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Coruum Vol. 1

Coruum Vol. 1

Titel: Coruum Vol. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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der Decke liegt. Diese dicke Linie kennzeichnet den Verlauf der Straße von Flores nach Tikal, die genau über den nördlichen Rand des Ballspielplatzes verläuft. Innerhalb dieses Kreises wird zur Zeit der Boden abgetragen, um eine größere Öffnung zu bekommen, durch die wir die Stele heben können. Hier hinten versuchen wir ein Loch in den Boden zu bohren, um einen weiteren Abfluss für das Höhlenwasser nach unten in das Grundwasser zu bekommen.«
    »Den Ansätzen der Ausmaße dieser Gebäudestrukturen folgend, kommen wir in einer Hochrechnung – zugegeben sehr grob – auf eine Stadt, die von der Größe her Tikal durchaus entsprechen kann.« Raymond drehte seinen Monitor so, dass wir die Grafik auf dem Bildschirm sehen konnten. Dort waren die Eckpunkte des Platzes und seiner umgebenden Fundamentreste digital erfasst und mit Vergleichsstrukturen anderer Mayastädte ergänzt worden.
    »Wo immer ein Ballspielplatz dieser Größe und Anordnung gefunden wurde, gab es weitere Gebäude in der unmittelbaren Umgebung. Die Maya haben immer in Komplexen gebaut«, erklärte er.
    »Zwillingspyramiden waren bedeutende Gebäudekomplexe, die von den Maya nur alle zwanzig Jahre für einen vollendeten Kalenderumlauf des Katuns errichtet wurden. Wo es eine Zwillingspyramide gab, gehörten auch immer große, rechteckige Basisterrassen dazu.
    Wo eine Akropolis gefunden wurde, gab es wenigstens einen Zwillingspyramidenkomplex, usw. Alle Strukturen waren rechtwinkelig und hatten quadratische oder rechteckige Grundrisse. Selbst die konservativste Hochrechnung ergibt für diesen Komplex eine Stadt mit wenigstens fünfzigtausend Einwohnern. Ihre Ausläufer müssen sich bis zu den Ufern des Petén Itzá erstreckt haben.« Raymond verschob das Computerdiagramm auf dem Bildschirm bis zum See.
    »Was wir zur Zeit überhaupt noch nicht verstehen, ist der Grund und die Ursache ihrer Zerstörung und Verschüttung.« Er trat wieder zu uns an den Plan und deutete auf einen eingezeichneten Hügel an der Ostseite des Ballspielplatzes.
    »Ich würde zu gern hier graben, um festzustellen, ob darunter noch Gebäudereste zu finden sind. Ich bin sicher, dort stand eine mächtige Tempelpyramide, vergleichbar mit der Zentralakropolis in Tikal, möglicherweise sogar größer, wenn wir, wie in der Computersimulation, die Längsseite des Platzes als Ausgangslinie nehmen, wo sie nach der üblichen Analogie der Tempelanordnungen beginnen müsste. Einen quadratischen Grundriss zugrunde gelegt, entspräche das genau den Proportionen des Hügels hier.«
    »Das Sonderbare an dem Fund ist, dass die Gebäudereste regelrecht verschüttet wurden. Alle anderen Maya-Städte, die in den letzten hundertfünfzig Jahren gefunden wurden, waren vom Regenwald verschluckt worden, nachdem die Bevölkerung sie verlassen hatte. Nicht eine lag unter der Erde, so wie diese.« Karen deutete auf die skizzierten Umrisse der Hügel.
    »Hinzu kommt, dass diese Hügel – sofern wir einmal unterstellen, dass sie andere Strukturen verbergen – viel zu flach sind im Verhältnis zur ursprünglichen Grundfläche ihrer Gebäude. Diese hätten fast bis auf die Grundmauern abgetragen worden sein müssen, um sich in diesen Hügeln zu verstecken«, sagte sie mit einem Seitenblick auf Raymond.
    »Wenn du mich fragst, was da passiert ist« – fing sie meine auf den Lippen liegende Frage ab – »entweder wurde die Stadt Stein für Stein abgebaut – wovon ich noch nie zuvor in dieser Größenordnung gehört hätte – oder eine gewaltige Explosion hat sie regelrecht weggeblasen.«
    Ich runzelte die Stirn und Raymond blickte unter heruntergezogenen Augenbrauen hervor.
    »Ein, Explosion? Wodurch hervorgerufen? Es gibt keine vulkanischen Aktivitäten in dieser Region«, sagte Raymond. »Und warum hat dann Tikal davon nichts abbekommen?«
    »Das können wir nicht wissen. Möglicherweise hat es was abbekommen, nur wurde Tikal im Gegensatz zu dieser Stadt wieder aufgebaut.« Karen wollte noch nicht von ihrer Idee loslassen.
    »Ich glaube, wir lösen dieses Rätsel nicht, bevor wir ein paar weitere Strukturen untersucht haben, und vor allem nicht, bevor wir die Analysen der Bodenproben haben.« Raymond holte sich seinen Kaffeebecher.
    Karen sah mich an. »Und du? Wie weit bist du mit den Abschriften der Stelenhieroglyphen gekommen, Don?«
    Ich zog mir den Stuhl vom dritten Schreibtisch heran und setzte mich neben Karen. Raymond kam mit seinem Stuhl zu uns rüber. Aus meiner Jackentasche holte ich

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