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Coruum Vol. 1

Coruum Vol. 1

Titel: Coruum Vol. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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Warren abgegeben hatte.
    Er startete die Szene Ankunft Besucher.
    Es war auch beim wiederholten Betrachten nicht leicht zu glauben, was sich dort abspielte. Die Bildqualität war sehr schlecht, weil eine dreidimensionale Lichtdarstellung auf eine zweidimensionale Aufzeichnungstechnik gebannt worden war, deren Autofokus und Tiefenschärfe natürlich nicht funktioniert hatten und vom Bediener manuell nachgeführt worden waren. Trotzdem war die Ankunft einer Art Landefähre gut zu erkennen. Die beiden Personen wurden freundlich begrüßt – keinerlei vorauseilende Anzeichen einer späteren, feindlichen Auseinandersetzung.
    Er sprang auf dem Speicherkristall zur nächsten Sequenz:
    Gespräch 1 Besucher und Häuptling
    Der Ton war sehr schlecht. Ihn wunderte, dass der Besucher in der Lage war, flüssig Maya zu sprechen. Er unterhielt sich mit dem Häuptling in einem großen Raum. Wenn die Perspektive zwischen den Rednern wechselte, kam kurz ein weiterer Besucher ins Bild, derjenige mit dem rüstungsähnlichen, insektengleichen Anzug.
    Miguel tippte mit dem Mauscursor auf die nächste Szene:
    Zeremonie Ballspielplatz
    Es war helllichter Tag, er erkannte die beiden Besucher, den Häuptling, mehrere Krieger, einen alten Maya und die Stele. Sie sah genauso aus wie heute. Die Aufnahme zeigte die Stele im Hintergrund mit der nach Osten ausgerichteten Seite, in der sich die Vertiefung für den Schlüssel befand. Der Schlüssel war nicht eingelegt.
    Es war heller Tag, mit wenig Bewegung in den Bildern, es wurden Reden gehalten. Er sprang zur nächsten Szene.
    Abreise Besucher
    Abendstimmung. Die Aufzeichnung zeigte im schwachen Kontrast eine ähnliche Situation wie bei der Ankunft der Besucher. Im Hintergrund lag eine große Doppelpyramide im Abendrot der Sonne. Er nickte befriedigt. Er hatte den Strukturkomplex aus den überwachsenen und verschütteten Trümmerhaufen und ihrer logischen Position zur Akropolis parallel zum Ballspielplatz sofort identifiziert. Das Bild zeigte einen Ausschnitt des Raumschiffsrumpfes.
    Davor stand der große Fremde, mit dem schwarzen Reif in seinen kurzen, weiß-blonden Haaren neben dem Häuptling und einem muskulösen Krieger. Sie verabschiedeten sich dem alten Maya und einem jüngeren Krieger.
    Miguel stoppte elektrisiert die Szene.
    Der Häuptling verabschiedete sich von einem jüngeren Krieger und dem alten Maya? Er starrte auf das Standbild.
    Verließ der Häuptling etwa sein Volk? Begleitete er den Fremden? Wohin? Und vor allem warum?
    Er ließ die Szene weiterlaufen. Tatsächlich! Der Häuptling und der muskulöse Krieger gingen zusammen mit dem Fremden zum Fahrstuhl des Raumschiffes und verschwanden im Rumpf. Das Schiff stieg auf, flog eine seichte Kurve über die Doppelpyramide und raste dann fast senkrecht nach oben, bis es im Dunkelblau des Himmels verschwand. Die Aufzeichnung war zu Ende.
    Miguel saß in seinem Stuhl und überlegte. Irgendetwas stimmte nicht. Er startete die Abschiedsszene erneut und sprang ans Ende der Szene. Für einen kurzen Moment war beim Start des Raumschiffes der Platz vor den Zwillingspyramiden zu erkennen. Er stoppte die Szene und justierte per Einzelbildauswahl die Stelle. Ja. Das war der Platz vor den großen Zwillingspyramiden. Am linken Bildrand war die Stele mit ihrem langen Schatten zu erkennen. Sonst nichts. – Keine Menschen. Nicht einer. Sollte so ein Ereignis wie die Abreise der Besucher und des eigenen Häuptlings nicht das eigene Volk interessieren?
    Nun – vielleicht standen sie hinter der Kamera und verhielten sich leise?
    Er stand auf. So kam er nicht weiter. Die Aufzeichnungen waren interessant, aber sie halfen ihn, nicht bei seiner Suche nach einem Grund für die plötzliche Schwächung der Stadt.
    Oder lag in der Abreise des Häuptlings der Grund?
    Miguel blieb elektrisiert stehen. Wenn der Herrscher als brillanter Stratege plötzlich nicht mehr zur Stelle war, um die eigenen Truppen gegen die Angriffe der Nachbarstaaten ins Feld zu führen oder durch geschickte politische Intrige feindlichen Entwicklungen früh entgegentreten zu können – wäre das eine Erklärung. Wenn sein Nachfolger nicht das Format gehabt hätte, es ihm gleich zu tun.
    Das wäre eine Möglichkeit, die Schwächung Coruums zu erklären. Nicht aber den Niedergang Tikals zwei Jahre später. Wie wurde der Besuch der Fremden von den anderen Stadtstaaten, allen voran Tikal bewertet? Wussten sie überhaupt davon? Eine Zuordnung der Personen auf den holografischen Projektionen

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