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Coruum Vol. 1

Coruum Vol. 1

Titel: Coruum Vol. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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zum Ergebnis der Bodenproben. Es gab nur einen Schönheitsfehler: Der Krater fehlte.
    Er lehnte sich zurück. Nichts als Sackgassen.
    Miguel nahm seine Aufzeichnungen zum wiederholten Mal zur Hand. Seit der Entdeckung der Stele, und der Bestätigung des Datums vom 30. Juni 560 nach Christus, hatte er nach Querverweisen in der Literatur der Mayastädte gesucht. Es gab einiges zu Tikal, aber nicht ein Wort zu Coruum. Das hatte ihn nicht überrascht. Das gesamte Team, ausgenommen vielleicht Doktor MacAllon, hätte Coruum kennen müssen, wenn es dazu irgendwo Aufzeichnungen gegeben hätte.
    Um so sonderbarer war die Tatsache, dass sie diese Stadt, zumindest ihre Überreste, nun gefunden hatten.
    Das Stadtzentrum lag nicht einmal dreißig Kilometer von Tikal entfernt. Coruum war nach den ersten, oberflächlichen Überprüfungen seiner Rekonstruktionen des Stadtbildes, vor dem Fund des Hieroglyphenraumes mit den Ausschnitten der holografischen Projektionen und den Satellitenbildern, vergleichbar groß wie Tikal gewesen – nur einhundertfünfzig Jahre früher.
    Das bedeutete für die damalige Zeit aber auch, dass es vergleichbar einflussreich gewesen sein musste, wie es Tikal später gewesen war. In der kriegerischen Spät-Klassik-Epoche der Maya hätte es Beziehungen unter den Städten und damit Aufzeichnungen geben müssen.
    Also hatte er akribisch wieder und wieder von vorn angefangen, bis ihm der Gedanke kam, dass diese Spuren bisher einfach noch nicht gefunden worden waren, oder man sie vielleicht schon lange beseitigt hatte.
    Es hatte in der Zeit der späten Klassik enge Beziehungen auf politischer und wirtschaftlicher Basis unter den Städten der heutigen Region Petén gegeben. Calakmul, Tikal, Caracol, Naranjo und El Peru hatten sich Jahrhunderte lang in wechselnden Bündnissen bekämpft. Längere Perioden des Friedens gab es nur, nachdem Calakmul oder Tikal sich als Größte der Stadtstaaten durchgesetzt hatten.
    Bis 553 nach Christus war Tikal mehr oder weniger konstant die Supermacht im Tiefland gewesen. Mit vielen Eroberungszügen wurde der Einfluss der frühen Metropole ausgedehnt. In Caracol herrschten die Vasallen Tikals.
    Der Bruch in der Logik der rekonstruierten Aufzeichnungen kam um 562. Wurde der Aufstand Caracols, unterstützt durch Calakmul 556, gegen die Herrschaft von Tikal noch blutig niedergeschlagen, berichten mehrere Stelen in Calakmul und Caracol von einem furiosen Sieg beider Städte über Tikal im Jahr 562 und dem Aufstieg Calakmuls zur neuen Supermacht im Tiefland.
    Über ein Zitat stutzte er besonders:
    Stern über Tikal war auf einem Altar in Caracol entziffert worden, mit dem Datum 562 versehen. Der Zusammenhang zum teilweise zerstörten Text spricht von einem Angriff auf Rest-Tikal.
    Wieso Rest -Tikal?
    Miguel stützte den Kopf in beide Hände und rieb sich die Augen. Was hatte Tikal so mitgenommen, dass es die beiden schwächeren Nachbarn nicht mehr kontrollieren konnte?
    War zwischen 556 und 562 ein Ereignis eingetreten, das Tikal nicht verkraften konnte? Hatte es vielleicht mit dem Untergang von Coruum im Jahr 560 zu tun? Gab es weitere, nicht dokumentierte Auseinandersetzungen, in deren Folge Tikal sich nicht mehr gegen die einstigen, weit unterlegenen Nachbarstädte wehren konnte?
    Er beugte sich zur Seite und schob eine Kristall-Speicherkarte in seinen Computer. Der Index des ersten Teils der im Hieroglyphenraum aufgezeichneten, holografischen Projektionen im Kristallspeicher erschien auf dem Bildschirm. Er wusste nicht genau, wonach er suchen sollte. Die Bezeichnungen der einzelnen Szenen waren eher kurz. Er las:
    Index Crystal Worm 1 von 10, Flores/Coruum
    Szene: Gespräch hohe Würdenträger
Szene: Gespräch Herrscher mit jungem Krieger
Szene: Ballspiel 1
Szene: Ballspiel 2. Aufzeichnung
Szene: Bestrafung Verlierer (Folter!)
Szene: Streit Würdenträger
Szene: Ankunft Besucher
Szene: Gespräch 1 Besucher und Häuptling
Szene: Zeremonie Ballspielplatz
Szene: Abreise Besucher
    Miguel hatte sich diese Szenen noch bei weitem nicht alle angesehen. Es war faszinierend, aber er hatte einfach noch keine Zeit dazu gehabt. Jede der Kristall-Chipkarten hatte eine Kapazität von über 20 Stunden höchster Bildqualität und das war nur der Teil, der sich mit den Besuchern beschäftigte.
    Er hätte die Aufzeichnungen auch eigentlich nicht besitzen dürfen, es waren Kopien, die Sinistra gleich bei der Erstaufzeichnung im Hieroglyphenraum angefertigt hatte, bevor sie die Originale bei Professor

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