Coruum Vol. 1
verließ uns, Kapitän Aroldi am Arm mit sich ziehend.
Raana trat zu mir. »Die haben nicht getrödelt, Keleeze. Ich hätte nicht gedacht, dass sie so schnell handeln.«
Ich stimmte ihm zu. »Die Unsichtbare Flotte hat keine Zeit verschwendet. Das bedeutet, dass dieses Signal für sie eine immense Bedeutung hat. Ich hoffe, wir kommen nicht zu spät.«
Ich betrachtete die sich auflösende Spur der Sprungsignaturen im Holodisplay.
»Nimm Kontakt mit dem Schildverband auf, sobald die K1 hier ist. Wir müssen sie finden, bevor etwas auf dem Planeten geschieht.«
Waren die Aktivitäten auf der Brücke bisher von einer unterdrückten Anspannung erfüllt gewesen, so liefen sie jetzt durch den verkürzten Countdown des Flagschiffes auf Höchstleistung. Nach nicht einmal fünf Minuten signalisierte die K1 ihre Bereitschaft zum Sprung. Seine Weisheit setzte sich zum ersten Mal, seit ich ihn auf der Brücke gesehen hatte, erleichtert in seinen Sessel.
»Wir sind bereit, Merkanteer.« Kapitän Aroldi wartete auf die Freigabe.
Ich nickte ihm zu. »Dann holt die K1 ins Ruthpark-System, Kapitän.«
Die K1 führte die gleichen Positionierungsmanöver aus wie die Relion zuvor und aktivierte ihren MSD, worauf sie hinter einem gelben Schirm verschwand, der das Schiff wie eine zweite Außenhaut einhüllte.
Sie trieb mit dem Bug voran in gleichmäßiger Geschwindigkeit durch die Mitte des Tores.
Ein kurzes Flackern störte die Sicht. Ich konzentrierte mich und kniff die Augen etwas zusammen.
Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag:
Es war nicht das Bild, welches flackerte, es war eine Störung innerhalb der Schwerkraftlinse!
Ich blickte zu Seiner Weisheit hinüber, um mich zu vergewissern, dass ich mir das nicht eingebildet hatte. Er saß erstarrt im Sessel. Dann durchbrach er den Bann und sprang auf, feine Schweißperlen auf Stirn und Nase.
Die blaue Membran flimmerte kurz, fast nicht zu erkennen. Die Verzerrung der Schwerkraftlinse nahm zu. Kleine unregelmäßige Wellen liefen über ihre Oberfläche. Wir sahen es alle zugleich, doch jeder zweifelte an seiner Wahrnehmung.
»Kapitän Roniin, abbrechen! Abbrechen! MSD umkehren!« Hud Chitziin schrie die Kommandos laut heraus, das Gesicht angesichts einer anstehenden Katastrophe verzerrt, die im Moment wohl nur er selbst sich ausmalen konnte.
Alle auf der Brücke der Relion sahen ihn überrascht an.
Das Gesicht von Kapitän Roniin an Bord der K1 wirkte nach wie vor nur leicht angespannt. Er machte sich keine Sorgen über den bevorstehenden Sprung – bei der Relion war schließlich alles gut gegangen.
»Kapitän Roniin! Das Tor wird instabil, brecht den Sprung ab! Sofort!« Hud Chitziins Worte verhallten ungehört von der K1.
Ich war hinter ihm aufgesprungen, konnte aber auch nicht mehr tun als die anderen auf der Brücke der Relion – hilflos zusehen, wie das Flagschiff, eingehüllt im gelben Kokon des Konduktionsfeldes, immer weiter durch die Membran trieb.
»Merkanteer, ich empfehle, dass sich die Relion unverzüglich weiter von der Membran zurückzieht und sich hinter der Torebene in Sicherheit bringt.« Hud Chitziin sah mich mit aufgerissenen Augen an. Er war am Rande des Zusammenbruchs.
Ich nickte. »Kapitän, bringt die Relion mit Höchstgeschwindigkeit hier weg und bewegt die Sonde in Übertragungsposition.« Alarmsirenen ertönten, und ich spürte eine leichte Übelkeit in mir aufsteigen, als sich die künstlichen Schwerkraftfelder dem maximalen Schub der Triebwerke entgegen stemmten.
Das Schiff beschleunigte auf Anordnung von Hud Chitziin ein paar Sekunden parallel zur Torebene und flog anschließend eine Kehre hinter die Ebene der Tormembran.
Dieses Manöver rettete uns allen das Leben.
Die Sonde nahm ihre Position ein und versorgte uns mit Sensordaten und dem Bild des durch das Tor treibenden Flagschiffes. Das Flackern der Membrane war jetzt ununterbrochen sichtbar. Schwere Entladungsblitze liefen vom Rand des Tores die blaue Ebene der Membran entlang und trafen auf das gelblich schimmernde Konduktionsfeld des MSD.
Jeder Treffer eines solchen Entladungsblitzes hinterließ eine Ansammlung dunkel leuchtender Flecken, die sich wie dünnflüssiges, brennendes Öl auf der Oberfläche der K1 weiter ausbreiteten.
Nach wenigen Sekunden begannen die Entladungen auch von der K1 in Richtung der Verteilerstationen zurück zu wandern. Wo sie auf eine solche trafen, zerstörten sie sie augenblicklich in einem dunkelrot glühenden Plasmaball. Die verbleibenden
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