Coruum Vol. 1
auf dem leeren Dockabschnitt um, in dem sie mit ihrem kleinen Schiff gelandet waren, und fluchte vor sich hin.
Die Fähre der eintreffenden Händler würde sich gut zwei Kilometer entfernt befinden. Wie sollten sie das schaffen?
»Siir, hier wird es eng«, ergänzte Speer. »Ein hoher Kirchenrepräsentant verlangt ein Gespräch mit dein Vorsitzenden. Mir gehen langsam die Ideen aus.«
Rufs Gehirn arbeitete fieberhaft.
»Sag ihm, der Vorsitzende bedauert, aber er holt wichtige Besucher persönlich vom privilegierten Dockbereich ab. Er wird um so glücklicher sein, ihn nach seiner Rückkehr zu empfangen – und benutze den offenen Kanal, damit alle Wachen es hier mitbekommen.«
Ruf sah das hereinkommende Schiff der Händler bereits am Horizont. Er versuchte die Zeit abzuschätzen, die sie benötigten, um hinzulaufen.
Er gab Speer letzte Instruktionen: »Versiegle danach die Türen des Gemachs und des Vorraumes und komm, so schnell du kannst, zum Landeplatz des Gildenschiffes.«
»Wir nehmen den hier!« Kooi war auf den Fahrersitz eines Antigrav-Schleppers gestiegen, der – in einer Nische geparkt – Ruf beim Heraustreten auf das Dock nicht aufgefallen war.
Er warf ihr ein dankbares Lächeln zu, und die beiden Männer sprangen auf das unförmige Arbeitsgerät, welches sich sofort mit Höchstbeschleunigung auf den reservierten Landebereich zu bewegte.
Ihre Probleme begannen zu wachsen.
Ruf erkannte schon beim Näher kommen das das Händlerschiff direkt neben der Kirchenfähre landen würde, die natürlich ebenfalls im privilegierten Dockbereich stand. Er konnte das Empfangskomitee des Kirchenrepräsentanten weithin sehen. Die dunkelroten Roben wehten im leichten Wind, der über das Dock strich.
»Müssen wir höflich sein?«, fragte Kooi in einem Ton, der ihre Abscheu gegenüber allem den Kirchenwelten Zugehörigen ausdrückte.
»Ich denke schon«, antwortete Ruf verstimmt, »es sei denn, du möchtest von Treerose persönlich für den Rest Deines Lebens in die Septid-Bergwerke nach Triumphane entsandt werden.«
Ihre Unterhaltung erstarb, als Kooi Sekunden später den Schlepper möglichst dicht vor der Fähre der Gildenhändler abstellte deren Landetriebwerke mit leuchtendblauen Strahlenschutzschilden über Sie hinausragten.
»Hindert sie am Aussteigen und macht das Schiff startklar!«, befahl Ruf den beiden gepresst, setzte eine freundliche Miene auf und sprang aus dem Führerhaus.
Zielstrebig ging er auf die fünfzig Meter entfernt stehende, zentrale Gestalt der Kirchenritter zu. Er war nicht überrascht als er auf eine zierliche Frau mittleren Alters in einem schlichten roten Gewand traf, die ihn aufmerksam beobachtete.
Zwei der dunkelrot-schwarz gekleideten Kirchenritter in vollem Ornat bedeuteten ihm mit ausgestrecktem linken Arm in respektvollem Abstand von der Frau stehen zu bleiben. Ihre schräg nach vorn geneigte Hand befahl ihm, niederzuknien.
»Wir sind drin und haben die Kontrolle. Es gab zwei Tote.« Zaguuns Bass flüsterte in seinem Ohr.
Ruf überlegte kurz, wie unterwürfig er sich zeigen sollte, und entschied sich für eine knappe Verbeugung. Dann sah er der kleinen Frau ins Gesicht.
»Erlaubt, dass ich mich vorstelle, Mutter«, begann er, die formelle Anrede benutzend. Sie nickte ihm leicht zu, ihre blauen Augen mit durchdringendem Blick auf ihn gerichtet.
»Ich bin Ker Asdiin, Händler der Heratis und zu Gast bei dem verehrten Seers O’Lamdiir, der mich schickt, sein Nichterscheinen zu entschuldigen.«
Ruf wartete auf eine Reaktion und wollte bereits einen Grund für das Nichterscheinen des Vorsitzenden anführen, als die Frau ihm mit leiser Alt-Stimme antwortete.
»Ich bin Persephone die 17. Legatin der Mutter Kirche in diesem Abgrund des Roten Nebels. Euer Name sagt mir nichts, Händler, was mich aber nach Eurer Respektlosigkeit auch nicht überrascht.«
Ihre Verachtung für ihn und diesen Ort war unüberhörbar.
Er zuckte innerlich zusammen, als er ihren Titel hörte. Sie war die höchste Repräsentantin der Kirche auf diesem Planeten. Ruf durfte sie nicht berühren oder sie durch weiteren nicht gezollten Respekt verärgern, wollte er nicht schwerste politische Verstimmungen riskieren.
Er kniete nieder und senkte tief den Kopf.
»Verzeiht, wenn ich nicht weiß, wie ich mich vor Euch zu benehmen habe, Mutter. In den Sieben Königreichen, wo ich üblicherweise Handel treibe, habe ich wenig Erfahrung mit so hohen Fürsten der Kirche, wie Ihr es seid.«
Einer der beiden
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