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Corum 03 - Das Ende der Götter

Corum 03 - Das Ende der Götter

Titel: Corum 03 - Das Ende der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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einer anderen Ebene. Sie begann sich von ihnen nordwärts zu entfernen. Plötzlich hielt sie inne und wandte sich vielleicht sogar um, denn Corum spürte, auch wenn er es nicht sah, daß sie ihn anblickte. Unwillkürlich fuhr seine juwelenglitzernde Hand zu seinem juwelenglitzerndem Auge und tastete nach dem funkelnden Schild, welches es davor bewahrte, ständig in jene schreckliche Unterwelt zu starren, aus der er schon so manches Mal übernatürliche Verbündete herbeigerufen hatte. Es kostete ihn Anstrengung, seine Hand zurückzuziehen. Erinnerte ihn jene Erscheinung an etwas, das er in dieser Unterwelt erblickt hatte? Oder war es gar eine der Chaoskreaturen zurückgekehrt, um Erorn die Rache des Chaos zu bringen?
    »Ich sehe es nicht klar genug«, brummte Jhary. »Ist es Mensch oder Tier?«
    »Weder noch, glaube ich«, erwiderte Corum nachdenklich.
    Die Gestalt bewegte sich wieder in ihrer ursprünglichen Richtung und verschwand über die Bergkuppe.
    »Wofür haben wir das Himmelsschiff«, meinte Jhary. »Fliegen wir ihm nach.«
    Corum schüttelte schwach den Kopf. »Nein«, wehrte er ab.
    »Wißt Ihr, was es war, Corum. Erkanntet Ihr es?«
    »Es war mir nicht fremd. Aber ich entsinne mich nicht, wann oder wo ich es schon gesehen habe. Blickte blickte es mich an, Jhary? Oder bildete ich mir das nur ein?«
    »Ich weiß es nicht, aber ich ahne, was Ihr meint. Als begegne man zufällig dem Blick eines anderen, ist es nicht so?«
    »Aye so ähnlich.«
    »Ich frage mich, was es von uns wollen könnte. Oder glaubt Ihr, es hat irgend etwas mit diesem Schneefall zu tun?«
    »Nein, an Schnee erinnert es mich nicht. Eher an an Feuer! Nun entsinne ich mich wieder, wo ich es oder zumindest etwas Ähnliches sah. Im Flammenland, nachdem ich nachdem meine Hand Hanafax getötet hatte. Ich erzählte Euch davon!«
    Schaudernd dachte er daran zurück: Kwlls Hand, die das Leben des sich wehrenden, flehenden Hanafax nahm, des fröhlichen Gesellen, der ihm nichts Böses zugefügt hatte. Er dachte an die prasselnden Flammen. An die Leiche. An die blinde Königin Oorese mit den unbewegten Zügen. An den Rauch. An die titanische Gestalt über ihm auf einem Hügel, die ihn beobachtet hatte, und vor die sich plötzlich ein undurchdringlicher Rauchschleier schob.
    »Vielleicht ist es nur mein Gewissen, das mich an den unschuldigen Hanafax erinnern will und mir deshalb anklagend diese Gestalt am Berg vorspiegelt«, murmelte Corum.
    »Keine sehr überzeugende Theorie«, entgegnete Jhary ernst. »Vergeßt nicht, ich hatte nichts mit dem Tod dieses Hanafax zu tun, und ich leide auch nicht unter Schuldgefühlen. Trotzdem war ich es, der diese Erscheinung zuerst sah.«
    »Aye, das stimmt. Das stimmt.« Mit gesenktem Kopf stolperte Corum durch die Tür in den Turm. Tränen flossen aus seinem sterblichen Auge.
    Als Jhary die Tür hinter sich schloß, blieb Corum auf der Treppe stehen und blickte zu ihm hoch.
    »Was aber war es dann, Freund Jhary?«
    »Ich weiß es nicht, Corum.«
    »Aber Ihr wißt so viel!«
    »Und ich vergesse viel. Ich bin kein Held. Ich bin der Gefährte von Helden. Ich bewundere, ich respektiere. Ich biete klugen Rat, der selten befolgt wird. Ich sympathisiere. Ich rette Leben. Ich gebe der Furcht Ausdruck, die die Helden sich nicht eingestehen. Ich mahne zur Vorsicht.«
    »Das genügt, Jhary. Macht Ihr Euch lustig über Euch selbst?«
    »Vielleicht tue ich es. Auch ich bin müde, mein Freund. Ich bin der Gesellschaft düsterer Helden müde, denen das Schicksal eine schwere Last aufbürdete. Ich habe diese humorlosen Gesellen satt. Eine Weile wenigstens würde ich mich gern mit normalen Sterblichen vergnügen, möchte mit ihnen in überfüllten Tavernen zechen, möchte schlüpfrige Geschichten erzählen. Möchte zu einer Schenkendirne ins Bett schlüpfen.«
    »Jhary, warum sagt Ihr all diese Dinge?«
    »Weil ich es müde bin.« Jhary runzelte die Stirn. »Aye, warum tat ich es, Prinz Corum? Es ist gar nicht meine Art. Diese nörglerische Stimme war wirklich meine eigene!«
    »Aye. Sie war es.« Corum zog die Brauen zusammen. »Und sie gefiel mir gar nicht. Wenn Ihr mich herausfordern wolltet, Jhary, dann...«
    »Wartet!« Jhary drückte die Hand auf seine Stirn. »Wartet, Corum. Mir ist, als wolle sich etwas meiner bemächtigen, etwas, das mich gegen meine Freunde aufzuwiegeln versucht. Konzentriert Euch. Empfindet Ihr nicht Ähnliches?«
    Corum funkelte Jhary einen Augenblick an, dann verwandelte sein plötzlicher Ärger sich

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