Corum 06 - Das gelbe Streitross
geholfen hatte, die noch namenlose Klinge zu schmieden.
Kostbare Seiden und Pelze, Schmuck aus rotem Gold und weißem Silber, aus poliertem Eisen und schimmernder Bronze, besetzt mit Smaragden, Rubinen und Saphiren das alles erfüllte die von hell brennenden Fackeln erleuchtete Halle mit den strahlendsten Farben. Die Luft war voll Rauch und dem Duft der Tiere, die in der Küche gebraten und in Vierteln hereingetragen wurden. In einer Ecke saßen Musikanten mit Harfen, Pfeifen und Trommeln und spielten süße Melodien, die zu dem Stimmengewirr in der Halle paßten. Es waren fröhliche Stimmen, und die Unterhaltung mischte sich oft mit ausgelassenem Gelächter.
Alle sprachen mit Begeisterung dem Mahle zu bis auf Corum, der guter Stimmung war, dem es aber aus irgendeinem Grund an Appetit fehlte. Gelegentlich wechselte er ein paar Worte mit Goffanound Jhary-a-Conel, trank aus seinem goldenen Horn und ließ seine Blicke über die versammelte Runde um ihn gleiten. Er erkannte alle der anwesenden großen Helden und Heldinnen des Mabden-Volkes.
Neben den fünf Königen König Mannach, König Fiachadh, König Daffyn, König Khonun von den Tuha-na-Ana und König Ghachbes von den Tuha-na-Tir-nam-Beo gab es noch viele, deren Ruhm schon in den Liedern ihrer Völker besungen wurde.
Unter ihnen waren Fionha und Cahleen, zwei Töchter des großen, schon toten Ritters Milgan dem Weißen. Blond, mit einer Haut von Milch, einander ähnlich wie Zwillinge, gekleidet in Gewänder mit gleichem Schnitt und gleicher Farbe, nur daß das eine Gewand in der Grundfarbe rot war und blau bestickt, und das andere blau war mit roten Stickereien. Die beiden kriegerischen Schwestern flirteten mit zwei Rittern ihnen gegenüber. Die honigfarbenen Augen funkelten dabei und ihr Haar wallte ihnen wild und ungebunden über die Schultern. Nicht weit von ihnen saß der, den man den Baumschwinger nannte, Phadrac vom Crag von Lyth, fast so groß und breitschulterig wie Goffanon, mit grünen, leuchtenden Augen und einem roten Mund, dem man ansah, daß er gerne lachte. Seine Waffe war ein ganzer Baumstamm, mit dem er seine Gegner vom Pferd schlug. Der Baumschwinger lachte heute abend wenig, denn er trauerte um seinen Freund Ayan mit den haarigen Händen, den er während eines Kampfspieles im Rausch erschlagen hatte. Und am nächsten Tisch war Jung Fean der Mittelpunkt, der Liebling aller Adelstöchter, die bei jedem seiner Worte kicherten und ihm über das rote Haar strichen und ihn mit den besten Bissen fütterten. Neben ihm saßen die Fünf Ritter von Eralskee; Brüder, die bis vor kurzem noch jeden Kontakt mit den Tuha-na-Ana abgelehnt hatten, weil sie eine Blutfehde gegen ihren Onkel, König Khonun führten, den sie für den Mörder ihres Vaters hielten. Jahrelang hatten sie von ihren Bergverstecken aus die Länder König Khonuns überfallen und versucht, eine Armee gegen ihn anzuwerben. Doch nun hatten sie geschworen, ihre Fehde ruhen zu lassen, bis der Sieg über die Fhoi Myore errungen war. In ihrem Äußeren glichen sich alle fünf bis auf den jüngsten, der schwarzes Haar hatte und nicht ganz so grimmig blickte wie seine Brüder. Alle trugen sie den spitzen konischen Helm mit dem Eulenzeichen von Eralskee. Große, harte Männer waren es, die jetzt in Erwartung der kommenden Kämpfe lächelten.
Dann war da Morkyan von den beiden Lächeln. Eine Narbe in seinem Gesicht ließ die eine Hälfte der Lippe nach oben und die andere nach unten lächeln, aber nicht darum wurde er Morkyan von den beiden Lächeln genannt. Man erzählte sich, daß nur Morkyans Feinde seine beiden Lächeln sahen das erste Lächeln bedeutete, daß er sie zu töten beabsichtigte, und das zweite hieß, daß sie tot waren. Morkyan beeindruckte auch durch sein elegantes, dunkelblaues Lederwams und eine passende Lederkappe. Er trug einen Spitzbart und darüber einen nach oben geschwungenen Schnurrbart. Sein kurzes Haar wurde fast ganz von der Kappe verborgen. An zwei Freunden vorbei beugte sich zu Morkyan Kernyn der Zerlumpte vor, der wie ein Bettler aussah. Seine Armut verdankte er seiner seltsamen Angewohnheit, den Familien der Männer, die er erschlagen hatte, großzügige Geschenke zu machen. In der Schlacht von dämonischer Wildheit, packte Kernyn nachher die Reue für jeden Feind, den er tötete, und er tat alles, um dessen Angehörige ausfindig zu machen und sie mit einem ausreichenden Betrag zu versöhnen. Kernyns braunes Haar und sein langer Bart waren ausgebleicht und
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