg einen Besuch abstatten«, erklärte Kwll und stapfte durch die wogende Materie des Chaos, wie ein anderer sich durch Rauch bewegt. »Bleibt an meiner Seite.«
Sie schritten dahin, bis sie zu einem Treppenaufgang aus weißem Stein kamen, der in die Ferne führte und schließlich vor einer Tür endete, die in den Nabel der Figur eingelassen war. Seine vier Beine schienen für das Treppensteigen nicht gerade geschaffen zu sein, aber trotzdem trällerte Kwll vor sich hin, als er die Stufen emporstieg.
Endlich erreichten sie das Ende der Treppe und traten durch die runde Tür in eine riesige Halle, die von Licht erhellt wurde, das aus dem fernen Kopf der Statue herunterstrahlte.
In der Mitte der Halle stand eine Gruppe von Kreaturen, die sowohl mißgestaltet als auch von schönem Äußeren waren. Ihre Rüstungen waren von verschiedenster Art, genau wie ihre Waffen. Manche hatten Köpfe wie von Tieren, andere sahen aus wie liebreizende Frauen. Sie alle lächelten den drei Eintretenden entgegen. Und Corum wußte sofort, daß es sich bei den Versammelten um die Herzöge der Hölle handelte die Vasallen des Schwertkönigs.
Kwll, Corum und Jhary blieben in der Tür stehen. Kwll verbeugte sich und lächelte zurück. Sie schienen ein wenig erstaunt
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