Coruum Vol. 1
seinen Baumstamm werfen musste und nicht bei uns mitmachen konnte. Das hatte deutlich nach Absprache gerochen, und der Clan war sehr erbost gewesen. Der König hatte unsere Mannschaft daraufhin zur Versöhnung nach Balmoral-Castle eingeladen, etwas, was er sich ein zweites Mal bestimmt überlegen würde. Seine Whisky-Bestände hatten sehr gelitten.
»Ich denke, Don«, Brian entließ andächtig eine Zigarrenwolke in Richtung Decke, »wenn du noch etwas trinkst, werden wir morgen alle vom Platz ziehen.«
Ich nickte zustimmend. »Aye!«
Er setzte sich auf die Vorderkante seines Sessels und schlug die Stiefel übereinander.
»Sag mal, dieser George Mason, hat Kenneth dir etwas über ihn erzählt?«
Ich blickte ihn interessiert an. »Nein, nicht wirklich. Nur, dass sie in den Neunzigern zusammengearbeitet haben.«
Brian lächelte mich an. »William hat ihn erkannt. Mason war der Sicherheitsberater des letzten US-Präsidenten.«
Ich pfiff leise durch die Zähne. »Nicht schlecht. Vielleicht kann ich mal seine Kontakte brauchen.«
»Genau das ist es, Don. Er ist jetzt allerdings schon eine Zeitlang im Ruhestand, nimmt nur noch an irgendwelchen Sonderveranstaltungen teil.«
»Gut zu wissen, ich werde morgen mit Kenneth noch einmal drüber sprechen.«
Ich stand auf und klopfte ihm leicht auf die Schulter. »Brian, wir müssen morgen früh raus. Ich hatte einen langen Tag. Treib es nicht zu lang!«
Er winkte mir mit einem Arm zu und drehte sich meinen Sessel herum, um eine Unterlage für seine Füße zu haben. Ich war sicher, ich würde ihn am Morgen in genau dieser Position wiederfinden, steckte ihm zum Abschied meine Zigarre in die Brusttasche und klopfte ihn fest auf die Schulter.
Zurück auf meinem Zimmer rief ich erneut erfolglos bei Karen an. Ich legte mich ins Bett, las noch in ein paar Studienarbeiten und wartete auf den Rückruf.
Das Fiedeln des Computertelefons holte mich aus dem Schlaf. Es war noch dunkel und die Leselampe tauchte mein Bett in eine diffuse Insel des Lichts. Der Vibrationsalarm ließ das Telefon auf dem Nachttisch herumskaten.
Ich tippte verschlafen auf die Freisprechtaste. »Hallo?«
»Don? Bist du es? Hier ist Karen!«
Ich war schlagartig wach.
»Karen! Wie geht es dir?« Ich hatte ihr Bild von unserem letzten Treffen in Naples vor Augen. Sonnengebräunt, schulterlange braune Haare, grüne Augen, leichtes Make-up und eine tadellose Figur.
»Don«, sie klang etwas außer Atem, »hier ist einiges los. Hat Megan schon mit dir gesprochen?«
»Vorhin. Sie sagte, du hättest in Guatemala eine Maya-Stadt entdeckt. Gratulation!«
»Danke. Leider habe nicht ich sie gefunden, sondern ein amerikanischer Professor bei einer missglückten Rettungsaktion für einen seiner Studenten«, antwortete sie betrübt.
»Oh.«
»Den Studenten konnte ich noch retten – der Professor ist leider ertrunken.« Sie machte eine kurze Pause.
»Kurz vor seinem Tod hat er allerdings eine sehr bemerkenswerte Stele gefunden.«
Die Verbindung klickte ein wenig.
»Wie kann ich dir helfen Karen? Megan sprach von unbekannten Hieroglyphen auf der Stele.«
»Ich denke, das beschreibt es, Don«, antwortete sie wieder zügiger – froh das unglückliche Thema des toten Professors verlassen zu können. »Es sind allerdings nicht unbedingt Hieroglyphen, sondern es sind auch Zeichen dabei, die eher eine Ähnlichkeit mit Bildern oder Piktogrammen aufweisen. Das ist zur Zeit die Sensation, und einer der Gründe für die Aufregung hier und meinen Anruf.«
Sie machte eine kurze Pause, in der die Leitung rhythmisch aussetzte.
»Du … wissen, der Ballspielplatz ist noch vollkommen … üttet. Er liegt jetzt sozusagen in einer Höhle, in der drei … das Wasser steht. Der Grund ist mit Geröll und Schlamm übersät, und wir hatten … große Pumpen vor Ort, um das Wasser … saugen. Das hat sich allerdings sehr schnell als ein un … Unterfangen herausgestellt.
Das Wasser ist aus dem Kalkgestein schneller nach …, als wir es hochpumpen konnten. Seit drei Tagen arbeiten jetzt Taucher in der Höhle, um die Trümmer auf dem Boden zu untersuchen. Und dabei haben wir die Stele … den.«
Vor lauter Begeisterung geriet ihr letzter Satz etwas schrill.
»Die Stele liegt noch zum großen Teil … Schlamm und … ungefähr sechs Meter hoch … Ihr Gewicht schätze ich … rer Größe auf ungefähr fünfundzwanzig To … Sie muss in der Mitte des Ballspielplatzes gestanden haben und wurde mit ihm verschüttet. Sie ist nur sehr
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