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Corum 05 - Der gefangene König

Corum 05 - Der gefangene König

Titel: Corum 05 - Der gefangene König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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sagen, daß es eine ganze Reihe Nachteile mit sich bringt. Das Bewußtsein aller Sterblichen ist geprägt von ihrer Fähigkeit das Universum zu analysieren und ihrer Unfähigkeit das Universum zu verstehen.«
    »Einige scheint das nicht zu stören«, meinte Jhary. »Ich, zum Beispiel, bin vollauf damit zufrieden, mich treiben zu lassen geschehen zu lassen, was immer geschieht, ohne mich darum zu scheren, warum es geschieht.«
    »Ich stimme Euch gerne zu, daß es sich dabei um eine bewunderungswürdige Einstellung handelt. Aber die Natur hat uns mit einer solchen Einstellung nicht ausgestattet. Man muß erst mühsam zu ihr finden, was nicht vielen gelingt. Und wem es nicht gelingt, der ist zu einem unglücklichen Leben verdammt. Aber macht es überhaupt etwas aus, ob unsere Leben glücklich sind oder unglücklich? Sollen wir der Freude größeren Wert zumessen als dem Leid? Ist es nicht auch möglich, beide als von gleichem Wert zu sehen?«
    »Alles, was ich dazu weiß«, wandte Jhary praktisch ein, »ist, daß die meisten von uns lieber glücklich sind.«
    »Aber dieses Glücklichsein erlangen wir doch alle auf sehr unterschiedliche Weise. Die einen, indem sie sich um Gleichgültigkeit bemühen, die anderen mit ihrer Anteilnahme an der Welt. Einige, indem sie sich selbst dienen, und andere durch den Dienst an ihren Mitmenschen. Im Augenblick finde ich großen Gefallen daran anderen zu dienen. Die ganze Frage der Moralität...«
    »Kann einem egal sein, wenn der Magen knurrt«, stellte Jhary fest, der in die Pfanne schielte. »Was meint Ihr, Corum? Ist das Fleisch gar?«
    Corum lachte. »Ich glaube, aus mir wird langsam ein tiefsinniges Ekel.«
    »Ach wo.« Jhary angelte sich ein Stück Fleisch aus der Pfanne und ließ es in sein Geschirr fallen. Dann nahm er ein weiteres Stück für die Katze, das er zum Kühlen zur Seite legte. Die Katze saß derweilen auf seiner Schulter und rieb ihren Kopf schnurrend an seinem Nacken. »Ihr werdet religiös, das ist alles. Aber was kann man in einem Mabden-Traum auch anderes erwarten?«
     
    Sie ritten an einem zugefrorenen Fluß entlang, auf einem Weg, der sich fast völlig unter dem Schnee verlor, und erklommen nach und nach die Hügel. Sie kamen an einem Haus vorbei, dessen Steinwände geborsten waren wie unter dem Schlag eines gigantischen Hammers. Erst als sie dicht heran waren, erkannten sie die weißen Schädel hinter den Fenstern und die weißen Hände, die sich in einer erstarrten Geste des Grauens reckten. Die Knochen schimmerten im blassen Sonnenlicht.
    »Erfroren«, meinte Jhary. »Und zweifellos war es auch die Kälte, die die Mauern bersten ließ.«
    »Balahrs Werk«, entgegnete Corum. »Er ist der mit dem einen, tödlichen Auge. Ich kenne ihn. Ich habe schon gegen ihn gekämpft.«
    Dann waren sie an dem Haus vorbei, überquerten die Hügelkette und gelangten in eine Stadt, wo überall erstarrte Leichen lagen. Diese Leichen hatten noch Fleisch auf den Knochen. Die Kälte hatte ihnen nicht den Tod gebracht, sondern sie erst später erstarren lassen. Und alle männlichen Leichen waren grausam verstümmelt.
    »Das Werk Goims«, sagte Corum. »Die letzte überlebende weibliche Fhoi Myore. Sie hat einen unersättlichen Hunger nach einem bestimmten Teil des männlichen Körpers.«
    »Wir sind an der Grenze zum eigentlichen Reich der Fhoi Myore«, rief Jhary-a-Conel und deutete auf den Horizont vor ihnen, über dem dunkle Wolken brodelten. »Soll es uns auch so ergehen? Sollen Balahr oder Goim uns finden und uns ein schreckliches Ende bereiten?«
    »Damit müssen wir rechnen«, erklärte ihm Corum.
    Jhary grinste. »Das klingt so bedrückt, alter Freund. Tröstet Euch damit, daß, wenn sie uns so etwas antun, wir in einer Position eindeutiger moralischer Überlegenheit eingefroren werden.«
    Corum grinste zurück.
    »Das tröstet mich in der Tat«, antwortete er.
    Und sie lenkten ihre Pferde durch die Stadt und auf der anderen Seite hinaus über einen tief verschneiten Weg, vorbei an einem erstarrten Gespann. Der Wagen lag voll mit erfrorenen Kindern, die man offenbar versucht hatte, vor den anrückenden Fhoi Myore in Sicherheit zu bringen. Und sie kamen durch ein Tal, wo eine ganze Armee von Hunden zerrissen worden war. Und hier fanden sie auch wieder frische Spuren die Spuren von einem einzelnen Reiter und drei großen Hunden.
    »Gaynor reitet uns also auf unserem Weg voraus«, stellte Corum fest. »Weit kann er uns nicht voraus sein. Ein paar Stunden vielleicht. Warum

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